Zum Jubiläum der Reformation wirft die Marburger Universität einen neuen Blick auf das epochale Ereignis. Eine Schau mit zahlreichen historischen Dokumenten soll nicht in erster Linie die theologischen und politischen Auswirkungen von Martin Luthers Thesenanschlag im Jahr 1517 thematisieren, sondern die Folgen für den Bildungsbereich. «Die Reformation hat einen großen Bildungsimpuls ausgelöst», sagte Kuratorin Christina Schlag vor der Eröffnung der Schau am Freitag in Marburg. «Sie hat dazu geführt, dass sich das Bildungswesen nachhaltig veränderte.»
Die Reformatoren erkannten die hohe Bedeutung guter Bildung für ihre Sache: «Denn nur wer lesen und schreiben konnte, konnte sich auch die Bibellektüre erschließen und seine eigenen Gedanken zum Glauben machen», erläuterte Schlag.
Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Uni Marburg präsentiert noch bis zum 31. Oktober fast 100 Handschriften, Drucke und andere Originalstücke im Marburger Landgrafenschloss. Die Schau «#Bildungsereignis Reformation! Ideen, Krisen, Wirkungen» soll anschaulich die Entwicklungen aufzeigen und auch einen Bogen zur heutigen Bildungssituation schlagen. So gibt es Mitmachstationen, an denen Besucher zum Beispiel Fragen stellen oder ihre Meinung äußern können. Auch Filme werden gezeigt.
In jedem Ausstellungsbereich gebe es Objekte aus der «materiellen Kultur» und eine große Zahl von Dokumenten, Handschriften, frühen Drucken – «so dass das ganze authentische Material da ist, aus dem Reformation und allgemeine Geschichte abgeleitet werden kann», sagte Museumsdirektor Christoph Otterbeck. Zu den bedeutendsten Ausstellungsstücken gehören zwei Zepter der im Jahr 1527 gegründeten Marburger Universität – sie ist damit die älteste protestantische Hochschule überhaupt.
Zu den vielleicht kuriosesten Exponaten gehört ein «Denkzettel» von Landgraf Philipp (1504-1567), eine Art Konzeptpapier, auf dem er notierte, eine Universität in Marburg gründen zu wollen. Zu sehen sind auch die Vorentwürfe für eine Einladung unter anderem an Martin Luther zum Marburger Religionsgespräch im Jahr 1529.
Die Ausstellungsmacher haben die Exponate für ihre Schau aus Museen, Archiven und Bibliotheken zusammengetragen. Gefördert wurde die Schau vom Bund und vom Land Hessen.