Spielsüchtiger Lehrer veruntreut Schulgeld – bleibt er im Dienst?

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ANSBACH. Ein früherer Vize-Rektor eines Gymnasiums hat 68.000 Euro Schulgeld veruntreut. Er glich damit seine privaten Konten aus, wenn er sich beim Glücksspiel verzockt hatte. Nach einem strafrechtlichen Verfahren muss sich der Mann nun erneut vor Gericht verantworten.

Spielsucht kann Existenzen zerstören.                                                                      Foto: Lisa Brewster / CC BY-SA 2.0

In dem Disziplinarverfahren vor dem Verwaltungsgericht in Ansbach geht es um die Frage, ob der 64-Jährige aus dem Dienst entfernt wird oder nicht. Im für den Pädagogen schlimmsten Fall würde er seine Pensionsansprüche verlieren. Für den Vorsitzenden Richter bestanden beim Auftakt der Verhandlung keine Zweifel, dass der Mann das Schulgeld veruntreut hat.

Das Amtsgericht in Gemünden hatte den suspendierten stellvertretenden Schulleiter im Oktober 2016 zu einer Haftstrafe von elf Monaten und zwei Wochen auf Bewährung verurteilt. Zwischen 2010 und 2013 hatte er in elf Fällen Geld von Schulkonten genommen, um seine Privatkonten auszugleichen. Er zahlte das veruntreute Geld – insgesamt 68.000 Euro – später zurück.

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Die Veruntreuung fiel erst 2014 auf: Während einer längeren Krankheit des 64-Jährigen kontrollierte die damalige Schulleiterin selbst die Konten. Schon 2012 habe sie ihren Kollegen getadelt, hieß es in einer Stellungnahme der Ex-Rektorin, die die Landesanwaltschaft vorlas – weil ihr Stellvertreter keine Kontoauszüge vorlegte und die Buchhaltung unsauber erledigte.

Das Gericht verlangte nun von der Landesanwaltschaft, die frühere Rektorin des Gymnasiums erneut zu befragen. Der Vorsitzende Richter will vor allem wissen, warum das Ganze nicht schon früher auffiel: Wie wurde der Pädagoge genau kontrolliert? Gab es eine Kassenaufsicht und ein Vier-Augen-Prinzip? Fehlte möglicherweise die Dienstaufsicht?

Der Anwalt des 64-Jährigen legte dem Verwaltungsgericht ein Gutachten aus dem Jahr 2016 vor, das dem Lehrer eine pathologische Spielsucht bescheinigt sowie eine schwere depressive Episode. Der frühere Vize-Rektor verspielte insgesamt 250.000 Euro. Noch immer sei er in ambulanter Behandlung, sagte der 64-Jährige. Aktuell habe er seine Spielsucht unter Kontrolle, doch um die Privatkonten kümmere sich inzwischen seine Frau. dpa

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