Der Fall Wende zeigt: „Basta“-Politik in der Bildung ist nicht mehr gefragt

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Ein Kommentar von NINA BRAUN.

Die Bildungsjournalistin Nina Braun. Foto: Bildungsjournalisten.de
Die Bildungsjournalistin Nina Braun. Foto: Bildungsjournalisten.de

Sicher, Waltraud Wende musste ihr Amt aufgrund von staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen aufgeben, die nichts mit ihrer Politik zu tun hatten – vordergründig jedenfalls nicht. Mit ihrer Art, Politik zu betreiben, aber schon. Ihr bekannt gewordenes Engagement im Zusammenhang mit der rechtlich zumindest zweifelhaften (und ja schon im Frühjahr von ihr aufgegebenen) Rückkehroption an die Uni Flensburg lässt sie als Machtmenschen erscheinen, als jemand, der es gewohnt ist, Interessen auch gegen Widerstände durchzusetzen. Entsprechend forsch ging Wende ihre schulpolitischen Projekte wie die Abschaffung der Noten in der Grundschule oder die Neustrukturierung des schleswig-holsteinischen Schulsystems an.

Das ist ja eigentlich nichts Verwerfliches, fordern wir doch von unseren Politikern, „Macher“ zu sein, sich also nicht in endlosen Debatten und Reflexionen zu verlieren, sondern mutig voranzuschreiten und Dinge anzugehen. Ob allerdings eine solch kernige Art tatsächlich für ein politisches Amt, schon gar für ein schulpolitisches, qualifiziert, ist mehr als fraglich – die Zeiten von „Basta“-Politik gerade in der Bildung scheinen vorbei zu sein. Das mag früher, als es noch Bildungspolitiker vom Schlage der Berliner Senatorin Hanna „Granata“ Laurin (CDU) gab, anders gewesen sein. Aber mittlerweile sind es die Betroffenen leid, von oben herab gesagt zu bekommen, was gut für sie sein soll.

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Gerade in der Bildung gibt es ausgesprochen viele selbstbewusste Interessengruppen, die durchaus in der Lage sind, sich zu artikulieren. Hier gilt es weniger durchzuregieren, als vielmehr zu moderieren – die Bundeskanzlerin macht es auf anderen Feldern vor. Tatsächlich gibt es Bildungsministerinnen wie die Rheinland-Pfälzerin Doris Ahnen (SPD), die Sächsin Brunhild Kurth (CDU) oder, mehr noch, die Nordrhein-Westfälin Sylvia Löhrmann (Grüne), die nicht mit dem Kopf durch die Wand rennen, um ihre Ziele zu erreichen. Sondern die mit Geschick für einen Ausgleich der Interessen sorgen. Und damit auf ihre Art höchst erfolgreich sind.

Zum Bericht: Frau von Hamburgs OB Scholz ist jetzt in Kiel neue Schulministerin

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