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Schulleiter schimpfen über Rot-Grün: “Qualität in Schulen ist Politik kein Geld wert” – wollen aber an Inklusion festhalten

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CELLE. Im Zeichen des Landtagswahlkampfes steht die diesjährige Herbsttagung des Schulleitungsverbandes in Celle. Verbandschef Frank Stöber nutzte das Treffen für eine Generalabrechnung. Schon vor Rot-Grün sei zu wenig gegen den Lehrermangel getan worden, kritisierte er.

Mit genügend Personal kann die Inklusion klappen Die Grundschule Langbargheide in Hamburg zum Beispiel wurde für ihre inklusive Arbeit mit dem Jakob-Muth-Preis 2012 ausgezeichnet. Foto: Bertelsmann Stiftung / Ulfert Engelkes

Mehr Geld für Grundschulleiter, eine bessere Qualifikation von Quereinsteigern und mehr Unterstützung für die Inklusion – das sind Forderungen des Schulleitungsverbandes Niedersachsen an die künftige Landesregierung. Der Verbandsvorsitzende Frank Stöber kritisierte am Mittwoch, dass die politisch Verantwortlichen trotz voller Kassen zu wenig Geld in die Bildung investierten. «Politik ignoriert seit Jahren die Tatsache, dass es nicht genügend Schulleitungen in Niedersachsen gibt», sagte Stöber bei der Herbsttagung seines Verbandes in Celle.

Derzeit seien mindestens 179 Leitungsstellen vor allem an Grundschulen unbesetzt – die Zahl der kommissarischen Leitungen gebe das Kultusministerium gar nicht bekannt. Wenn Lehrer fehlten, wie zu Beginn dieses Schuljahres, keime «blinder Aktionismus» auf, bemängelte Stöber unter dem Applaus der rund 350 Zuhörer. Dabei sei bereits vor Jahren verschlafen worden, ausreichende Studienplätze und Anreize zu schaffen, damit es nun genügend Lehrkräfte gebe.

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Der Verbandschef kritisierte zudem, dass Quereinsteiger – etwa promovierte Physiker – mit vergleichsweise niedrigen Gehältern abgespeist würden, wenn sie nicht in der Oberstufe unterrichteten. Notwendig sei zudem eine bessere Ausbildung der Seiteneinsteiger. «Schmalspur bringt uns nicht weiter und hilft unseren Kindern im Vorwärtskommen überhaupt nicht», sagte der Leiter der Gesamtschule Uetze in der Region Hannover. «Qualität in den Schulen ist der Politik kein Geld wert.»

Der Verbandschef warnte vor einer «Rolle rückwärts» bei der Inklusion, falls etwa die Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen wieder eingeführt werde. Notwendig sei eine bessere Unterstützung beim gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung. CDU-Spitzenkandidat Bernd Althusmann hatte eine Pause bei der Inklusion im Falle seines Wahlsieges angekündigt.

Die Rede von Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) hörte sich die Mehrheit der Schulleiter weitgehend schweigend an, es gab aber auch keine Buh-Rufe. Applaus erntete die Ministerin nur, als sie sagte: «Bei der Inklusion braucht es keine Pause» und als sie ankündigte: «Wir werden nicht zurück in das “Ganztagsschule-light-Chaos” gehen.» Nach dem Willen von CDU und FDP sollen die Betreuung am Nachmittag verstärkt Sportvereine oder Musikschulen übernehmen.

In der anschließenden Diskussion der Schulexperten der Landtagsfraktionen betonte der CDU-Abgeordnete Kai Seefried, seine Partei wolle den Lehrern keine Anrechnungs- und Entlastungsstunden streichen. Mit einer konsequenten Einstellungspolitik könne man Eltern aber eine Unterrichtsgarantie für ihre Kinder geben, sagte Seefried.

FDP-Schulexperte Björn Försterling sagte: «Der Pflichtunterricht hat Vorrang vor den Ganztags-Angeboten.» Försterling versprach eine langfristige Personalplanung in den Schulen. «Ich kann nicht verstehen, warum das in den letzten 60 Jahren in Niedersachsen nicht passiert ist.» dpa

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