Deutscher Jugendliteraturpreis: Prämierte Kinder- und Jugendbücher für den Unterricht

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FRANKFURT/MAIN. Rund 1500 Gäste aus dem In- und Ausland waren mit einem bestimmten Ziel zur Frankfurter Buchmesse gekommen: Sie wollten erfahren, welche literarischen Werke sich in Zukunft mit dem goldenen Aufkleber schmücken dürfen: Dem Zeichen der Gewinner des Deutschen Jugendliteraturpreises. In vier unterschiedlichen Sparten prämierte die Kritikerjury vier herausragende Werke, einen Titel ehrte die Jugendjury und die Sonderpreisjury würdigte das Gesamtwerk einer Hamburger Illustratorin.

Sieger in der Sparte Bilderbuch: Herr Schnuffels von David Wiesner in der Übersetzung von Paula Hagemeier. Foto: Aladin Verlag
Sieger in der Sparte Bilderbuch: Herr Schnuffels von David Wiesner. Cover: Aladin Verlag

In der Kategorie „Bilderbuch“ konnte sich „Herr Schnuffels“ von David Wiesner, übersetzt von Paula Hagemeier, durchsetzen. Mit wenig Text erzählt das Werk die Geschichte des Katers Herrn Schnuffels, dessen Ruhe Außerirdische stören, als diese in seinem Wohnzimmer landen. Für die Jury ein herausragendes Beispiel von „Sciencefiction in Bilderbuchform, die augenzwinkernd mit dem Genre spielt. Die fiktionale Handlung bildet einen Kontrast zu dem realistischen Stil der bildlichen Darstellung. Alles ergibt einen Sinn und ist durchdacht – von der Geheimsprache, in der sich die Außerirdischen unterhalten, bis hin zu Bezügen in der Kunstgeschichte wie der Hieroglyphenschrift und der Höhlenmalerei“.

Sieger in der Sparte Kinderbuch: Der Träumer von Pam Muñoz Ryan. Cover: Aladin Verlag
Sieger in der Sparte Kinderbuch: Der Träumer von Pam Muñoz Ryan. Cover: Aladin Verlag

Als ein Stück Weltliteratur für Kinder, das den Blick für fremde Erzähltraditionen öffne, beschreiben die Juroren den Preisträger in der Sparte „Kinderbuch“: „Der Träumer“ von Pam Muñoz Ryan mit Illustrationen von Peter Sís und übersetzt von Anne Braun. Darin erzählt die Autorin die Kindheit des chilenischen Dichters Pablo Neruda und dessen schwieriges Verhältnis zu seinem „jähzornigen, strengen Vater“. „Pam Muñoz Ryan erschafft eine besondere Kinderwelt mittels vieler Detailbeobachtungen und erzählt sprachlich überzeugend eine Familiengeschichte. Sie verbindet damit ein Plädoyer für eine Kindheit, in der Kinderperspektiven ebenso wie das natürliche Gespür für Gerechtigkeit und Schönheit einen Platz finden“, urteilt die Jury. Sie lobt zudem „Peter Sís’ filigrane Zeichnungen“, die „mit der Zartheit des Themas“ korrespondieren sowie die Übersetzung von Anne Braun: Sie „fühlt sich sensibel in den Erzählfluss ein und gibt den poetischen und behutsamen Stil des Textes wieder“.

Sieger in der Sparte Jugendbuch: Schneeriese von Susan Kreller. Cover: Carlsen Verlag
Sieger in der Sparte Jugendbuch: Schneeriese. Cover: Carlsen Verlag

Den Preis in der Kategorie „Jugendbuch“ erhielt der Titel „Schneeriese“ von Susan Kreller. Im Mittelpunkt stehen Adrian und Stella, „die als Nachbarn ihre Kindheit miteinander verbracht haben und deren Beziehung sich im Chaos der Pubertät neu ordnet. Denn Stella verliebt sich auf einmal in einen anderen Jungen, Adrian aber entdeckt, dass er Stella liebt. Wie sich die Beziehung wandelt, welche Bedeutung zuvor die Freundschaft der beiden hatte, beschreibt die Autorin mit großer Klarheit und bleibt ganz bei ihrem Protagonisten“, so die Jury.

Sieger in der Sparte Sachbuch: Und dann platzt der Kopf von Christina Röckl. Cover: Kunstanstifter Verlag
Sieger in der Sparte Sachbuch: Und dann platzt der Kopf. Cover: Kunstanstifter Verlag

Autorin und Illustratorin Christina Röckl konnte die Juroren mit ihrem Sachbuch „Und dann platzt der Kopf“ überzeugen. „Mit ihren expressiven und farbintensiven Illustrationen, die sich nachhaltig im Gedächtnis des Betrachters verankern, regt die Künstlerin zum Phantasieren und Reflektieren über die Seele an. ‚Und dann platzt der Kopf‘ ist ein ungewöhnliches, vielleicht sogar verstörendes Sachbuch, das die Grenzen der Sparte erweitert und deshalb auch zur Auseinandersetzung mit der Form auffordert, in der Informationen vermittelt werden können.“

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Sieger der Jugendjury: Letztendlich sind wir dem Universum egal von David Levithan. Cover: Fischer FJB
Sieger der Jugendjury: Letztendlich sind wir dem Universum egal von David Levithan. Cover: Fischer FJB

Jeder der vier Preise ist mit 10.000 Euro dotiert. Gleiches gilt für den „Preis der Jugendjury“, der dieses Jahr an das Jugendbuch „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ von David Levithan, in der Übersetzung von Martina Tichy, ging. Es erzählt die Geschichte der Hauptfigur A, die jeden Morgen in einem anderen Körper aufwacht – mal Mädchen mal Junge. Doch dann verliebt sich A und es stellt sich die Frage, inwiefern eine Beziehung angesichts der extremen Körperwechsel überhaupt möglich ist. Die Jugendjury urteilt: „Der Autor hat es geschafft, eine glaubwürdige und schöne Liebesgeschichte zu schreiben, die den Leser mit philosophischen Gedankenspielen zum Nachdenken anregt.“

Sabine Friedrichson erhielt den Sonderpreis für ihr Gesamtwerk als Illustratorin. Foto: AKJ/José Poblete
Sabine Friedrichson erhielt den Sonderpreis für ihr Gesamtwerk als Illustratorin. Foto: AKJ/José Poblete

Den mit 12.000 Euro dotierten „Sonderpreis“ für das Gesamtwerk erhielt die Hamburger Illustratorin Sabine Friedrichson. Die Sonderpreisjury würdigt Friedrichsons atmosphärische Werke sowie die herausragende intellektuelle Qualität ihrer grafischen Interpretationen. Bei aller Stilvielfalt verfüge die Künstlerin über eine jederzeit wiedererkennbare ästhetische Handschrift, deren Detailreichtum die Betrachter in seinen Bann schlage.

Zusätzlich zum Preisgeld bekamen alle Preisträger eine Bronze-Skulptur, die Michael Endes Momo darstellt. Vertretend für den Preisstifter, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, überreichte Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesministerium, die Trophäen. Der Deutsche Jugendliteraturpreis kürt seit 1956 jährlich herausragende Kinder- und Jugendbücher. Er ist mit insgesamt 62.000 Euro dotiert.

Praxiskonzepte zu Gewinnern und Nominierten des Deutschen Jugendliteraturpreises stellt der Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V., der den Deutschen Jugendliteraturpreis organisiert, online zur Verfügung. (Red.)

Zum Beitrag: Frankfurter Buchmesse: Das (Schul-)Buch der Zukunft ist digital – oder „hybrid“

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