Ausstellung zeigt Stücke vom Gehirn Einsteins – und das verrät uns: nichts

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MÜNSTER. Kaum ein Organ des Menschen ist so komplex wie das Gehirn. Das Naturkundemuseum in Münster zeigt jetzt eine große Sonderschau zu dem Thema. Publikumsmagnet dürfte eine Leihgabe aus den USA werden: zwei Schnitte vom Gehirn Albert Einsteins.

Gründervater des Max-Planck-Instituts für Physik: Albert Einstein. Foto: Wikimedia Commos
Jahrhundert-Genie aus Ulm: Albert Einstein. Foto: Wikimedia Commos

Albert Einsteins Gehirn und das schwarze London-Taxi haben auf den ersten Blick keine Gemeinsamkeiten. In der Sonderausstellung «Das Gehirn – Intelligenz, Bewusstsein, Gefühl» des LWL-Museums für Naturkunde in Münster spielen beide aber eine Hauptrolle. Und das auf einer 1200 Quadratmeter großen Fläche mit 770 Ausstellungsstücken, darunter 71 präparierte Gehirne. Einstein und das Taxi stehen dabei für das Mysterium Gehirn.

Was machte Einstein so schlau?

«Es ist das komplexeste Organ überhaupt. Wenn Forscher etwas dazu herausfinden, wirft das noch viel mehr Fragen auf. Und bei Einstein hat die Forschung bislang weder anhand der Größe noch der Struktur klären können, warum er so intelligent war», sagt Matthias Löb, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, bei der Vorstellung der Ausstellung am Dienstag in Münster.

Der deutsch-amerikanische Forscher und Begründer der Relativitätstheorie Einstein bekam 1921 den Nobelpreis. Nach seinem Tod stellten die Erben seinen Körper der Wissenschaft zur Verfügung. Von seinem Gehirn gab es über 1000 präparierte Schnitte. Viele davon sind heute verschollen. Zwei sind im «Mütter Museum» für Medizingeschichte in Philadelphia im US-Bundesstaates Pennsylvania zu sehen.

Als Leihgabe sind die winzigen Schnitte jetzt nach Münster gekommen und werden dem Publikum vom Freitag an bis Oktober 2019 wie auf einem Altar in einer pyramidengleichen gläsernen Box gut beleuchtet präsentiert. Der Versicherungswert: 100.000 US-Dollar. Während dieses Genie-Gehirn aber nach dem Ableben keine neue Erkenntnisse brachte, lieferten viele angehende Taxifahrer in London den Hirnforschern wichtige Fakten.

Ihre Gehirne wurden vermessen, bevor sie sich jahrelang quälten und die Straßennamen in Englands Hauptstadt für die Taxi-Prüfung auswendig lernten. Nach der Prüfung kamen sie erneut in die Röhre und das Ergebnis: Das für die Orientierung wichtige Hirn-Areal war messbar angewachsen. Und das bei erwachsenen Menschen – für die Demenzforschung eine wichtige Erkenntnis. All das erfährt der Ausstellungsbesucher über Video, wenn er sich in das Original-Taxi setzt.

Die Ausstellung ist aufbereitet in 13 Themenbereiche. Darunter die Anatomie des Gehirns, Entwicklung und Evolution sowie psychische Erkrankungen. Weitere Bereiche sind unter anderen Hirnforschung, Schlaf und Traum, Gefühle, Ich-Bewusstsein, Verhaltenssteuerung und Drogen. «In jeder Generation in der Weltgeschichte gab es Menschen, die Drogen genommen und sich berauscht haben. Das scheint in unserer DNA zu liegen», sagt Kuratorin Lisa Klepfer.

Auch ein Original-Picasso fehlt nicht in der Ausstellung. Die Leihgabe stammt aus dem Kunstmuseum Pablo Picasso in Münster. Daneben hängt ein Bild, das ein Schimpanse gemalt hat. «Wie Kreativität im Gehirn entsteht ist eine weitere spannende Frage», sagt Museumschef Jan Ole Kriegs und schiebt hinterher: «Die Frage, warum das eine Kunst ist und das andere nicht, können wir nicht beantworten.» Von Carsten Linnhoff, dpa

Das Museum ist Dienstag bis Sonntag (und an Feiertagen) von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Hier gibt es weitere Informationen zur Ausstellung.

Studie: Schule formt das Gehirn – strukturierte Umgebung sorgt für bessere Konzentration und Verhaltenskontrolle

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Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor

„Die Frage warum das eine Kunst ist und das andere nicht, können wir nicht beantworten“ , ist aber näherungsweise zu beantworten.
Handelt es sich um zufällige Kritzeleien, wie hier die der Schimpanse, die wahrscheinlich nicht gezielt und geplant ausgeführt werden, also ohne Reflektion , so wird das Entstandene wohl eher ein Produkt des Zufalls sein. Der Wille etwas Neues bewusst zu schaffen scheint nicht vorhanden zu sein.
Das andere Extrem ist die Nachbildung bereits bekannter Stilelemente zu einem Konstrukt, wie der röhrende Hirsch vor einer Berglandschaft oder anderer Kitsch, dem kein neuer Inhalt eingehaucht wurde. Es handelt sich um Variationen einer Replikation, die assoziativ bei den meisten von uns im Bewusstsein hinterlegt sind. Menschliche Kreativität verbindet die technischen Fähigkeiten des Einzelnen mit seiner Intention etwas Neues zu schaffen.
Weiterführende Literatur zu dem Thema bildet die immer noch aktuelle die Dissertation „Abstraktion und Einfühlung“ von Wilheln Worringer aus dem Jahr 1907.
Seit dem Missbrauch durch den SS-Staat und der Abwertung expressionistischer , abstrakter und impressionistischer Kunst als „entartete Kunst“ , traute sich offensichtlich niemand mehr an eine Begriffsdefinition von Kunst heran. Jeder hat schließlich eine eigene Vorstellung von Kunst, ohne ,dass man sich bewusst Gedanken dazu gemacht hat. Geprägt wird dieses Gerfühl von der eigenen Erfahrungswelt, die individuell eben differiert.

Die Arbeit mit den Taxifahrern aus London und der Fuktionsumstellung des Gehirns spiegelt sich auch in dem Homunculus wieder, der plastischen Darstellung der neuronalen Funktionsareale im Gehirn.
Auch das Gehirn verfügt über neuronale Stammzellen, die bei entsprechender Aktivierung durch äußere Impulse am Leben erhalten werden und so absterbende Hirnzellen ersetzen können. Deshalb ist es auch so wichtig, dass man sich seine kulturellen Fähigkeiten erhält, indem man diese regelmäßig anwendet. Wir erlernen Lesen durch häufiges Lesen und das Schreiben durch das Schreiben von Texten. Beides hängt indirekt miteinander zusammen und verbessert die Fähigkeiten im anderen , so wie logisches Denken durch Mathematik und physikalische Kenntnisse befördert werden.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Die Vorstellung unserer Vorfahren, durch anatomische Untersuchungen Erkenntnisse über die Funktionsweise des Gehirn zu erhalten, waren frustran.
Man konnte allerdings postmortal, durch anatomische Untersuchungen feststellen, welches abgestorbene Hirnareal für den Funktionsverlust, etwa bei einem cerebralen Gefäßverschluss, verantwortlich war und so ihm die entsprechende Funktion zuordnen. Wie das Gehirn lernt und welche Areale aktiviert werden, erschloss sich erst durch die neuere Hirnforschung. Und erst mit den neueren bildgebenden Verfahren ist man in der Lage, Aktivitäten im Gehirn nachzuweisen.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Das Beispiel eines kritzelnden Schimpansen ist ein schlechtes Beispiel dafür, ob andere Lebewesen in der Lage sind, kreativ schaffend tätig zu werden, ist ein schlechtes Beispiel.
Da sind verschiedene Vogelarten zu nennen, wie etwa der Webervogel,weil besser geeignet sind, da diese Webervögel zum Beispiel in der Lage sind, kunstvoll angefertigte Nester unterschiedlichster Variationen zu erstellen, die jedes für sich ein Unikat darstellen.
Auch hier erfordert es einer neuronalen Auseinandersetzung beim Erschaffen dieser Nester mit Reflektion, wahrscheinlich auf einer anderen geistigen Ebene als beim Menschen , aber ich würde mich schwertun diese Leistungen nicht als Kunst zu bezeichnen.