WIESBADEN. Den ganzen Tag in der Schule und dann noch Hausaufgaben obendrauf? Wenn es nach der hessischen Landesschülervertretung geht, sollen die Schulen des Landes jeweils ein Konzept für Hausaufgaben erarbeiten, aus dem hervorgeht, was einzelne Lehrer aufgeben dürfen – und wie sie sich über den Gesamtumfang abzustimmen haben. Bei zu viel Arbeit könnten sich Schüler darauf berufen.
Die Landesschülervertreter fordern ein Hausaufgabenkonzept an jeder hessischen Schule, auf das sich Schüler bei zu viel Arbeit berufen können. «Selbst wenn es ein solches Programm gibt, wissen die wenigsten Schüler etwas davon», sagte der stellvertretende Landesschulsprecher Fabian Pflume auf Anfrage in Wiesbaden. Zwar sieht das hessische Schulgesetz vor, «Grundsätze für die Hausaufgaben im Rahmen eines schuleigenen Konzepts» zu beschließen. «Das ist jedoch nur ganz selten tatsächlich der Fall», erklärte Pflume.
Die Landesschülervertretung (LSV) habe beispielhaft 29 der 34 weiterführenden Schulen im Wetteraukreis nach ihren Grundsätzen für die Hausaufgaben befragt, erklärte der 17-Jährige. «Nur vier hatten einen entsprechenden Plan vorzuweisen.»
«Hausaufgaben tragen zur sozialen Ungleichheit bei», betonte Pflume. Häufig profitierten die Kinder von der Hilfe ihrer Eltern. «Oder von einem Nachhilfelehrer, wenn die Familie sich das leisten kann.» Grundsätzlich will die Interessenvertretung der rund 800 000 Schüler an weiterführenden Schulen in Hessen die Heimarbeit deshalb komplett abschaffen. Stattdessen sollen freiwillige Übungsstunden in der Schule das Gelernte vertiefen.
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Dass Lehrer die Hausaufgaben betreuen, wie es etwa an Ganztagsschulen bereits umgesetzt wird, findet auch der Landeselternbeirat sinnvoll. Noch wichtiger sei aber eine größere Differenzierung der Aufgabenstellungen, sagte der Vorsitzende des Landeselternbeirats Reiner Pilz. «Hausaufgaben sollten nicht komplett abgeschafft werden.»
«Auch ohne ein festes Hausaufgabenkonzept sprechen sich die Lehrer untereinander ab», meinte Andreas Lotz, stellvertretender Landesvorsitzender des Hessischen Philologenverbands. «Wir müssen dabei aber die Rückmeldung der Schüler im Blick haben und denen helfen, die von zuhause keine Unterstützung bekommen», erklärte Lotz. Auch die Eltern sollten besser eingebunden werden.
Das Kultusministerium macht eine Abschaffung der Hausaufgaben oder eine Umwandlung in Schulaufgaben nicht mit. Das wurde bereits im vergangenen Jahr deutlich. Es gebe neben den klassischen Hausaufgaben bereits zahlreiche «Aufgaben, die im Rahmen von Lernzeiten oder Lern- und Übungszeiten in der Schule bearbeitet» würden. Auf Hausaufgaben in ihrer «den Unterricht ergänzenden Funktion» werde auch in Zukunft nicht verzichtet, erklärte das Ministerium in der Antwort auf eine entsprechende Kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag.
Der jetzige Schüler-Vorschlag, der noch im Frühjahr an das Kultusministerium gehen soll, ist ein Kompromiss: «Wir halten weiter an unseren Forderungen fest. Ein echtes Hausaufgabenkonzept wäre aber ein erster Schritt in die richtige Richtung», sagte Pflume. Schüler hätten so Richtlinien, an denen sie sich orientieren und mit deren Hilfe sie sich bei erdrückender Arbeitslast zur Wehr setzen könnten. Außerdem plant die LSV zum Ende des Schuljahres eine landesweite Umfrage unter Schülern, um ihre Argumente noch besser mit Zahlen zu untermauern – auch zum Streitthema Hausaufgaben. dpa
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