Studie: Nachbarn kennen einander kaum, sind aber hilfsbereit

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NÜRNBERG. In Bayern herrscht mehr soziale Kontrolle als anderswo und die Nachbarn beobachten einander ständig misstrauisch? Die Realität sieht anders aus, als das gängige Vorurteil glauben machen will, zumindest in Nürnberg. Dennoch leben die meisten Menschen gern in ihrer Nachbarschaft, wie jetzt eine Befragung der Technischen Hochschule ergab.

Rund jeder zweite Nürnberger kennt seinen Nachbarn nicht, lebt aber dennoch gerne in seiner Nachbarschaft. Das geht aus einer repräsentativen Studie der Technischen Hochschule Nürnberg hervor. Die Forscher wollten herausfinden, wie sehr sich die Nürnberger nachbarschaftlich unterstützen. Viele Ergebnisse der deutschlandweit bislang einmaligen Studie seien auch auf andere Großstädte übertragbar, sagte Doris Rosenkranz von der Fakultät Sozialwissenschaften.

Gute Nachbarschaft steht bei den Menschen auch heute noch hoch im Kurs. Foto: Last Hero / flickr (CC BY-SA 2.0)
Gute Nachbarschaft steht bei den Menschen auch heute noch hoch im Kurs. Foto: Last Hero / flickr (CC BY-SA 2.0)

Mehr als 90 Prozent der Befragten gaben an, gerne oder sehr gerne in ihrer Nachbarschaft zu leben. Zugleich hat aber etwa die Hälfte der Befragten keinen näheren Kontakt zueinander. Vor allem in den innerstädtischen Gebieten Nürnbergs wünschten sich viele der Befragten Aktivitäten und Treffpunkte, um miteinander in Kontakt zu kommen. Für die Studie wurden 10 000 Haushalte zufällig ausgewählt und Experten befragt.

Überraschend war für Doris Rosenkranz und ihre Kollegin Sabine Fromm, dass die Bereitschaft zu helfen unter Nachbarn deutlich höher als erwartet ist. «Je besser Menschen wissen, wie lange die Hilfe dauert und was sie konkret tun sollen, umso eher sind sie bereit, den Nachbarn auch zu helfen», erläuterte Rosenkranz. So sei die Annahme von Paketen oder das Ausleihen von Zucker unproblematisch. Nach Babysitten und Nachhilfe fragen Nachbarn dagegen selten. «Wer in der eigenen Familie dafür niemanden findet, kauft sich in der Regel professionelle Hilfe ein, anstatt zu den Nachbarn zu gehen», sagte Rosenkranz. (dpa)

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