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Unicef: Viele Flüchtlingskinder in Deutschland werden bei der Bildung abgehängt – VBE: Bessere Bedingungen schaffen

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BERLIN. In Deutschland kommen jetzt weniger Flüchtlinge an. Doch haben sich dadurch die Lebensbedingungen für jene, die schon im Land sind, verbessert? Unicef ist skeptisch. Ministerin Schwesig fordert bundeseinheitliche Regelungen zum Schutz der Kinder. Und VBE-Chef Beckmann mahnt bessere Bedingungen in den Schulen an: „Die Politik wird nicht müde, die Bedeutung der Bildung hervorzuheben, aber sieht unbewegt zu, wenn die Bundesländer extrem heterogene Regelungen erlassen. Damit sind die Teilhabechancen mehr denn je abhängig von dem Aufenthaltsort. Die daraus resultierende Chancen- und Bildungsungerechtigkeit ist die Achillesferse der Integration.“

Keine Frage: Flüchtlingskinder bedürfen besonderer Förderung. Foto: Russell Watkins/Department for International Development / flickr (CC BY-SA 2.0)

Flüchtlingskinder werden in Deutschland nach Einschätzung von Unicef ungleich behandelt – vor allem wegen unterschiedlicher Standards in den einzelnen Ländern und Kommunen. «Ihre Situation hängt oft stark vom Zufall ab», stellt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht fest. Bei der medizinischen Versorgung oder bei der Bildung seien Flüchtlingskinder deutlich schlechter gestellt als Einheimische. Auch werde zwischen verschiedenen Gruppen von Flüchtlingskindern unterschieden – je nachdem, ob man wegen des Herkunftslandes eine «gute» oder eine «schlechte» Perspektive annehme, dauerhaft hier zu bleiben. Die Chance, eine Schule zu besuchen, sei für ein Flüchtlingskind aufgrund der Zuständigkeit der Länder in Bildungsfragen nicht in überall gleich.

Föderalismus sorgt für lange Wartezeiten

Unicef stellt fest: «Das komplizierte System der Zuständigkeiten zwischen Bund, Ländern, Kommunen und verschiedenen Behörden führt für geflüchtete Kinder und Familien nicht selten zu langen Wartezeiten». Unklare Zuständigkeiten könnten auch Entscheidungen im Sinne des Kindeswohls behindern. Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) sprach sich für bundesweite Standards zum Schutz von Kindern in den Unterkünften aus. Jeder Fall von Gewalt, Kindesmissbrauch und Vergewaltigung sei einer zu viel. «Der Bericht von Unicef sollte der Union Grund genug sein, einer bundesgesetzlichen Regelung endlich zuzustimmen», fügte die Ministerin hinzu. Sie besuchte am Dienstag eine Notunterkunft in Berlin, die zu den Pilotprojekten der Bundesinitiative zum Schutz von Frauen und Kindern gehört.

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Der Rückgang der Flüchtlingszahlen hat laut Unicef nicht automatisch dazu geführt, dass provisorische Lösungen bei der Unterbringung aufgegeben wurden – etwa umfunktionierte Turnhallen. Vor allem in Großstädten wie Berlin und Köln befürchtet das Hilfswerk, dass Familien sogar über Jahre in Gemeinschaftsunterkünften leben müssten. Die Zeitspanne, die Kinder und Jugendliche in Erst- und Notaufnahmeeinrichtungen verbringen müssten, habe sich zuletzt sogar verlängert – von drei auf sechs Monate oder mehr. Das verzögere die Integration in Schulen und Kindergärten.

«Besonderen Anlass zur Sorge mit Blick auf Kinder geben die neu geschaffenen “Sondereinrichtungen” für Menschen mit “schlechter Bleibeperspektive”, also aus Ländern mit einer geringen Anerkennungsquote bei Asylverfahren», stellte Unicef fest. Dort seien die Chancen der Kinder noch geringer, zum Beispiel zur Schule gehen zu können – obwohl sie häufig sechs Monate oder länger in den Einrichtungen lebten. Das betrifft vor allem Kinder aus den Westbalkanstaaten.

Grüne: Es fehlt an Lehrkräften

«Wir haben kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Handlungsdefizit», kritisierte der bildungspolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Özcan Mutlu. Die Zahl der «Willkommensklassen» für Kinder ohne deutsche Sprachkenntnisse sei nicht ausreichend. Auch fehle es vielerorts an Kita-Plätzen und qualifizierten Lehrkräften.

„Wer Bildung zum Schlüssel der Integration macht, darf das Schlüsselbund nicht in der Tasche verstecken“, so kommentierte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann den Befund, dass viele Kinder nicht oder lediglich mit Ersatzunterricht in den Flüchtlingsunterkünften beschult werden. Für eine gelingende Integration der Flüchtlingskinder müssen entsprechende Räumlichkeiten bereitgestellt werden. Wichtig sei, dass gerade bei Aufnahme von Flüchtlingskindern in Regelschulklassen die Lerngruppengröße deutlich abgesenkt werde. Auf den zusätzlichen Bedarf an Aufmerksamkeit könne sonst nicht adäquat reagiert werden.

Der VBE-Chef stellte fest: „Flüchtlingskinder brauchen Normalität und besondere Unterstützung zugleich. Unterricht in zu großen Klassen und zu kleinen Räumen ohne zusätzliche Unterstützung für die Lehrkraft ist nicht zielführend.“ Um den Umgang mit Flüchtlingskindern zu erlernen und Überforderung zu vermeiden, sei zudem die Qualifikation von Lehrkräften und die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams an den Schulen dringend notwendig. News4teachers / mit Material der dpa

Zum Bericht: Flüchtlingskinder: Löhrmann setzt auf schnellen Regelunterricht – der Kreis Unna auch. Ein Beispiel aus der Praxis

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