„Mittelfristig wird das dann auch mehr Todesfälle geben“ – Jedes zweite bayerische Schwimmbad ist marode

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BAMBERG. Bayerns Gemeinden droht ein Schwimmbadsterben. 18 kommunale Badeanstalten sind in den letzten beiden Jahren wegen ihres schlechten Zustands bereits geschlossen worden. 55 weitere könnten in Kürze hinzukommen, fürchtet die Staatsregierung. Die DLRG warnt vor gefährlichen Folgen.

Mehr als die Hälfte der kommunalen Schwimmbäder in Bayern ist sanierungsbedürftig, 55 davon droht sogar akut die Schließung. Das geht aus einer aktuellen Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage des SPD-Fraktionsvorsitzenden Markus Rinderspacher hervor. Demnach hat sich die Zahl der maroden Bäder seit 2016 von 299 auf 446 deutlich erhöht, außerdem mussten in dem Zeitraum 18 öffentliche Schwimmstätten geschlossen werden.

Schwimmen sollten Kinder schon früh lernen. Ohne Schwimmbäder vor Ort wird das schwierig. Foto: TaniaVdB / pixabay (CC0 1.0)
Schwimmen sollten Kinder schon früh lernen. Ohne Schwimmbäder vor Ort wird das schwierig. Foto: TaniaVdB / pixabay (CC0 1.0)

«Da gibt es jetzt dringend Handlungsbedarf», sagte Rinderspacher. Öffentliche Schwimmbäder seien nicht nur für das gemeindliche Zusammenleben wichtig, sondern auch um den Schwimmunterricht für Kinder sicherzustellen.

Auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Bayern sieht das Bädersterben mit Sorge. «Wenn man diesem Trend nicht entgegenwirkt, wird die Zahl der Kinder, die schwimmen können, immer weiter nach unten gehen. Mittelfristig wird das dann auch mehr Todesfälle geben», sagte Sprecher Horst Auer. Schon jetzt ist nach DLRG-Angaben jedes zweite Kind nach der Grundschule kein sicherer Schwimmer. Bayern war zudem im vergangenen Jahr mit 86 Todesfällen durch Ertrinken trauriger Spitzenreiter in Deutschland.

Der Hauptgrund für marode Bäder liegt laut Rinderspacher darin, dass sich viele Kommunen deren Instandhaltung nicht mehr leisten können. «Bis in die 1990er Jahre gab es staatliche Zuschüsse für Bäder, aber das ist weitgehend weggebrochen», sagte der SPD-Politiker. Heute müssten mindestens 40 Schulklassen in einem Bad Schwimmunterricht abhalten, damit der Freistaat einen Zuschuss für die Sanierung gewährt.

Dies führe dazu, dass insbesondere in kleineren Kommunen mit geringen Schülerzahlen keine Zuschüsse ankommen. In den vergangenen 15 Jahren mussten daher insgesamt knapp 80 Bäder geschlossen werden. Viele Schulen würden dann aber die weiteren Wege nicht mehr auf sich nehmen und gänzlich auf den Schwimmunterricht verzichten: «Das ist ein Teufelskreis, aus dem wir endlich raus müssen», sagte Rinderspacher.

Er schlägt daher einen Sonderfonds in Höhe von mindestens 30 Millionen Euro vor, um klammen Kommunen bei der Sanierung der Bäder unter die Arme zu greifen. Die bayerische Regierung will nun eine Arbeitsgruppe einrichten, um die Möglichkeiten für die Schwimmbadförderung bis zum Doppelhaushalt 2019/2020 zu prüfen. (dpa)

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