Eltern sorgen sich um Förderung lernbehinderter Schüler

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HEIDENHEIM/STUTTGART. Anders als bei körperlich behinderten Kindern ist den Förderschülern ihre Behinderung nicht anzusehen. Trotzdem bräuchten sie spezielle Hilfe, mahnt ein Elternverband. Baden-Württemberg dürfe die Fehler anderer Länder nicht wiederholen.

Bei der Integration in allgemeine Schulen dürfen lernbehinderte Schüler nach Meinung eines Elternverbandes nicht auf der Strecke bleiben. «Man darf nicht glauben, dass Förderschüler einfach so ohne spezielle Betreuung in den allgemeinen Klassen mitlaufen können», sagte Mechthild Ziegler, Landes- und Bundesvorsitzende des Verbandes «Lernen Fördern» anlässlich einer Tagung am Samstag in Heidenheim.

Dieser Fehler sei in anderen Bundesländern gemacht worden, wo nicht verstanden werde, dass lernbehinderte Schüler bei der Inklusion besondere Unterstützung bräuchten. Auch wenn die Behinderung nicht so sichtbar wie etwa bei einem Kind im Rollstuhl sei, müsse mit der kognitiven Einschränkung offen umgegangen werden, sagte Ziegler, die eine bereits erwachsene Tochter mit Lernbehinderung hat.

Von den mehr als 50 000 behinderten Kindern an baden-württembergischen Sonderschulen sind die Hälfte Förderschüler, die langsamer lernen und weniger logisch denken können. Bislang drücken sie in landesweit 270 Förderschulen die Schulbank. Ihre Schullaufbahn können sie dort mit einem Förderschulabschluss beenden. Nach einer erfolgreichen dualen Ausbildung erhalten sie einen Abschluss, der gleichwertig mit dem Hauptschulabschluss ist. Der in Stuttgart ansässige Landesverband ist mit 7000 Mitgliedern – Eltern, Sozialpädagogen und Sozialarbeitern – der zweitgrößte in Deutschland.

Sonderpädagogische Betreuung nur an ein, zwei Stunden in der Woche sei für ein lernbehindertes Kind nicht ausreichend, sagte Ziegler. «Ein Sonderschullehrer müsse neben dem allgemeinem Lehrer präsent sein, nicht jeden Tag fünf Stunden, aber doch jeden Tag.» Das A und O sei, dass die beiden Lehrer Hand in Hand arbeiteten und den Unterricht gemeinsam vorbereiteten.

Ziegler schätzt, dass 25 Prozent der Förderschüler nach der für das Schuljahr 2015/16 geplanten Einführung des Elternwahlrechts auf die allgemeine Schule wechseln. Oft seien es gerade bildungsnahe Familien, die die Grenzen ihres Kindes erkennen und sich für die besondere Förderung an den Sonderschulen entscheiden.

Mütter und Väter wünschten rasch klare Vorgaben des Ministeriums für die Inklusion. «Die Eltern sind verunsichert», sagte sie mit Blick auf den Zeitverzug bei der entsprechenden Schulgesetzänderung. Land und Kommunen streiten sich noch über die Verteilung der Kosten für die Inklusion. (Julia Giertz, dpa)

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