Europas größtes Schultheater-Festival in Erfurt – 16 Gruppen aus ganz Deutschland präsentieren ihre Inszenierungen

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ERFURT. Klassisches, Märchen und aktuell-politische Themen: Das Bundesfestival «Schultheater der Länder» in Erfurt macht neugierig. Erstmals in der Festival-Geschichte können die Laienschauspieler ihre Inszenierungen in einem großen Theater zeigen.

Von Goethes «Faust» bis zur szenischen Collage zum Kanzlerinnen-Satz «Wir schaffen das» reicht die Spannbreite der Stücke beim Bundesfestival «Schultheater der Länder» in Erfurt. Vom Sonntag an präsentierten 16 der besten Schultheater Deutschlands in der Landeshauptstadt ihre Inszenierungen. Die rund 400 Schüler diskutieren über das Gesehene und besuchen Workshops. Das Festival (bis 24. September) und die Fachtagung für 150 Spielleiter, Theaterpädagogen und Wissenschaftler stehen unter dem Motto «Theater.Sprache», wie das Bildungsministerium am Mittwoch in Erfurt mitteilte. Die Landesregierung unterstützt die Schau, die jedes Jahr in einem anderen Bundesland zu Gast ist, mit 400 000 Euro.

Nach Angaben von Gunter Mieruch vom Bundesverband Theater in Schulen ist es das größte Schultheaterfestival in Europa. Die 16 Gruppen wurden von einer Bundesjury aus den jeweils drei besten Bewerbern jedes Landes ausgewählt. Situation und Zahl der Bewerbungen sei jedoch von Region zu Region sehr unterschiedlich. «Das Festival ist nach wie vor gymnasiallastig», sagte er. «Wir haben zu wenige Bewerbungen aus der Grundschule ab Klasse drei und den Sekundarschulen. Wir versuchen dies seit Jahren zu ändern, mit leicht steigender Erfolgstendenz.»

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Szene aus dem Eröffnungsstück
Das Eröffnungsstück des Schultheaters der Länder 2013: “Einen Schuh verlieren” des Tanztheaters Lysistrate, Schwerin. Foto: sdl 2013

Das hänge im Wesentlichen damit zusammen, dass das Fach Darstellendes Spiel/Theater in diesen Schulstufen noch nicht durchgängig angeboten werde. Zudem trauten sich die Theaterlehrer noch zu selten, sich für das große bundesweite Festival zu bewerben.

Bildungsministerin Birgit Klaubert (Linke) ergänzte: «Kultur gehört in die Schulen.» Die Kinder und Jugendlichen lernten dort Individualität zum Ausdruck zubringen. Dies wiederum helfe, Fremde und Fremdes nicht als bedrohlich zu empfinden.

Gut ein Viertel der 400.000 Euro vom Land geht in kleine Projekte in der Region, um rund 2000 Schüler außerhalb Erfurts zu erreichen. Laut Ministerium gab es im ablaufenden Schuljahr 228 Arbeitsgemeinschaften im darstellenden Spiel, überwiegend in Grund- und Realschulen. Aber auch an zwei Berufsschulen frönten Schüler dem Theaterspiel.

Bunte Themenpalette bei Schultheater-Tagen

Das Bundesfestival «Schultheater der Länder» macht von Sonntag an in Erfurt Station. Zu den 16 ausgewählten Teilnehmern gehören unter anderem eine Grundschule, drei Gesamtschulen und zehn Gymnasien. Es dominieren Bearbeitungen klassischer Texte, einige Ensembles konzentrieren sich auf aktuelle Themen. Hier eine Auswahl:

  • Die Käthe-Kollwitz-Schule-Gesamtschule in Grevenbroich (Nordrhein-Westfalen) kommt mit ihrem Stück «fa(u)st. Fast nach Faust».
  • Das Wolfgang-Borchert-Gymnasium in Halstenbek (Schleswig-Holstein) verortet das Stück «Bleicher Bruder» von Borchert neu in der Gegenwart.
  • Das Theodor-Heuss-Gymnasium in Wolfenbüttel (Niedersachsen) versteht seine Collage «Wir schaffen das» mit 21 Szenen in 42 Minuten als Denkanstoß zum Zitat von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
  • «Yvonne, die Burgunderprinzessin» bringt die Kooperative Gesamtschule Pamina-Schulzentrum Herxheim (Rheinland-Pfalz) mit und nimmt darin den heutigen Schönheitswahn aufs Korn.

 

 

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