„Da darf nichts schiefgehen“ – Der Weg der Abi-Klausur durch die Korrektur

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STUTTGART. Drei voneinander getrennte Korrekturverfahren durchläuft eine baden-württembergische Abi-Klausur. Dabei wird viel Papier bewegt. Über 200.000 Klausuren bedeuten erheblichen logistischen Aufwand. Und geht eine Klausur verloren, muss der Schüler nochmal antreten.

Man nehme einen Lehrer, der in zwei Stunden eine Abiturklausur korrigieren kann – er verbrächte rund 16 Jahre und 7 Monate damit, die Stapel von Prüfungen zu bearbeiten, die derzeit im Regierungspräsidium Stuttgart umgeschlagen werden. Am Mittwoch sollen 21 587 Klausuren in Kleinlastern angeliefert werden, nachdem bereits ein erster Schwung von 51 628 Prüfungen abgefertigt wurde. Im Präsidium werden die Prüfungen erfasst, sortiert und anonymisiert. Erst dann können sie in die Zweitkorrektur. «Da darf nichts schiefgehen», postete Stuttgarts Regierungspräsident Johannes Schmalzl auf seiner Facebook-Seite zum Auftakt des Abi-Umschlags.

Über 200.000 Klausuren müssen ein dreistufiges Verfahren durchlaufen, bevor die Note festgelegt wird. Foto: Fabio Bruna / flickr (CC BY-SA 2.0)
Foto: Über 200.000 Klausuren müssen ein dreistufiges Verfahren durchlaufen, bevor die Note festgelegt wird. Foto: Fabio Bruna / flickr (CC BY-SA 2.0)

Rund 51 000 Prüflinge haben in diesem Jahr in Baden-Württemberg ihre schriftliche Abiturprüfung abgelegt. Während sich die Schüler fürs Erste zurücklehnen können, geht der bürokratische Aufwand in den Bezirken erst richtig los: Rund 204 000 Klausuren müssen im ganzen Land korrigiert werden. Weil die Abiturprüfungen insgesamt drei voneinander unabhängige Korrekturen durchlaufen, ist das Verfahren höchst komplex.

Die Regierungspräsidien Karlsruhe, Stuttgart, Freiburg und Tübingen organisieren das Vorgehen in ihren Bezirken, aber auch die Schulen übernehmen Verantwortung. «Wenn wir auf dem Weg von der Schule zur Sammelstelle überfallen werden, sind alle Arbeiten weg» sagt der stellvertretende Schulleiter des Rotteck-Gymnasiums Freiburg, Harald Galster. Damit das nicht passiert und die Schüler womöglich noch mal schreiben müssen, hat Galster sich etwas ausgedacht: «Ich habe meinen Bodyguard dabei» – gemeint ist der Hausmeister der Schule. «Zusammen nehmen wir dann einen etwas größeren Kinderwagen und fahren die Klausuren bis zur Sammelstelle spazieren.»

Am Leibniz-Gymnasium in Stuttgart-Feuerbach ist der Hausmeister allein dafür verantwortlich, dass die Arbeiten die Sammelstelle erreichen. «Das ist ein Dienstgang», sagt Schulleiter Otto Fischer. Die Arbeiten könnten bequem mit dem Auto oder der Bahn transportiert werden. Angst, dass auf dem Weg etwas passiert, hat der Hausmeister nicht. «Ich bin schon so lange dabei.»

In Karlsruhe werden die Arbeiten der beruflichen Gymnasien direkt und ohne Zwischenstation in das Regierungspräsidium gebracht. Am Dienstag werden mehr als 16 000 Arbeiten erwartet, die die Mitarbeiter auspacken, anonymisieren und wieder einpacken müssen. «Das ist ein ganz schöner Aufwand», sagt Sprecher Joachim Fischer. «Alle müssen ran.»

Und nach dem ersten Umschlag ist noch nicht Schluss – weder für die Präsidien noch für die Schulen: Die Klausuren, die etwa am Rotteck-Gymnasium zweitkorrigiert werden, müssen wieder zu einer Sammelstelle in Freiburg gebracht werden. Von da aus gelangen sie erneut ins Präsidium und schließlich zum Endkorrektor. Dieser prüft die Beurteilungen von Erst- und Zweitprüfer und legt eine Endnote fest. Zeugnisse gibt’s dann in ganz Baden-Württemberg am 27. Juni. 107 Tage nach der ersten Prüfung. (Lena Klimkeit, dpa)

zur Facebook-Seite von Johannes Schmalzl

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