Sonnenfinsternis: Lehrer freuten sich vielerorts über Wolken und Nebel

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BERLIN. Was wurde vorher über die Sonnenfinsternis geredet: Schüler, die in ihren Klassen bleiben sollten, mit Rollos verdunkelte Schulgebäude, Optiker, die vor der Nachfrage nach Schutzbrillen kapitulieren mussten. Und dann, zum Beginn des astronomischen Großereignisses gegen 9.30 Uhr? Machte sich vielerorts Enttäuschung breit – Wolken und Nebel verdeckten für einen Großteil von Deutschland das Naturschauspiel. So mancher zeigte sich auch erleichtert. „Das Wetter ist ideal. Mit Wolken kann jeder hochsehen auch ohne Brille“, sagte etwa Klaus-Peter Haupt, Leiter des Schülerforschungszentrums Nordhessen (SFN).

In Süddeutschland und Österreich - hier: Zell am See - war die "SoFi" gut zu sehen. Foto: Wald1siedel / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)
In Süddeutschland und Österreich – hier: Zell am See – war die „SoFi“ gut zu sehen. Foto: Wald1siedel / Wikimedia Commons (CC BY-SA 4.0)

Dort, in Kassel, beobachteten bei zum Teil dichten Wolken rund 750 Schüler aus ganz Nordhessen die Sonnenfinsternis auf dem Dach des SFN, so gut es eben ging. Die Organisatoren hatten Konstruktionen mit Spezialfolie aufgebaut, durch die mehrere Schüler gleichzeitig gefahrlos sehen konnten, und boten Live-Beobachtungen durch professionelle Fernrohre, Videoprojektionen von Kassel und Spitzbergen sowie eine begehbare Lochkamera an. Zudem konnten sich die Schüler selbst Fernrohre bauen und an Kurzvorträgen und Workshops zum Thema teilnehmen.

Wolken und Nebel verhinderten in weiten Teilen Norddeutschlands die Sicht auf die Sonne. Trotzdem war Interesse an dem Naturschauspiel groß. Auch das niederländische Königspaar wagte während seines Besuchs an der Elbe einen Blick in die Sonne. Der Wolkenschleier über Hamburg-Altona riss gelegentlich auf, so dass Máxima und Willem-Alexander durch ihre Schutzbrillen die Sonnenfinsternis sehen konnten.

Zahlreiche Schulklassen besuchten die Sternwarte in Hamburg-Bergedorf und das Planetarium im Hamburger Stadtpark. Am nördlichsten Punkt Deutschlands, in List auf Sylt, wo die Sonne am stärksten verdunkelt wurde, verhinderte die dichte Wolkendecke jede Beobachtung. Vor dem Schwimmbad von Glücksburg bei Flensburg versammelten sich trotz des bedeckten Himmels mehrere Dutzend Interessierte, um vielleicht doch noch einen Blick auf die Sonne zu erhaschen. «Ich bin überrascht, wie viele Leute hier sind», sagte der Vorsitzende des Fördervereins des Glücksburger Planetariums, Anton Ammann. Pünktlich gegen 10.40 Uhr lichteten sich die Wolken leicht und man konnte kurz die Sonnenfinsternis sehen.

In Kiel stiegen mehrere hundert Menschen auf das Dach ehemaligen HDW-Gebäudes, um von der Sternwarte der Fachhochschule aus einen Blick in den Himmel zu werfen. Doch Kiel lag unter einer dichten Wolkendecke, so wie auch Neumünster.

Blauer Himmel dagegen in Berlin. Trotzdem – oder besser: genau deshalb – gab es für Berliner Schüler „Hausarrest“, wie der „Tagesspiegel“ berichtet: An der Gesamtschule Grüner Campus Malchow beispielsweise habe für die Klassen 1 bis 10 gegolten: In den Klassenräumen bleiben und nicht direkt in die Sonne schauen! Dank einer Spiegel-Konstruktion, die ein Lehrer aufgebaut hatte, konnten die Schüler das Naturspektakel dort dennoch live miterleben. Um keinen Neid bei Mitschülern zu erzeugen, durfte laut Bericht auch eine Klasse, die für alle Schüler Brillen mitgebracht hatte, nicht auf den Schulhof. Trost für die Kinder: Ihr Klassenraum liegt der Zeitung zufolge gen Sonne, so dass sie mit ihren Brillen aus dem Fenster schauen konnten.

Die Sonnenfinsternis hat sich auch Astronaut Alexander Gerst nicht entgehen lassen. Der 38-Jährige war im Deutschen Technikmuseum in Berlin, wie die europäische Weltraumagentur Esa mitteilte. Dort wurden die Sieger im Schüler-Ideenwettbewerb «Beschützer der Erde» geehrt. Gerst eilte auf die Terrasse und beobachtete mit Schülern, wie sich der Mond vor die Sonne schob. Ein von der Esa getwittertes Foto zeigt, wie Gerst bei bestem Wetter im blauen Astronauten-Overall und mit Schutzbrille zum Himmel blickt. «Alexander Gerst hat sich darüber gefreut, dass sich die Schüler mit der Sonnenfinsternis befasst haben», sagte ein Esa-Sprecher.

Auch in Bayern gab es freie Sicht auf das Naturphänomen. Für die 750 Schüler des Gymnasiums Wendelstein bei Nürnberg beispielsweise stand am Freitagvormittag statt Mathe und Deutsch erlebte Astronomie auf dem Stundenplan. Von Schuldirektor Johannes Novotny ausnahmslos mit Sofi-Brillen ausgestattet, erlebten sie auf dem Schulhof zwei Stunden lang, wie sich der Mond vor die Sonne schob. Zuvor hatte Physiklehrer Matthias Kusber anhand eines Modells in der Aula das seltene astronomische Phänomen erklärt. «Als naturwissenschaftlich ausgerichtetes Gymnasium ist es für uns selbstverständlich, uns mit der Sonnenfinsternis auseinanderzusetzen», sagte Novotny.

 

News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: Sonnenfinsternis bringt viele Schulen in Schwierigkeiten – doch die sind lösbar!

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sofawolf
9 Jahre zuvor

Ich glaube, das ist typisch für unsere heutige Zeit. Und für heutige Schulen. So eine Jeder-Fehler-ist-ein-Skandal-Mentalität. Wir mussten auch die Jalousien schließen, sodass die Kinder nichts, aber auch gar nichts von der Sonnenfinsternis sehen konnten. Fand ich schade. Die Sonne hat doch nicht anders geschienen als sonst. Man kann jeden Tag zu lange reinschauen und das Auge schädigen. Hätte es nicht genügt, den Kindern das zu sagen (und ein bisschen darauf zu achten)?! Und natürlich, am besten mit Schutzbrille.