„Im OP ist kein Platz für Alternative Fakten“: Zig-Tausende demonstrierten am Wochenende für freie Wissenschaft

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BERLIN. «Alternative Fakten sind Lügen» – unter diesem Motto demonstrierten  Tausende in Berlin, unter ihnen viele Wissenschaftler. Am Ende sangen sie gemeinsam ein bekanntes Volkslied.

Auch Schüler gingen beim "march for science" mit. Foto: Science March Frankfurt
Auch Schüler gingen beim „march for science“ mit. Foto: Science March Frankfurt

Tausende Demonstranten sind in Berlin für eine freie Wissenschaft und gegen wissenschaftsfeindliche Politik auf die Straße gegangen. Auf ihren Transparenten und Schildern hieß es unter anderem: «Es gibt keinen Planet B» oder «Im OP ist kein Platz für Alternative Fakten». Nach einer ersten Kundgebung am Hauptgebäude der Humboldt-Universität am Boulevard Unter den Linden zogen die Demonstranten vor das Brandenburger Tor. Die Veranstalter sprachen von rund 11.000 Teilnehmern. Auch in anderen deutschen Städten wie Frankfurt am Main, München und Hamburg zogen viele Menschen beim „march for science“ mit.

Am Brandenburger Tor sprachen unter anderen der Wissenschaftsjournalist Rangar Yogeshwar und Berlins Regierender Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD). Am Ende der Veranstaltungen sangen die Demonstranten das Volkslied «Die Gedanken sind frei». Auf der ellenlangen Unterstützerliste im Netz standen viele prominente Namen, darunter auch die Präsidenten der drei großen Berliner Universitäten: Sabine Kunst (Humboldt), Peter-André Alt (FU) und Christian Thomsen (TU).

An den Demonstrationen - hier in Frankfurt am Main - beteiligten sich viele Wissenschaftler. Foto: Auch Schüler gingen beim "march for science" mit. Foto: Science March Frankfurt
An den Demonstrationen – hier in Frankfurt am Main – beteiligten sich viele Wissenschaftler. Foto: Auch Schüler gingen beim „march for science“ mit. Foto: Science March Frankfurt

Die Initiatoren wiesen daraufhin, dass es sich nicht um eine «Anti-Trump-Veranstaltung» handele, sondern sich gegen die Wissenschaftsfeindlichkeit in vielen Ländern richte. Die Beispiele für die Missachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse seien zahlreich: «Der menschengemachte Klimawandel wird als Erfindung abgetan, die Evolution wird geleugnet, Impfen wird als Teufelszeug gegeißelt», erklärten die Veranstalter.

Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Hans Joachim Schellnhuber, sagte, es sei kein Zufall, dass die Klimaforschung zuerst angegriffen werde. «Die menschengemachte Erderwärmung wie auch die Politik zu ihrer Begrenzung sind naturgemäß global – für Nationalisten einfach unerträglich», so Schellnhuber. Der Forscher rief dazu auf, die Freiheit der Wissenschaft zu verteidigen.

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Es gab im Vorfeld auch Kritik an der Demonstration. Das Gen-ethische Netzwerk, ein Zusammenschluss zur kritischen Auseinandersetzung mit Gentechnik, begrüßte zwar das Engagement. Jedoch verpasse man die notwendige Kritik am Wissenschaftsbetrieb. Nicht jede Forschungen seien reproduzierbar, außerdem gebe es «finanzielle Interessen, die Ergebnisse von Forschung immens zu beeinflussen.»

Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und Rednerin auf der Demo, sagte dem Radiosender SWR 2, die mangelnde Akzeptanz der Wissenschaft gehe auch auf Versäumnisse der Wissenschaft selbst zurück. In mehr als 600 Städten weltweit wollten Menschen am 22. April für eine faktenbasierte Politik auf die Straße gehen. In Deutschland waren vor allem in Universitätsstädten Demonstrationen geplant. dpa

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