Erste Schließung beschlossen – noch 39 Dorfschulen in Rheinland-Pfalz stehen auf der Kippe

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MAINZ/KLOTTEN. Ein „dringendes öffentliches Interesse an der Aufhebung der Schule“ bringt das Ende für die Grundschule im rheinland-pfälzischen Klotten an der Mosel. Als erste von 41 Dorfschulen, deren Fortbestand akut gefährdet ist, wird sie zum kommenden Schuljahr geschlossen. Da den Schulträgern eigentlich eine Frist bis Oktober eingeräumt worden war, in der sie ein Fortführungskonzept vorlegen könnten, erwägt der Gemeinderat nun rechtliche Schritte gegen das Diktum des Schulministeriums.

Bei der Überprüfung von 41 kleinen Grundschulen in Rheinland-Pfalz stehen die ersten Entscheidungen fest: Die Grundschule in Klotten an der Mosel wird zum kommenden Schuljahr geschlossen, die in Wernersberg in der Pfalz wird fortgeführt. Für die 39 weiteren Schulen können die kommunalen Träger noch bis Ende September ein Konzept einreichen. «Auch diese werden dann zeitnah nach der Einreichung geprüft», kündigte Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am Donnerstag in Mainz an.

Der 1200-Einwohner Ort Klotten: Idyllisch an der Mosel gelegen, doch bald wohl ohne eigene Grundschule. Foto: Steffen Schmitz (Carschten) / Wikimedia Commons, (CC BY-SA 3.0 de)
Der 1200-Einwohner Ort Klotten: Idyllisch an der Mosel gelegen, doch bald wohl ohne eigene Grundschule. Foto: Steffen Schmitz (Carschten) / Wikimedia Commons, (CC BY-SA 3.0 de)

Bei der gemeinsamen Überprüfung mit der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) sei «ein dringendes öffentliches Interesse an der Aufhebung der Schule» in Klotten festgestellt worden, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. «Die Schülerzahlen haben sich dramatisch verändert.» Noch im Schuljahr 2010/11 gab es 33 Schüler in Klotten.

Etliche Kinder im Grundschulalter besuchen inzwischen die Schule in Cochem. In Klotten, wo die Kinder zuletzt von der ersten bis zur vierten Klasse gemeinsam unterrichtet wurden, wären nicht einmal mehr die Voraussetzungen für eine Lerngruppe gegeben. Zuerst hatte die «Rhein-Zeitung» über die Schließung der Schule im Kreis Cochem-Zell berichtet.

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Im Kreis der 41 zu überprüfenden Schulen sei Klotten ein Ausnahmefall, erklärte ADD-Präsident Thomas Linnertz. Auch nach gründlicher Überprüfung aller Aspekte komme eine Weiterführung nicht in Frage. Der Ortsbürgermeister von Klotten, Dieter Lürzener, zeigte sich betroffen von der Entscheidung und kritisierte, dass es einen Bescheid gebe, noch ehe die Verbandsgemeinde Cochem ihr Konzept für die Grundschulen eingereicht habe. Der Gemeinderat werde rechtliche Schritte prüfen, sagte der Bürgermeister.

Bestehen bleibt die Grundschule in Wernersberg (Kreis Südliche Weinstraße). Hier habe der Träger schon früh ein Konzept zur Weiterführung eingereicht, erklärte das Ministerium. Die nächstgelegene Schule in Annweiler habe die Schüler in Wernersberg nicht aufnehmen können. Zudem werde die Schule mit zuletzt zwei Klassen und 39 Schülern künftig wieder mit drei Klassen geführt, so dass die Voraussetzung für eine Weiterführung gegeben sei.

Ein «Schließungsmoratorium» forderte die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Anke Beilstein. «Statt nun Fakten zu schaffen und schrittweise kleine Grundschulen zu schließen, brauchen wir Zeit, um neue Modelle für ihre Erhaltung im ländlichen Raum zu diskutieren», schlug Beilstein vor. Der stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende Joachim Paul bezeichnete es als nicht hinnehmbar, dass Schulen gegen den Widerstand vor Ort geschlossen würden.

Das Bildungsministerium hat im März Leitlinien für ein wohnortnahes Grundschulangebot vorgelegt und 41 Grundschulen mit nur einer oder zwei Klassen genannt, die auf ihre Weiterführung überprüft werden sollen. Die Schulträger wurden aufgefordert, ein Konzept für eine mögliche Weiterführung vorzulegen. Dieses wird dann von der ADD geprüft. Bei kontroversen Auffassungen entscheidet das Bildungsministerium. (dpa)

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