Philologenverband Niedersachsen: Empörung zum Schuljahresanfang

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HANNOVER. Der Vorsitzende des Philologenverbandes Niedersachsen, Horst Audritz, charakterisiert die Stimmung an den Schulen und insbesondere an den Gymnasien beim Start ins neue Schuljahr folgendermaßen: “Zu Schuljahresbeginn herrscht unter der Lehrerschaft Wut und Empörung über die Beschlüsse, die das rot-grüne Landeskabinett Anfang Juli zur Erhöhung der Arbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer gefasst hat und über die hohen Belastungen, denen die Gymnasien weiterhin ausgesetzt sind.“

Die Empörung unter den Lehrerinnen und Lehrern sei mehr als verständlich, so Audritz. Durch die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für Gymnasiallehrer und durch die Streichung der seit Jahren beschlossenen Wiederherstellung der früheren Altersermäßigung für alle Lehrer fühlten sie sich von der Landesregierung provoziert und regelrecht „veralbert“, wenn diese Erhöhung der Arbeitszeit auch noch damit begründet werde, dass man dieses Geld für andere Maßnahmen im Bildungsbereich brauche, die man im Wahlkampf versprochen habe, während bekanntlich die Steuerquellen derzeit nur so sprudelten.

Heftige Kritik übte Audritz auch an Kultusministerin Heiligenstadt, die die Auffassung vertreten hatte, diese Sonderopfer zu Lasten der Lehrer seien „vertretbar und verkraftbar“. Diese mehr als zynischen Bemerkungen der Ministerin zeigten einmal mehr, wie wenig die derzeitigen schwierigen beruflichen Bedingungen in den Schulen der verantwortlichen Ministerin und der rot-grünen Politik gegenwärtig und für deren Handeln maßgeblich seien. Offensichtlich sei der Ministerin unverständlicherweise nicht einmal bekannt, dass die Arbeitszeit der Gymnasiallehrer auch unter Berücksichtigung der Ferien nach allen Untersuchungen schon vor 40 Jahren bei 46 Stunden gelegen habe und damit damals wie heute weit über der 40-Stunden-Woche des öffentlichen Dienstes liege. Auch würde im Kultusministerium bewusst übersehen, dass die Aufgaben in den Schulen gerade in den letzten Jahren stark angewachsen seien und einen derartigen Umfang erreicht hätten, dass sie zu gesundheitlichen Schäden bei den Lehrkräften führten, worauf jüngst sogar der Landesrechnungshof ausdrücklich hingewiesen hatte.

Die niedersächsischen Lehrerinnen und Lehrer, unterstrich Audritz, werden am 29. August in Hannover mit einer von allen Lehrerverbänden organisierten Großkundgebung Front gegen diese unseriöse und provokante Politik von Rot-Grün machen und in solidarischer Gemeinsamkeit zeigen, dass sie dieser ungerechten Politik der einseitigen Lastenverteilung und der unzumutbaren Sonderopfer entschiedenen Widerstand entgegensetzen. Audritz ließ aber auch erkennen, dass er noch auf die Einsicht und die politische Vernunft der Abgeordneten der Regierungsparteien setze, die letztlich den Landeshaushalt zu beschließen hätten.

Die miese Stimmung in den Schulen zu Anbeginn dieses Schuljahres werde auch noch dadurch verstärkt, dass die Landesregierung die Zahl der zum 1. August ausgeschriebenen Stellen an Gymnasien erheblich heruntergefahren habe, so dass die 330 in den Ruhestand getretenen Lehrkräfte insgesamt nicht ersetzt würden, da lediglich 225 Planstellen neu ausgeschrieben worden seien.

Dieser Stellenabbau und die damit verbundene bewusste Verschlechterung der Unterrichtsversorgung werde, so Audritz, die Arbeit in den Gymnasien erheblich belasten und die Aufgaben von Unterricht und Erziehung erschweren. Mit dem Abbau der Unterrichtsversorgung fahre die Landesregierung aber nicht nur die Unterrichtsversorgung an den Gymnasien herunter, sie bewirke damit weitgehend auch ein berufliches Aus für junge Lehrerinnen und Lehrer, die sich in der Ausbildung befänden. Schon zum aktuellen Einstellungstermin seien für über 700 neu ausgebildete Gymnasiallehrer in Niedersachsen nur 470 Stellen ausgeschrieben worden, obwohl der Bedarf in den Schulen groß sei.

Audritz unterstrich, dass damit auch die Hoffnung von Eltern, Schülern und Lehrern auf die erforderliche Senkung der Klassen- und Kursfrequenzen zunichte gemacht worden sei. So würden auch weiterhin große Klassen und Kurse den unterrichtlichen Alltag in den Gymnasien bestimmen und damit auch diejenigen Lügen strafen, die ständig von sich behaupteten, sie wollten die Situation in den Schulen verbessern. Insgesamt sei dies daher kein Schuljahresauftakt, der auf motivierte Lehrerinnen und Lehrer und zufriedene Eltern und Schüler treffen könne.

 

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