
Der Minister kündigte die Bildung neuer Klassen zur Integration der Kinder und Jugendlichen an. Zudem wird der islamische Religionsunterricht im am Montag beginnenden neuen Schuljahr auch für Viertklässler angeboten – und es soll mehr Ganztagsbetreuung geben. Zehn weitere Kommunen machen beim «Pakt für den Nachmittag» mit freiwilliger Betreuung an Grundschulen bis 17 Uhr mit.
Stellen reichen nicht aus, um Abbau auszugleichen
Während die Regierungsfraktionen CDU und Grüne die Neuerungen lobten, sprach die Opposition von «Schönrednerei». Dass es bei mehr Schülern mehr Lehrer geben müsse, sei eine Selbstverständlichkeit, sagte der SPD-Abgeordnete Christoph Degen. Er kritisierte auch, es gebe weit mehr Intensivklassen für Zuwanderer an Haupt- und Realschulen als an Gymnasien. Hessen hinke zudem beim gemeinsamen Unterricht von behinderten und nicht-behinderten Kindern sowie beim Ausbau der Ganztagsschulen massiv hinterher.
Die Linke erklärte, der Stellenaufbau reiche auch mit Blick auf die Überlastung hessischer Lehrer nicht aus. 53 entsprechende Anzeigen waren aus den Schulen im vergangenen Schuljahr beim Ministerium eingegangen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) nannte es fraglich, ob die zusätzlichen Stellen überhaupt besetzt werden könnten. Schon jetzt herrsche Lehrermangel im Land. Bei den Ganztagsangeboten des «Pakts für den Nachmittag» fehle zudem eine Qualitätssicherung.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) rechnete vor, dass trotz des Stellenaufbaus die Zahl von Lehrern für den regulären Unterricht sinke. Insbesondere für Grundschulen bedeute dies größere Klassen. Auch die FDP warf Lorz vor, die Grundschulen und Gymnasien «zum bildungspolitischen Steinbruch verkommen» zu lassen. Der Stellenaufbau reiche nicht aus, um die Kürzungen der vergangenen Jahre sowie die gestiegenen Schülerzahlen auszugleichen. dpa
Irgendjemand lügt doch: Überall liest man, der Lehrermarkt sei leergefegt. Spricht man mit Beschäftigten im Kultusministerium oder den Schulämtern, so ist für kommendes Schuljahr von 5.000 Bewerbern die Rede. Zeitverträge werden nicht verlängert, weil es an den Schulen einen Personalüberhang gibt. Ich bin überzeugt, die Politik rechnet sich die Zahl der zusätzlichen Einstellungen schön. Tatsächlich gibt es keine zusätzlichen Planstellen.
Sind doch keine zusätzlichen Stellen, es sind zusätzliche Stellen zu den im Haushalt berücksichtigten Neueinstellungen. Zusätzliche Stellen für das Gesamtsystem wären es, wenn keine Kollegen und Kolleginnen in die passive Phase der ATZ, den Vorruhestand oder den regulären Ruhestand gingen.
Wenn 4000 Stellen geplant waren und jetzt 1000 zusätzliche Stellen zusätzlich genehmigt werden und auf der anderen Seite 6000 Leute in den Ruhestand gehen, dann habe ich mit den 1000 zusätzlichen Neueinstellungen einen Stellenabbau von 1000 Vollzeitstellen geschaffen.
Wenn ich eine zusätzliche Vollzeitstelle von der Bezirksregierung genehmigt bekomme und gleichzeitig 4 Kollegen ihr Deputat um 25% reduzieren, dann habe ich zwar eine zusätzliche Planstelle, aber Null Zugewinn bezogen auf die Gesamtstundenzahl aller Lehrkräfte.
Was wollen Sie mir damit sagen?
Ändert das irgendetwas daran, dass viele Lehrkräfte keine Planstelle erhalten, obwohl die Länder propagieren, verzweifelt Lehrkräfte zu suchen und zu den bereits festangestellten zusätzliche Lehrer/innen einstellen zu wollen?
In Schleswig-Holstein muss man beim Begriff „Lehrermangel“ etwas differnzieren: Für die Kombination „Deutsch-Geschichte“ gibt es sicher einen deutlichen Überhang, in Naturwissenschaften, Kunst, Musik hingegen gibt es kaum Nachwuchs.
Also: Die Lehrer mit den besagten Verträgen haben oft wenig gesuchte Kombinationen.
Die hohe Zahl von zeitlich befristeten Verträgen ist doch schon längst nicht mehr allein mit einer schwach nachgefragten Fächerkombination der betreffenden Lehrkräfte zu erklären.
Ich kenne viele Kollegen/innen, die gefragte Fächer studiert haben und trotz eines Bedarfs an ihren Schulen keine Planstelle erhalten, oft noch nicht einmal nach Jahren erfolgreicher Lehrtätigkeit.
Es werden einfach keine Planstellen geschaffen, das ist die Erklärung. Ich nehme den Kultusministern/ministerinnen ihre verzweifelte und dennoch erfolglose Suche nach Lehrkräften, die man dringend einstellen möchte, nicht mehr ab.
Ja, weil die Planstellen besetzt sind. Erziehungsurlaub, Sabbatjahr, Altersteilzeit – passive Phase usw.
Alle diese Personengruppen, die von den o.g. Sachverhalten Gebrauch machen, haben eine Planstelle inne, die sie bis zum Ausscheiden aus dem aktiven Dienst innehaben werden. Während ihrer Absenzen wird, um den Unterrichtsausfall gering zu halten, eine Vertretungskraft zeitlich befriostet eingestellt.
Es sind also nicht die Ministerien die Buhmänner, es sin diejenigen, die von ihren Besitzständen gebrauch machen. Des einen Freud, des anderen Leid.
@dickebank: Passive Phase? Was ist das?
ATZ während der letzten 5 Jahre – 3 aktiv mit vollem Deputat und 2 Jahre ohne Unterrichtsverpflichtung. Diese beiden Jahre sind die passive Phase.
Gilt in NRW und anderen Bundesländern aber nur für Beamte, da der TV-L keine Altersteilzeit kennt.
Ach so, kenne ich. Wusste nicht, dass das so heißt.