Viele Wege führen ins Ausland – Nach der Schule erstmal raus

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BERLIN. Nach der Schule erstmal ins Ausland. Das kann den Horizont erweitern. Außerdem macht es sich ganz gut im Lebenslauf, sofern man ein paar Dinge beachtet. Möglichkeiten dazu bieten unter anderem Au-Pair-Aufenthalte, Freiwilligendienste oder Work & Travel-Programme. Eine frühzeitige Planung kann dabei Kosten und Mühen sparen.

Kurz nachdem Julia Söhnholz im vergangenen Sommer das langersehnte Abitur in der Tasche hatte, zog es sie fort – weit fort. Über den Freiwilligendienst Weltwärts des Bundesentwicklungsministeriums reiste die Hessin nach Nicaragua und arbeitete ein Jahr lang in einem Kinderhort. «Ich habe mit den Kids gespielt, gebacken, gebadet, ich habe ein faszinierendes Land kennengelernt und fließend Spanisch gelernt», sagt die 20-Jährige. Auch wenn sie nun in Rotterdam studiert und beruflich vielleicht nie mit Kindern arbeiten wird, ist sie überzeugt: «Dieses Jahr hat mich so bereichert, ich werde es nie vergessen.»

Klassischer Weg ins Ausland: au pair-Dienst. Foto: Ann Larie Valentine / flickr (CC BY-SA 2.0)
Klassischer Weg ins Ausland: au pair-Dienst. Foto: Ann Larie Valentine / flickr (CC BY-SA 2.0)

Internationale Freiwilligendienste bieten die Möglichkeit, in gemeinnützigen Projekten mitzuarbeiten und dabei Land und Leute kennenzulernen, erläutert Thomas Terbeck, Geschäftsführer des unabhängigen Bildungsberatungsdienstes und Verlages Weltweiser. Wie lange die Volunteers aktiv sind und was der Auslandsaufenthalt kostet, hängt vor allem davon ab, von welchem Freiwilligendienst sie sich vermitteln lassen.

Geförderte Dienste wie etwa der Internationale Jugendfreiwilligendienst IJFD vom Bundesjugendministerium oder auch Weltwärts, vermitteln in der Regel Langzeitaufenthalte von einem Jahr, haben feste Antrittszeiten und übernehmen einen großen Teil der Kosten. «Häufig erfolgt die Auswahl der Bewerber schon ein Jahr vorher, um dann im Frühjahr des Entsendejahres die Freiwilligen auf ihre Aufgabe am Einsatzort vorzubereiten», berichtet Ministeriums-Sprecherin Verena Herb. 2013 gingen 2674 Freiwillige über den IJFD ins Ausland.

Nicht geförderte freie Dienste vermitteln je nach Wunsch Kurz- oder Langzeitaufenthalte, haben deutlich kürzere Bewerbungsfristen und bieten flexiblere Antrittszeiten. Sie nehmen laut Terbeck aber im Durchschnitt für einen vierteljährigen Aufenthalt für Reise und Unterkunft um die 3000 Euro.

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Deutlich günstiger ist der Klassiker unter den Auslandsaufenthalten – das Au-Pair-Jahr. Für die Vermittlung nehmen die einschlägigen Organisationen innerhalb Europas um die 200 Euro, nach Übersee mehr. Dazu kommen üblicherweise die Kosten für An- und Abreise – es sei denn, es geht in die USA. «US-amerikanische Gastfamilien übernehmen neben Kost und Logis die Reisekosten und zahlen mit zirka 190 Dollar pro Woche (rund 170 Euro) auch ein relativ hohes Taschengeld», erklärt die Vorsitzende des Bundesverbands Au-Pair Society, Judith Liehr. Dafür sei dort eine 40-Stunden-Woche für ein Au-Pair keine Seltenheit. «Der Besuch eines Sprachkurses wird aber trotzdem immer ermöglicht, ebenso bleiben Wochenenden und Urlaubstage für Sightseeing und Reisen.»

Egal in welches Land es gehen soll: Man muss einschlägige Erfahrungen in der Kinderbetreuung nachweisen – beispielsweise durch ein Praktikum, regelmäßiges Babysitting oder die Leitung einer Kinder-Turngruppe im örtlichen Sportverein. «Geschwisterhüten allein reicht nicht aus.» Für die USA sollten Interessierte sich etwa ein halbes Jahr vor der geplanten Ausreise bewerben, für alle anderen Länder geht es auch kurzfristiger, wie Liehr erklärt. Kenntnisse der Landessprache seien längst nicht immer nötig, denn oft möchten die Gasteltern vor allem, dass ihre Kinder vom Au-Pair Englisch lernen.

Work and Travel bietet jungen Erwachsenen die Möglichkeit, ihr Gastland kreuz und quer zu bereisen. «Dafür haben sie aber oft mehr Kontakt zu anderen jungen Reisenden als zu den Einheimischen», sagt Terbeck. Außerdem erfordert Work and Travel mehr Eigenkapital als viele meinen. Jobs als Erntehelfer, Tierhüter, Kellner oder Aushilfe im Supermarkt werden nicht gerade fürstlich bezahlt – und die Schlafstätte muss schließlich auch finanziert werden. «Wer da wirklich reisen will, muss schon einiges an Rücklagen von zu Hause mitbringen», erklärt der Berater. Zumal die einschlägigen Länder das nötige Visum nur erteilen, wenn Reisende ein bezahltes Rückflugticket und etwa 2000 Euro in Form einer Kaution präsentieren können.

Wer bereits eine Ausbildung abgeschlossen hat, ist im Übrigen klar im Vorteil: Denn er oder sie kann qualifiziertere und damit besser bezahlte Jobs annehmen. Fest steht für Thomas Terbeck: «Je länger man eine Zeit in der Ferne verbringt, desto tiefer taucht man in Lebensweise, Kultur und Alltag der Menschen dort ein. Aber selbst ein relativ kurzer Auslandsaufenthalt ist eine Horizonterweiterung, von der man ein Leben lang profitiert.» (Barbara Erbe, dpa)

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