Neuer Film: Schulwege von Kindern – mitunter mühsam

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BERLIN. In manchen Regionen der Welt bedeutet der Schulweg einen mehrstündigen Fußmarsch. In seinem neuen Dokumentarfilm zeigt der französische Filmemacher Pascal Plisson Kinder auf dem Weg zur Schule.

Endlos weit zieht sich die kenianische Savanne, karg das patagonische Hochland und schmal der steinige Fußpfad hoch über das Atlas-Gebirge in Marokko. So sehen Wege aus, die zehn- bis zwölfjährige Kinder viele Kilometer weit zurücklegen: Der faszinierende Dokumentarfilm «Auf dem Weg zur Schule» zeigt vor allem zwei Dinge: Der Zugang zu Bildung ist nicht überall auf der Welt selbstverständlich und einfach, im wörtlichen Sinne. Und: Kinder gehen diesen Weg trotzdem – und zwar so selbstständig, freudig und mutig, dass es Helikopter-Eltern hierzulande dabei schlicht schwindlig werden dürfte.

Svannenlandschaft in Mauretanien
Für viele Kinder bringt der Schulbesuch tagtäglich viele Kilometer Fußmarsch mit sich. Foto: Harald Schottner / pixelio.de

Der Franzose Pascal Plisson hat einen beeindruckenden Film gedreht, der so gut wie ohne Worte auskommt und doch ganz viel sagt und ganz nah bei seinen jungen Protagonisten bleibt. Zugleich weitet sich der Blick auf umwerfende Landschaften, die nicht nur schön, sondern auch eine echte Herausforderung und Gefahr sind. Da ist Jackson (11), der jeden Morgen mit seiner jüngeren Schwester von der einsamen Familienhütte in der kenianischen Savanne aus aufbricht. Zwei Stunden lang laufen die beiden, verschrammelte Wasserkanister und Brennholz in der Hand, 15 Kilometer weit zur Schule – und zwar laufen im eigentlichen Sinne. Ihr Weg führt vorbei an Giraffen und Elefanten, die auch mal gefährlich werden können. Doch kneifen gilt nicht – notfalls gehen die beiden für eine Weile hinter einer Böschung in Deckung.

Für Zahira (12) und ihre beiden Freundinnen führt der Schulweg ähnlich weit über das hohe Atlas-Gebirge. Steil und unwegsam ist der Pfad, den die drei mit ihren langen Kopftüchern lachend, plappernd, aber auch mal mit Tränen und Fußschmerzen erklettern. Eine Zwangspause muss eingelegt werden, bis Zahira schließlich selbstbewusst eine Mitfahrgelegenheit per Auto für das letzte, befahrbare Wegstück zur Schule ausfindig macht. Mädchenpower auf marokkanisch.

Carlito (11) legt den 18 Kilometer langen, einsamen Schulweg zusammen mit seiner kleinen Schwester Micaela auf dem Rücken eines Pferdes zurück. Anderthalb Stunden reiten sie durch das steingraue Hochland Patagoniens, nach einem besonders gefährlichen Teilstück halten sie jeden Tag an einem kleinen Altar – Zeit für ein Dankgebet muss sein.

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Samuel (13) schließlich ist für den Schulweg im Golf von Bengalen auf die Hilfe seiner zwei kleinen Brüder angewiesen: Samuel sitzt nach einer Kinderlähmung im Rollstuhl, und die beiden Kleineren schieben und ziehen ihn in dem selbstgebastelten Rostgefährt mit einem Plastikstuhl als Sitzfläche täglich vier Kilometer weit zur Schule – querfeldein, durch Wassersenken und über sandige Anhöhen. Schon beim Zusehen bricht einem der Schweiß aus, aber kein Jammern oder Fluchen ist zu hören. Stattdessen rücken die Kleinen dem großen Bruder lachend das Hemd zurecht, bevor sie ihn durchs Schultor rollen.

Auch den Zuschauer hinterlässt dieser wortlose Film sprachlos im besten Sinne: Die Schulen, zu denen diese Kinder gehen, sind zumeist Dorfschulen einfachster Art. Doch die Wertschätzung von Bildung ist hoch, wortwörtlich kein Weg zu ihr zu weit. So viel Begeisterung und auch Anstrengungsbereitschaft für etwas, das in reichen Ländern viele selbstverständlich nehmen. Das beschämt.

Kindern, die im Elterntaxi um die Ecke zur Schule chauffiert werden und über jeden Schritt via Handy Rechenschaft ablegen müssen, ist jedenfalls zu wünschen, dass sie zumindest im Film diese ganz anderen Wege zur Schule kennenlernen. Der Film startet am 5. Dezember in den deutschen Kinos. Es gibt umfangreiches Begleitmaterial für Klassen. (Andrea Barthélémy, dpa)

Zur Homepage des Films mit Unterrichtsmaterialine und zum Kinofinder geht es hier

Zum Bericht: Studie: Länge des Schulwegs wirkt sich auf Noten aus

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3 Kommentare
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Jan Rehak
10 Jahre zuvor

Hallo,
ich werde mir gerne den Film ankuken, bzw. meinen Kindern zeigen. Sind die paar gesprochene Worte auch schon auf deutsch oder englisch.

danke Jan

Walter
10 Jahre zuvor

Diesen Film sehen sich Schulklassen an. (Mitteilung an mich), also müsste er geeignet sein. Div. Sprachen … sofern reden Sinn macht …

Doris
10 Jahre zuvor

Ich kann den Film in keinem Frankfurter Kinoprogramm finden. Wann und wo läuft er im Rhein-Main-Gebiet?