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Müde, gestresst, überlastet – Philologen wollen die Lehrer-Gesundheit untersuchen

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Viele Lehrer klagen über ihre Belastung – jetzt soll eine Studie genauen Aufschluss darüber geben, welchen Zeitaufwand Pädagogen an den Gymnasien wirklich haben. Der Philologenverband sieht den Bildungsauftrag in Gefahr.

Macht der Schuldienst krank? Der Philologenverband erfasst bundesweit das Befinden von Gymnasiallehrern. Foto: Shutterstock

Lehrer an den Gymnasien protokollieren seit dieser Woche akribisch, wie viel Zeit sie für ihre dienstlichen Aufgaben innerhalb und außerhalb der Schule aufwenden. Mit einer Studie will der Philologenverband bundesweit feststellen, wie hoch die Arbeitsbelastung der Lehrer tatsächlich ist. «Wir haben eine dramatische Mehrbelastung», sagte am Freitag in Kiel der schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Helmut Siegmon. Die Lehrer müssten mehr Unterricht geben als früher und seien «zu Stundengebern verkommen». Hinzu kämen Korrekturen, Veranstaltungen, die Integration von Flüchtlingskindern und die Inklusion, also das gemeinsame Unterrichten von behinderten und nicht behinderten Schülern.

Mit einem unkontrollierten Aufgabenzuwachs sei die Erfüllung des Bildungsauftrages in Gefahr geraten, erklärte der Landesverband. Eine Untersuchung der Arbeitszeit sei überfällig, um Licht ins Dunkel zu bringen. «Wer gute Schule will, muss sich um die Gewinnung exzellenter Lehrerinnen und Lehrer kümmern und dafür sorgen, dass sie gesund bleiben», äußerte Siegmon. «Bisher haben die Bildungsverantwortlichen Untersuchungen zur Lehrerarbeitszeit, Belastung und Gesundheit auf die lange Bank geschoben – wohl ahnend, dass es einen enormen Sanierungsbedarf in allen arbeitsrechtlichen und arbeitsschutzrelevanten Bereichen der Schulen gibt.»

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Durch die extremen Belastungen im Beruf werden jedes Jahr Tausende von Lehrerinnen und Lehrer frühzeitig pensioniert. Das komplizierte Verfahren wirft viele Fragen auf. News4teachers hat deshalb jetzt einen 36-seitigen Ratgeber herausgegeben, der Antworten liefert und Lösungen für mögliche Probleme aufzeigt, die Betroffenen drohen können – verfasst vom Fachanwalt Michael Else.

Hier lässt sich das Dossier herunterladen (kostenpflichtig).

Zur Vorschau draufklicken.

Nach Siegmons Angaben wurde die Unterrichtsverpflichtung der Lehrer in den vergangenen 20 Jahren um 2,5 Stunden erhöht. Für die Unterrichtsvorbereitung blieben im Durchschnitt noch fünf Minuten, was viel zu wenig sei. Das Land als Dienstherr sei verfassungsmäßig verpflichtet, die Entwicklung der Arbeitsbelastung zu kontrollieren, habe das aber nicht getan. Eine Folge zunehmender Belastung sei, dass Lehrer das Land nach Hamburg oder Niedersachsen verließen. «Wir erleben, dass die Besten abwandern», sagte Siegmon. «Da erleben wir einen Schwund.» Zahlen habe er dazu nicht.

Die Studie zur Arbeitsbelastung und Gesundheit von Gymnasiallehrern wurde von der Universität Rostock konzipiert. Sortiert nach Bundesland dokumentieren die Pädagogen ihren Zeitbedarf gestaffelt im ersten Quartal des Jahres. Abschließende Ergebnisse sollen nach den Sommerferien vorliegen. Der Philologenverband setzt auf eine hohe Beteiligung. Aus den Ergebnissen sollen Forderungen an die Politik abgeleitet werden.

«Ich begrüße die Initiative des Philologenverbands und alle Erkenntnisse, die dazu beitragen, immer besser zu werden», sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Die Landesregierung habe – bei sehr hoher Beteiligung – bereits eine Befragung zur Lehrergesundheit gemacht. Die Auswertung laufe noch. Zudem werde die Landesregierung eine umfassende Studie zur Lehrergesundheit und -belastung in Auftrag geben. Ein Kongress «Gesunde Schule» ist für Herbst 2019 geplant.

«Es ist – jenseits aller Stammtischparolen – unstrittig, dass Lehrkräfte zu den am stärksten belasteten Beschäftigten des öffentlichen Dienstes gehören», sagte der SPD-Schulpolitiker Kai Vogel. «Das gilt auch, wenn man die unterrichtsfreie Zeit gegenrechnet, die entgegen landläufigen Vorurteilen nicht mit Ferien gleichzusetzen ist.» Vogel bedauerte, dass die Untersuchung auf die Gymnasien beschränkt ist. Auch an Gemeinschafts- und Berufsschulen arbeiteten Mitglieder des Philologenverbandes. «Gerade an den Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe ist die hohe Arbeitsbelastung bekannt.» Wo Belastungen zu hoch sind, müsse die Landesregierung für Entlastung sorgen.

Hier geht es zu der Erfassung.

Hintergrund: Zur Teilnahme an der Studie benötigen Sie zwei TANs. Diese erhält jeder Gymnasiallehrer mit einem gesonderten Anschreiben kurz vor Untersuchungsbeginn. Die Anschreiben werden Ihrem Gymnasium über den jeweiligen DPhV Landesverband zugestellt.

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