MAINZ. Die rheinland-pfälzische Kultusministerin Doris Ahnen (SPD) gerät unter Druck: Werden Vertretungslehrer im Land mit Kettenverträgen systematisch ausgebeutet? Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kritisiert jedenfalls, in Rheinland-Pfalz gebe es zu viele dieser Verträge. Auch CDU-Fraktionschefin Klöckner fordert ein Umsteuern.

Mit Plakat- und Unterschriften will die GEW gegen die Beschäftigung zahlreicher Vertretungslehrer in Rheinland-Pfalz protestieren. Viele Lehrer arbeiteten schon mit fünf oder mehr befristeten Arbeitsverträgen hintereinander ohne konkrete Aussicht auf eine unbefristete Stelle, teilte die GEW in Mainz mit. Unter dem Motto «Wir wollen rein! – Junge Lehrkräfte brauchen eine Perspektive» wirbt die Gewerkschaft an Schulen und Universitäten für mehr Planstellen für Lehrer. Von rund 1500 ausgebildeten jungen Lehrern pro Jahr könne bisher aber nur ein kleiner Teil damit rechnen.
CDU-Landtagsfraktionschefin Julia Klöckner verlangte ebenfalls eine Abkehr von der jetzigen Praxis. «Es ist unanständig, wie die Landesregierung mit Vertretungslehrern umgeht. Das ist Zeitarbeit, das sind Kettenverträge, die das Land als Arbeitgeber abschließt», sagte Klöckner. Die rot-grüne Landesregierung dürfe nicht Leiharbeit geißeln und sich bei Vertretungslehrern dann selbst so verhalten. «Wir brauchen eine verlässliche Unterrichtsversorgung für jede einzelne Schule.»
Das Bildungsministerium hatte die Kritik zum Ende des Schuljahres zurückgewiesen. Die Verträge der Vertretungslehrer seien zum Überbrücken von Mutterschutz oder Erkrankungen gedacht und deshalb befristet, teilte das Ministerium Anfang Juli mit. Die Anzahl der Verträge entspreche im Monatsdurchschnitt 2000 Vollzeitstellen. Über die Sommerferien liefen rund 1300 bezahlte Stellen weiter. Ein Pool mit dauerhaften Vertretungslehrern soll im kommenden Schuljahr auf 300 und bis 2016 auf 1000 ausgeweitet werden. Dies reicht aus Gewerkschaftssicht aber nicht, um den Bedarf zu decken.
