STUTTGART. Nicht nur schwache Schüler brauchen besondere Förderung, sondern auch starke: Die grün-schwarze Landesregierung von Baden-Württemberg will dem jetzt mit einem MINT-Exzellenz-Gymnasium Rechnung tragen. Bei der Wirtschaft kommt das gut an.
Hochbegabte Kinder in Baden-Württemberg sollen ihr Fähigkeiten an einem geplanten MINT-Exzellenz-Gymnasium entfalten können. In Bad Saulgau sollen sie in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) besonders gefördert werden. «Wir müssen internationale Spitzenleistungen im MINT-Bereich ermöglichen und unsere Schüler hier deshalb gezielt fördern», sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) am Dienstag in Stuttgart. Leistungsstarke Schüler sollen an dem neuen Gymnasium ab dem Schuljahr 2021/22 unterrichtet werden.
In einem wirtschaftsstarken Land wie Baden-Württemberg sei eine solche Möglichkeit besonders wichtig, betonten Kretschmann und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Es müsse auch auf dem Land «Highlights» der Bildung geben, um der Wirtschaft den Nachwuchs zu sichern. Vom Arbeitgeberverband Südwestmetall gab es Lob für das Vorhaben, «die MINT-Lücke» in der Hochbegabtenförderung zu schließen. Verbandschef Stefan Wolf sagte, zugleich könne damit ein Ort geschaffen werden, an dem neue Konzepte einer breiten und praxisnahen MINT-Förderung und Lehrkräftefortbildung für das ganze Land entwickelt und erprobt würden.
Hochbegabte Schüler: Bessere Förderung im Regelunterricht – oder in Sonderklassen? Politik streitet
Zuvor hatte der Ministerrat eine Grundsatzentscheidung für das Projekt im Landkreis Sigmaringen gefällt. Das voraussichtlich einmal vierzügige Gymnasium in dem Gebäude einer ehemaligen japanischen Schule wird im Internatsbetrieb für die Klassen 10 bis 12 geführt. Wer dort die Schulbank drücken will, muss eine Aufnahmeprüfung bestehen. Ähnliche Projekte in Bayern hätten sich bewährt, betonte Eisenmann. In Schwäbisch Gmünd gibt es bereits seit 2004 ein Landesgymnasium für Hochbegabte.
Schwerpunkt des MINT-Gymnasiums sind die Fächer Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Informatik sowie Technik/Wirtschaft. Hinzu kommen verpflichtend ein praxisorientiertes Pflichtmodul «Wirtschaft» und ein Frühstudium an einer Universität. Neben Südwestmetall trugen auch die Universitäten in Tübingen und Ulm sowie das Schülerforschungszentrum Bad Saulgau zum Konzept bei. Das Forschungszentrum und dessen Vernetzung mit Wirtschaft und Hochschulen gaben nach Worten Eisenmanns den Impuls für das neuartige Gymnasium. Es sei im Zusammenhang mit der Oberstufenreform mit einem deutlichen Schwerpunkt auf Naturwissenschaften und dem geplanten Informatikunterricht an allen weiterführenden Schulen zu sehen.
Die an der neuen MINT-Schule beteiligten vier Ministerien für Kultus, Wissenschaft, Finanzen und Wirtschaft sollen nun einen Kostenplan zur Umsetzung der neuen Schule prüfen und die Ergebnisse bis zum dritten Quartal 2018 zur endgültigen Beschlussfassung vorlegen. dpa
Das ist ja lustig. Es ist wie 1954 in Bayern.
Damals haben die mathematisch Begabten und naturwissenschaftlich Interessierten nach der vierten oder fünften Klasse Volksschule eine Aufnahmeprüfung abgelegt und gingen dann auf die Oberrealschule, wo nach einigen Monaten Probezeit entschieden wurde, ob sie bleiben durften. Neun Jahre später hatten sie dann (nicht alle!) die allgemeine Hochschulreife.
Vielleicht hat Herr Kretschmann im Auftrag von Porsche und Mercedes angesichts der desolaten Ergebnisse in der iqb-Studie für halbwegs studierfähigen Nachwuchs zu sorgen.