
Das ist das Ziel der bundesweiten Initiative «Schule gegen sexuelle Gewalt», die Bildungsminister Helmut Holter (Linke) und der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, in Erfurt vorstellten. Die Initiative bietet Schulen Informationsmaterialien und fachliche Unterstützung an.
«Bei dem Thema gibt es ein Grundproblem: die Scheu, es öffentlich zu diskutieren», sagte Holter. Das sei auch unter den vielen Lehrkräften und anderen Mitarbeitern an Schulen nicht anders. Dabei gebe es für Lehrer bereits Maßnahmen zur Prävention sexueller Gewalt.
Die Initiative sieht nun vor, dass Schulen ohne gesetzlichen Zwang eigene Schutzkonzepte erstellen, damit sie selbst nicht zu Tatorten werden, und ihren Mitarbeitern Leitlinien geben, wie sie mit Missbrauchsopfern umgehen können. Dazu gehört auch, dass Lehrer so geschult werden, dass sie mögliche Anzeichen für einen Missbrauch im Verhalten betroffener Schüler erkennen und diesen helfen können.
Rörig hält auch einen Verhaltenskodex für Lehrer für angebracht. Darin sollten Schulen beispielsweise klar festhalten, wie Treffen zwischen Lehrern und Schülern in der Freizeit auszusehen hätten, wenn es etwa um Lerngruppen geht. Genauso müsse geklärt sein, ob Lehrer und Schüler in sozialen Netzwerken wie Facebook Kontakt haben sollten.
Schule muss ein Schutzraum sein
Die Lehrer-Gewerkschaft GEW Thüringen begrüßt die Initiative. «Schule muss ein Schutzraum sein. Daher ist es richtig, Lehrerinnen und Lehrer zu sensibilisieren und ihnen Handreichungen zur Seite zu stellen, um gute Präventionskonzepte an den Schulen zu entwickeln», betonte Kathrin Vitzthum, Landesvorsitzende der GEW Thüringen.
Gleichzeitige erwarte sie aber, dass das Bildungsministerium Fortbildungen und notwendige Entlastungen für Lehrkräfte anbiete. Das Konzept sei gut, wenn es Lehrern ermutige, sich dem Thema zu stellen.
2016 erfasste die Polizei beispielsweise in Thüringen 417 Missbrauchsfälle von Kindern und 73 von Jugendlichen. Beim Bildungsministerium werden zudem Fälle gemeldet, bei denen es durch staatliches Schulpersonal zu sexuellen Übergriffen auf Schüler kam. Ein bis zwei Fälle jährlich werden seit 2011 gezählt.
Die Meldezahl von sexuellen Übergriffen von Schülern auf Mitschüler ist dagegen seit 2011 auf neun gestiegen. Allerdings seien diese Daten kaum belastbar, erklärte Ministeriumssprecherin Silke Fließ. Es werde von einer weitaus höheren Dunkelziffer ausgegangen. dpa
Es ist recht schwer, als Schule gegen sexuelle Gewalt zu wirken, wenn die gesamte Gesellschaft voller Propaganda für sexuelle Betätigung ist und alle Minderjährigen praktisch ungehinderten Zugang zu Sex- und Gewaltdarstellungen aller Art haben.
Ja, da stimme ich Ihnen zu.
Schon vor über 20 Jahren legte ich an meiner Ausbildungsschule Broschüren zum Thema Kindesmissbrauch aus (wie erkennen, wie handeln). Nach einer Woche lagen alle Broschüren immer noch da.
Laut eines anderen Artikels hier auf n4t sollen pro Klasse 1-2 Schüler Opfer von sexuellem Missbrauch sein. Wenn das stimmt, wären das 5% aller Schüler oder hochgerechnet auf Thüringen rund 8500. Erfasst wurden gemäß dem Artikel hier lediglich rund 500 Fälle pro Jahr.
Frage an die Experten hier: Zweifellos dürfte die Dunkelziffer an nicht erfassten Fällen sehr hoch sein. Ist in diesem Zusammenhang 5% aller Schüler plausibel? Mir doch eher an das Gute im Menschen glaubenden Naivling erscheint das doch sehr viel. Allerdings weiß ich nicht, wie sexueller Missbrauch in den unterschiedlichen Studien definiert wird. Es soll leider sogar welche geben, laut denen “geschubst werden” bereits dazu gezählt wird, was nicht dem Thema und noch viel weniger den tatsächlichen Opfern gerecht wird.