Bayerns Gymnasiallehrer sehen Spaenles G9-Pläne zwiespältig

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MÜNCHEN. Bayerns Philologenverband will eine Rückkehr zum G9. Die CSU will grundsätzlich beim G8 bleiben. Nach den Plänen von Kultusminister Spaenle sollen Gymnasial-Schüler künftig aber nach der Unterstufe entscheiden können, ob Sie das Abitur nach acht oder neun Jahren machen wollen. Die Gymnasiallehrer sehen darin Fortschritte aber auch Probleme.

Der Bayerische Philologenverband (bpv) gibt den Vorschlägen von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) für die Gymnasialreform nur ein mittelmäßiges Zeugnis. Man bewerte die Ideen «sehr zwiespältig», sagte bpv-Chef Max Schmidt am Wochenende.

Das Schuljahr in Bayern steht noch ganz am Anfang, der Streit um die Abiturzeit geht weiter. Foto: Peter Gugerell / Wikimedia Commons
Das Schuljahr in Bayern steht noch ganz am Anfang, der Streit um die Abiturzeit geht weiter. Foto: Peter Gugerell / Wikimedia Commons

Als Fortschritt wertete Schmidt die erstmalige Bereitschaft der CSU, eigene G9-Züge zuzulassen. «Ich gebe zu, die CSU hat sich bewegt und einen grundlegenden Schritt hin zum G9 gemacht», sagte er. «Es soll für die Schüler offenbar eine echte Möglichkeit geben, sich für eine längere Gymnasialzeit zu entscheiden.» Das sei jedenfalls ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem Flexibilisierungsjahr.

Schmidt kritisierte allerdings, dass die CSU weiterhin nicht bereit sei, «das Gymnasium vom G9 her zu denken». Der bpv hatte sich für eine solche grundsätzliche Rückkehr zum G9 ausgesprochen. «Die CSU sagt leider, wir bleiben bei dem, was wir jetzt seit einem Jahrzehnt vehement verteidigen – also beim G8 als Regel», sagte Schmidt.

Spaenle hatte am Freitag erstmals die CSU-Pläne für das Gymnasium konkretisiert. Demnach will die CSU grundsätzlich beim achtjährigen Gymnasium bleiben, aber G9-Züge ermöglichen. Konkret sollen Schüler künftig nach der Unterstufe entscheiden können, ob sie das Abitur nach acht Jahren oder erst nach neun Jahren Gymnasium machen wollen. Schüler, die die Mittelstufe um ein Jahr strecken wollen, sollen dafür einen G9-Zug wählen können: Für sie soll es nach Möglichkeit eigene, neue Klassenverbände geben.

Der Philologenverband sieht aber eine ganze Reihe von Problemen und Fragezeichen bei Spaenles Vorschlägen. So bekämen Schüler an Mittel- und Realschulen die Mittlere Reife nach der zehnten Klasse. «Und ausgerechnet am Gymnasium soll es etliche Schüler geben, die die Mittlere Reife künftig erst nach der elften Klasse bekommen?», fragte Schmidt und betonte: «Da sehe ich noch nicht, wie wir da zu einer gemeinsamen Position kommen.»

Andererseits verwies Schmidt darauf, dass es bei einer Umsetzung von Spanles Ideen schnell viele neue Lehrer brauchen würde. «Das sind schon einige hundert Stellen, die man da sehr schnell zusätzlich schaffen muss.»

Schmidt stellte zudem die Frage, wie derzeitige Gymnasiasten von den Reformvorschlägen profitieren könnten. «Wir brauchen ja auch Entlastung für die Schüler, die heute das Gymnasium besuchen – und nicht erst für kommende Jahrgänge. Da muss sehr schnell etwas geschehen.»

Insgesamt kündigte Schmidt an, man werde die Vorschläge Spaenles sehr genau prüfen. Bisher habe man aber noch keine offiziellen und direkten Informationen bekommen. «Aktuell stochern wir noch im Nebel.» Seine Bedenken und Vorstellungen will der bpv auch in einem Brief an die CSU-Abgeordneten noch einmal kundtun – pünktlich zur CSU-Fraktionsklausur im Kloster Banz (22. bis 25. September).

zum Bericht: CSU will beim G8 bleiben, aber G9-Züge ermöglichen
zum Bericht: „Schluss jetzt“ – Streit um G8 nervt die Arbeitgeber nur noch

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