Der Hang zum Klang – wie Eltern die Namen ihrer Kinder wählen

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WIESBADEN. Maximilian oder Alexander, Sophie oder Marie? Wie Eltern auf die Namen für ihre Kinder kommen, klärt eine Umfrage. Dass sich die Eltern so leicht wie behauptet auf den passenden Vornamen einigen konnten, können die Forscher nicht recht glauben.

Nomen est omen, oder? Eltern achten vor allem auf den Klang. Foto: Digital Photografix / Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)
Nomen est omen, oder? Eltern achten vor allem auf den Klang. Foto: Digital Photografix / Flickr (CC BY-NC-ND 2.0)

Auf den Klang kommt es an, wenn moderne Eltern die Vornamen ihrer Kinder wählen. Zu dieser Erkenntnis kommt eine Umfrage im Auftrag der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS). «Die Vornamen müssen sich in erster Linie schön anhören», sagt Andrea-Eva Ewels, Geschäftsführerin der GfdS.

Befragt wurden 1000 Eltern in Deutschland, ein Viertel davon mit noch minderjährigen Kindern. Für drei Viertel dieser jungen Eltern gibt der Wohlklang den Ausschlag – in früheren Jahrzehnten war dagegen anderes wichtiger: Ein Name sollte Tradition haben und schon mal in der Familie vorgekommen sein. Auf den guten Klang achteten eher die Bildungsbürger. Für Eltern mit einfacher Bildung ist heute wichtiger, dass ihre Kinder mit dem Namen nicht diskriminiert werden – über Kevin und Chantal ist zu lange gelacht worden.

Ein überraschender Befund der Studie, die nun in Wiesbaden vorgestellt werden soll: Bei Mädchen ist den jungen Eltern der ästhetische Klang des Namens wichtiger (79 Prozent) als bei Jungen (65 Prozent). Das mag daran liegen, dass viele Männernamen vor allem für Stärke und Würde stehen – bei den altdeutschen Namen Horst und Gerhard wie bei den modischen antiken Namen Alexander und Maximilian.

Dass Frauennamen häufig auf einem Vokal enden, führt Frauke Rüdebusch, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der GfdS, darauf zurück, dass sie dadurch einen weichen Klang erhalten. So bringen Namen wie Maria oder Mia «sofort Weiblichkeit zum Ausdruck». Dieser Trend sei indes auch bei Jungennamen wie Noah oder Luca zu erkennen – die Namen würden androgyner, sagt Rüdebusch.

Eine Zufallsumfrage auf der Straße erbringt ähnliche Ergebnisse. Da ist zum Beispiel die Mutter der 12-jährigen Bianca. Sie entschied sich für den Namen, weil «er sich besonders schön anhört». Auch für die Mama von Nicolas spielte das die ausschlaggebende Rolle. Zudem sollte der Name modern, aber nicht zu beliebt sein. Und er sollte zum Nachnamen passen.

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Anregungen zur Namensgebung holen sich werdende Eltern meist bei Verwandten und Freunden (31 Prozent), eher selten in Literatur oder Film (8 Prozent), wie das Umfrageinstitut Allensbach ermittelte.

Aber ob es den Eltern wirklich so leicht fiel, einen geeigneten Namen für ihr Kind zu finden? Einem Drittel will es sehr leicht gefallen sein, rund der Hälfte eher leicht. Diesen Befund nehmen die Forscher nicht ganz ernst: Vermutlich hätten viele Befragte die langen Diskussionen verdrängt. Die Eltern von Nicolas beispielsweise überlegten etliche Monate, bis sie sich auf einen Namen einigen konnten. Biancas Mutter überließ die Entscheidung ihrem Mann.

Doppelnamen, vor 20 oder 30 Jahren ziemlich out, sind wieder schwer im Kommen. Mittlerweile bekommt mehr als jedes dritte Kind zwei oder mehr Namen. Da könne es schon einmal vorkommen, dass es zwei Carl-Gustavs in einem Kindergarten gebe, erzählt Ewels.

Nach ihrer Einschätzung hat sich die Beliebtheitsskala der Kindernamen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten nicht so verändert wie man denken könnte. «Eigentlich würde ich mehr Kreativität und Innovation bei der Namensgebung erwarten», sagt sie. Jedes Jahr sammelt die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) bei den Standesämtern die am häufigsten vergebenen Vornamen in Deutschland. Maximilian und Alexander, Sophie und Marie gehören seit Jahren zu den Top-Ten.

Auch der renommierte Hobby-Namensforscher Knud Bielefeld nimmt an, dass ein guter Klang besonders wichtig für Eltern ist. Daneben zählen andere Gründe: «Viele Eltern suchen nach einem möglichst einzigartigen Vornamen, andere suchen bewusst einen Namen aus, der gerade verbreitet ist.» Bielefeld veröffentlich unabhängig von der GfdS jedes Jahr eine eigene Liste mit den beliebtesten Vornamen in Deutschland. Er kommt dabei häufig auf andere Ergebnisse als die Gesellschaft. 2013 lagen für ihn Mia und Emma, Ben und Luca auf den vordersten Plätzen. Von JENNY STERN, dpa

 

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