Verband kritisiert: Brandenburg vernachlässigt seine Musikschulen

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POTSDAM. In Mathe und Naturwissenschaften gehören Brandenburgs Schüler zur Spitze. Aber auch musische Bildung sei wichtig, mahnt der Landesmusikschulverband. Kinder würden hier zu wenig vom Land gefördert.

Musikalische Früherziehung, ein Instrument lernen: Eltern in Brandenburg legen mehr Wert auf die musische Erziehung ihrer Kinder. Nach Angaben des Landesverbandes der Musik- und Kunstschulen (VdMK) stieg die Zahl der Schüler allein an den Musikschulen von 28 000 im Jahr 2001 auf aktuell über 35 000. Doch wegen mangelnder finanzieller Unterstützung sei das Angebot schwer aufrechtzuerhalten, warnte der Verband. «Wir sind wütend, weil das Land zu wenig tut für die musische Bildung der Kinder», sagte VdMK-Geschäftsführer Thomas Falk.

Rot-Rot fördert die öffentlichen Musikschulen seit 2001 mit jährlich rund 2,6 Millionen Euro. Unter anderem wegen gestiegener Personalkosten deckt dieser Betrag nach Verbandsangaben aber nur noch neun Prozent des finanziellen Gesamtbedarfs der Musikschulen. Damit belege Brandenburg im Bundesvergleich den letzten Platz. Die märkischen Kommunen übernähmen dagegen 50 Prozent der Kosten für die Musikschulen, die Eltern 40 Prozent. «Im Grunde bräuchten wir das Doppelte vom Land, also 5,2 Millionen», betonte Falk.

Musikinstrumente gehören in der Grundschule in Trier zum Alltag (Foto: Marko Greitschus/pixelio.de)
Musikinstrumente sollten zum Alltag von Kindern gehören, finden viele Eltern. (Foto: Marko Greitschus/pixelio.de)

Ein novelliertes Musikschulgesetz soll auch die Kunstschulen in die staatliche Kontrolle und Förderung mitaufnehmen. Allerdings sieht die Novelle überdies vor, dass Kunst- und Musikschulen strenger auf den Prüfstein gestellt werden. Neben der Zahl der Unterrichtsstunden soll auch die Zahl der Schüler Grundlage der Förderung durch das Land werden. Unterrichtsräume und Instrumente der Schulen kommen überdies auf den Prüfstand, und für ihre Mitarbeiter müssen die Einrichtungen regelmäßige Fortbildungsangebote nachweisen.

Die Musikschulen hätten in den vergangenen Jahren eine Menge «geliefert», sagte Falk – etwa, indem sie mit Schulen und Kitas kooperierten. Diese Angebote erreichten zusätzlich mehr als 6000 Kinder. Auf dem Land seien Musikschulen oftmals die einzig verbleibenden «kulturellen Leuchttürme» in ihrer Region. Nach schlechtem Abschneiden bei Bildungstests wie PISA stelle Rot-Rot schnell einmal 500 neue Lehrer ein, kritisierte Falk. Bei der musischen Bildung ziehe sich das Land dagegen mehr und mehr aus der Förderung zurück – zulasten der kommunalen Träger und der Eltern.

Im Nachbarland Berlin bekommen die Musikschulen im nächsten Jahr 2,5 Millionen Euro mehr Geld. Der Senat will den Bezirken so ermöglichen, mehr Pädagogen fest anzustellen. Momentan ist Berlin Spitzenreiter bei der Anzahl der Honorarkräfte an Musikschulen. Für die Kollegen in Brandenburg seien die Honorare immerhin schon von 16 auf mehr als 20 Euro pro Stunde erhöht worden, berichtete Falk. Aber auch damit lasse sich kaum jemand in die Prignitz und andere ländliche Regionen locken. Heiko Prengel/dpa

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