FRANKFURT AM MAIN. „Mehr als 1,3 Millionen junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren haben keinen Berufsabschluss. Das ist ein gesellschaftspolitischer Skandal ersten Ranges, den wir uns aus sozialen Gründen, aber auch ökonomisch nicht erlauben können“, sagt Ansgar Klinger, verantwortliches Mitglied für Berufsbildung im Vorstand der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Klinger bezieht sich auf die Ausbildungsmarktzahlen der Bundesagentur für Arbeit, vor deren Hintergrund sich die Bildungsgewerkschaft für eine Ausbildungsgarantie für junge Menschen einsetzt.
Für das Jahr 2013/2014 habe die Bundesagentur für Arbeit (BA) einen Anstieg der Ausbildungsstellen von weniger als einem Prozent gegenüber dem Vorjahr gemeldet – und das bei einer nahezu konstanten Zahl der Bewerber. „Junge Menschen brauchen die bestmögliche Bildung und Ausbildung, unsere Gesellschaft ist auf hochqualifizierte Fachkräfte angewiesen“, so Klinger. Obwohl die Arbeitgeber vor dem Hintergrund der enorm hohen Jugendarbeitslosigkeit in Süd- und Südosteuropa stets den Eindruck eines „Ausbildungsparadieses Deutschland“ erweckten und vor einem Fachkräftemangel warnten, hätten sie die vergleichsweise gute konjunkturelle Lage nicht genutzt, um ein deutliches Plus an Ausbildungsplätzen zu schaffen. „Deshalb haben 2013 knapp 260.000 junge Menschen keine Ausbildung bekommen und sind im so genannten Übergangssystem gestrandet.“
Daher setze sich die Bildungsgewerkschaft für eine Ausbildungsgarantie ein, die zugleich eine Voraussetzung für Inklusion in der beruflichen Bildung sei. „Das Recht auf Ausbildung darf nicht von der konjunkturellen Entwicklung in Deutschland abhängen. Wir brauchen dringend eine Ausbildungsplatzumlage, die ausbildungswilligen Unternehmen ermöglicht, zusätzliche Lehrstellen zu schaffen.“ Nur noch gut ein Fünftel aller Betriebe bilde aus, so Klinger. „Das zeigt: Wer allein auf die Kräfte des Marktes setzt, wird seiner Verantwortung gegenüber der nachwachsenden Generation nicht gerecht.“ Die Arbeitgeber seien zudem gut beraten, von ihrem hohen Ross herunterzukommen und die jungen Menschen nicht länger als „nicht ausbildungsreif“ zu stigmatisieren. „Hohe Abbrecherquoten deuten darauf hin, dass bei der Ausbildung in den Betrieben einiges im Argen liegt.“
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