Finanzminister hat eine Idee: Lehrer sollen (noch) länger arbeiten – blitzt aber mit Vorschlag ab

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MAGDEBURG. Wie kann Sachsen-Anhalt sicherstellen, dass vor jeder Klasse jederzeit auch wirklich ein Lehrer steht? Neueinstellungen sind geplant. Der Finanzminister will die Pädagogen zusätzlich länger arbeiten lassen – und kann damit nicht landen.

Meint, dass Sachsen-Anhalts Lehrer besonders wenig unterrichten: Finanzminister Schröder. Foto: Sven Teschke / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 DE)
Meint, dass Sachsen-Anhalts Lehrer besonders wenig unterrichten: Finanzminister Schröder. Foto: Sven Teschke / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0 DE)

Mit einem Vorstoß, Lehrer mehr unterrichten zu lassen, ist Finanzminister André Schröder (CDU) innerhalb der Koalition und selbst in den eigenen Reihen auf Widerstand gestoßen. «Dieses Instrument wurde bei den Koalitionsverhandlungen im vergangenen Jahr diskutiert und ausdrücklich verworfen», erklärte der finanzpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Andreas Schmidt, am Mittwoch in Magdeburg. Alle drei Partner hätten sich entschieden, eine Unterrichtsversorgung von 103 Prozent durch Neueinstellungen zu erreichen. «Einen anderen Weg gehen wir nicht mit.» Die Grünen-Fraktion sprach von einer unzumutbaren Forderung.

GEW-Studie zur Lehrer-Arbeitszeit: Zwei Drittel arbeiten an fast jedem Wochenende – Teilzeitkräfte besonders benachteiligt

Bildungsminister Marco Tullner (CDU) sagte: «Die pauschale Anhebung der Wochenarbeitszeit der Lehrkräfte in Sachsen-Anhalt löst unser Problem nicht. Ich habe dies bereits in der Regierungserklärung am Anfang des Jahres abgelehnt.» Er wolle mit bezahlter Mehrarbeit Anreize setzen, freiwillig mehr Stunden zu leisten. Ziel sei mehr Effizienz im System ohne Anhebung der Wochenarbeitszeit.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) lehnte Schröders Vorschlag ebenfalls ab. «Seit geraumer Zeit verdichten sich die Arbeitsaufgaben und -abläufe der Lehrkräfte in unverantwortlicher Weise, der massiv angestiegene Anteil Langzeiterkrankter ist hierfür ein deutlicher Indikator», teilte die Gewerkschaft mit.

In mehreren Medienberichten hatte Schröder angeregt, Lehrer länger arbeiten zu lassen. Schröder bezieht sich auf einen Ländervergleich, nach dem Sachsen-Anhalts Lehrer besonders wenig Stunden unterrichten.

Die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Angela Kolb-Janssen, forderte von den CDU-geführten Finanz- und Bildungsministerien verlässliche Grundlagen. «Auf Betreiben der SPD hat der Koalitionsausschuss deshalb am gestrigen Dienstag festgelegt: Bis zur nächsten Sitzung in zwei Wochen soll das Bildungsministerium klar berechnete Bedarfe für die nächsten Schuljahre vorlegen. Dann kann und muss über die weiteren Weichenstellungen gesprochen werden.»

Aus dem Bildungsministerium hieß es weiter: «Wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit alle ausgeschriebenen Stellen zum kommenden Schuljahr besetzen. Das heißt circa 370 zusätzliche Lehrer. Bisher wurden 2017 bereits 200 Stellen besetzt. Im gesamten Jahr 2016 wurden 727 Stellen besetzt.» Natürlich werde es weiterhin Probleme geben, aber das Land werde mit einer spürbar stabileren Unterrichtsversorgung ins kommende Schuljahr starten. dpa

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GriasDi
6 Jahre zuvor

Zitat:
„Der Finanzminister will die Pädagogen zusätzlich länger arbeiten lassen“

Mal wieder ein Politiker, der publikumswirksame Vorschläge mach, von der Realität aber keinerlei Ahnung hat. Bin gespannt wann der erste Politiker mit dem Vorschlag kommt die wirkliche Arbeitszeit von Lehrern feststellen zu lassen.