Rolf Zuckowski: «Die ersten Lieder sind die wichtigsten»

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HAMBURG. Singen mit Kindern braucht kein Konzept, keine pädagogische Studie. Beim Kinderliedkongress an diesem Wochenende diskutieren internationale Liedermacher auch über die Zukunft ihrer Musik. Sie wird vielfaltig sein.

Die Zukunft des Kinderliedes liegt nicht in pädagogischen Konzepten, sagt Liedermacher Rolf Zuckowski. «Sie liegt in der Vielfalt der Musik.» Beim Kinderliedkongress in Hamburg treffen sich von Freitag an Künstler, Vertreter von Musikverlagen und Wissenschaftler. Gemeinsam suchen sie die Kinderlieder der Zukunft.

Moderne Bands wie Deine Freunde zum Beispiel präsentieren dort Hip-Hop für Kinder und Eltern. «Ohne die Schroffheit des Erwachsenen-Hip-Hops», meint Zuckowski. «Hip-Hop ist eher eine Zuhörmusik», die Kinder könnten also nicht sofort mitmachen. Macht nichts: «Hip-Hop ist eine Chance, sehr zeitgeistig zu texten. Man kann mit den Wörtern mehr spielen, als wenn alles melodiemäßig klingen muss.»

Zuckowski schreibt seit den frühen 70er Jahren Lieder für Kinder. Mehr als 15 Millionen Tonträger hat er verkauft; 2008 wurde er mit einem «Echo» für sein Lebenswerk ausgezeichnet.

Heute kommen Kinderlieder zunehmend von Bands, beobachtet er. «Sehr zupackend, oft sehr witzig. Sie rücken das Selbstbewusstsein der Kinder in den Vordergrund.» Und da kommen Integration und Toleranz ins Spiel: Ein Schwerpunkt des Kongresses sind Lieder, die von Elementen der Gebärdensprache begleitet werden.

Rolf Zuckowski will zukünftig weniger auf der Bühne stehen. (Foto: marcimarc/Wikimedia)
Rolf Zuckowski will zukünftig weniger auf der Bühne stehen. (Foto: marcimarc/Wikimedia)

«Die Art, wie die Eltern leben, hat sich gewandelt,» hat der 66-Jährige beobachtet. Der Raum für das Singen sei kleiner geworden. Dabei spiele das Kinderlied eine große Rolle in der Erziehung. Familien singen gemeinsam, ob bei Geburtstagen oder auch in Trauer. «Dann merken die Kinder, dass Musik ins Leben gehört und das Leben auch bereichert. Ohne, dass man daraus ein Konzept machen muss.»

Deshalb solle das Singen in Kindergärten wieder mehr Gewicht bekommen. Es tue der Gemeinschaft gut, und auch den einzelnen Kindern – wenn es denn gemacht wird. «Das ist in der Ausbildung der Erzieherinnen alles andere als ein Schwerpunkt», kritisiert Zuckowski. Dabei habe ein Sänger mit einer Gitarre im Kindergarten nach wie vor eine große Wirkung auf die Jüngsten.

Beim Kongress in Hamburg wird auch die Erziehung ein wichtiges Thema sein. Die Liedermacher Matthias Meyer-Göllner und Helmut Meier besprechen Kinderlieder als «grundlegendes Element kultureller Erziehung» in ihrem Workshop. «Reijo Kekkonen aus Finnland wird Wiegenlieder aus aller Welt vorstellen», sagt Zuckowski. Isabell Prophet/dpa

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