Zu liberal? Muslime fordern Absetzung des Islam-Theologen Khorchide

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MÜNSTER. Im Streit um die Ausrichtung der islamischen Theologie an der Universität Münster ist es zu einem offenen Bruch mit den Islamverbänden gekommen. Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) beschrieb das Verhältnis zum Islamlehrstuhl-Inhaber Mouhanad Khorchide als «nachhaltig zerrüttet und irreparabel beschädigt». Khorchide ist Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) in Münster und damit unter anderem für die Ausbildung von künftigen islamischen Religionslehrern in Nordrhein-Westfalen verantwortlich.

Prof. Mouhanad Khorchide ist Botschafter des Wissenschaftsjahres 2013. "Die demografische Chance", das nun zu Ende geht. Foto: Wissenschaftsjahr
Prof. Mouhanad Khorchide ist Botschafter des Wissenschaftsjahres 2013. „Die demografische Chance“, das nun zu Ende geht. Foto: Wissenschaftsjahr

Der KRM hatte ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die von Khorchide veröffentlichten theologischen Thesen («Islam der Barmherzigkeit») einzuordnen. Die Expertise komme zu der Schlussfolgerung, dass Khorchides Äußerungen weder mit einem wissenschaftlichen Anspruch noch seiner Selbstverpflichtung zur bekenntnisgebundenen Islamtheologie übereinstimmen.

Eine weitere konstruktive Zusammenarbeit sei mit ihm für den KRM daher nicht möglich, teilte der Koordinationsrat mit. Der KRM hat selbst keine Möglichkeit, Khorchide zu entlassen. Dies kann nur ein konfessioneller Beirat für islamische Theologie, der sich an der Uni Münster Anfang 2014 konstituieren soll. Die Bildung dieses Beirats war bisher gescheitert. Er setzt sich je zur Hälfte aus Vorschlägen der Uni Münster und der Islamverbände zusammen.

«Professor Khorchide ist mit Zustimmung des KRM zum Professor in Münster berufen worden», betonte Uni-Sprecher Norbert Robers am Dienstag. Für das weitere Vorgehen verwies er auf den Beirat, der Anfang des Jahres erstmals zusammenkommen könne, nachdem jetzt die letzten Personalfragen geklärt seien. «Der Beirat ist dafür zuständig, über die Ausrichtung des ZIT und damit auch über Khorchide zu urteilen», erklärte Robers.

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hatte der Universität Münster in verschiedenen Zeitungsinterviews Verfassungsbruch vorgeworfen. Die Uni würde Lehrinhalt und Lehrpersonal nicht mit den Religionsgemeinschaften gemeinsam festlegen. Khorchide argumentiere wie ein Orientalist als Wissenschaftler und nicht wie ein Vertreter einer bekenntnisorientierten Religion. Die Rektorin der Hochschule, Ursula Nelles, hatte die Vorwürfe als «schlicht falsch» zurückgewiesen. Khorchide erfülle seine Aufgabe, eine theologische Debatte zu führen. Khorchide ist fraglos ein international anerkannter Wissenschaftler. Es gibt nur wenige Professorinnen und Professoren an unserer Universität, deren Beiträge auf Tagungen und Kongressen weltweit so nachgefragt sind wie im Fall unseres ZIT-Leiters“, erklärte sie. dpa

Zum Bericht: Schavan eröffnet neues Zentrum für islamische Theologie

 

 

 

 

 

 

 

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