Die Humboldt-Universität gründet ein Institut für Islamische Theologie – aber ohne liberale Verbände

21

BERLIN. An der Humboldt-Universität wird jetzt ein Institut für Islamische Theologie ins Leben gerufen. Konservative Islam-Verbände haben dabei ein wichtiges Wort mitzureden.

Im Islam gibt es verschiedene Ausprägungen.                                             Foto: Rod Waddington / flickr / CC BY-SA 2.0

Nach monatelangen Diskussionen ist es an diesem Freitag soweit: Die Humboldt-Universität entscheidet über die Gründung eines Instituts für Islamische Theologie. Die Zustimmung ist so gut wie sicher, bereits andere Uni-Gremien votierten dafür. Am Institut sollen muslimische Geistliche und Religionslehrer ausgebildet werden – wie bereits in anderen Städten auch. Umstritten ist im Berliner Fall aber, dass dem Institutsbeirat nur traditionell-konservative Islamvertreter angehören sollen.

So werden die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden, der Zentralrat der Muslime und die Islamische Föderation in Berlin im Beirat sitzen. Dem Gremium, dem auch zwei Wissenschaftler angehören werden, wird ein Vetorecht aus religiösen Gründen bei der Besetzung von Professuren eingeräumt. Entschieden werden soll mit Zweidrittelmehrheit. Zum Wintersemester 2018/19 werden am Institut fünf Professuren eingerichtet. Das Land Berlin stellt bis 2022 dafür 13 Millionen Euro zur Verfügung.

Zwar betonen Humboldt-Universität und Berliner Bildungsverwaltung, dass die Aufnahme weiterer Verbände möglich sei. Der aus der Türkei gesteuerte Ditib-Verband hatte einen Rückzieher gemacht, weil ihm die Möglichkeiten zur Einflussnahme nicht weit genug gingen.

Trotzdem ist in den vergangenen Monaten Protest lautgeworden, unter anderem von der Anwältin Seyran Ates, Gründerin der liberalen Ibn-Rushd-Goethe-Moschee, vom früheren Grünen-Politiker Volker Beck, von Studentenvertretern und der CDU im Abgeordnetenhaus.

Konservativ und liberal

Es sei schwer verständlich, dass die Politik immer nur Konservative als Ansprechpartner hinzuziehe – etwa bei der Islamkonferenz oder eben dem theologischen Institut. In einem Brief an das Kuratorium legte die Juristin, die jüngst für den Senat das Kopftuchverbot für Lehrerinnen, Richterinnen und Polizistinnen erstritt, jetzt nach. Sie appellierte an das Kuratorium, dem von Amts wegen auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) angehört, dem Institut nicht zuzustimmen.

Es gebe ausreichend andere Islam-Vertreter, etwa der afrikanischen oder indonesischen Gemeinden, der Gülen-Bewegung oder dem Liberal Islamischen Bund, die im Beirat eine Stimme haben könnten. Eigentlich solle die staatliche Ausbildung islamischer Theologen sicherstellen, dass auch andere als traditionell-konservative Inhalte vermittelt werden können, schreib die Anwältin.

Neue Argumente erhielten die Kritiker nach der jüngsten Al-Quds-Demonstration in Berlin. An dem vom iranischen Mullah-Regime ausgerufenen «Jerusalem-Tag» wird immer wieder auch die Vernichtung Israels gefordert. Auf eine Aufforderung des Grünen Beck, lehnte die Islamische Gemeinschaft der schiitischen Gemeinden es ab, sich von der Demonstration zu distanzieren.

Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte den Al-Quds-Marsch als «widerlich» bezeichnet, Wissenschafts-Staatssekretär Steffen Kracht (SPD) erklärte jetzt, Antisemitismus werde auch in der islamischen Theologie in Berlin keinen Platz haben. dpa

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

21 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Cavalieri
5 Jahre zuvor

Man sollte mal fragen, ob diese Art von „islamischer Theologie“ überhaupt als Wissenschaft bezeichnet werden kann, wenn es letztlich nur darum geht, konservative oder liberale (also letztlich politische) Positionen zu besetzen. Mich erinnert das mehr ans Mittelalter, wo dem tumben Volk von den Theologen alles mögliche erzählt wurde, nur nicht die Wahrheit.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Hier nochmal das weise Zitat des Islam-Professors Khorchide (Univ. Münster) in einem Stern-Interview vom 15.1.2015:
„In der islamischen Tradition gibt es jedoch keine Kirche. Stattdessen hat die Politik den Islam schon seit dem 8. Jahrhundert instrumentalisiert. Das erleben wir noch heute. Die Machthaber wollen kein mündiges Volk, sie wollen eine Mentalität des Gehorsams, und dazu nutzen sie einen restriktiven Islam.“
Und dieser restriktive Islam wird jetzt noch an der Humboldt-Unviersität „geadelt“ und zu einer Wissenschaft hochstilisiert. Ich glaube, ich bin im falschen Film.

Paul Pritt
5 Jahre zuvor

Na logisch werden konservative Verbände gewählt, denn die vertreten ja auch die Mehrheit der Muslime.
Die Liberalen Muslime kann man an einer Hand abzählen.

Alreech
5 Jahre zuvor

Viele der Flüchtlinge die zu uns kommen sind konservative Muslime. Durch diese Flüchtlinge wird Deutschland religiöser, bunter und vielfältiger. Statt dagegen zu hetzen sollten wir dies als Bereicherung unserer deutschen Kultur sehen, die abseits der gemeinsamen Sprache sowieso nicht identifizierbar ist.

Auch die neoliberale Hetze mancher Deutscher gegen den Al Quds Tag ändert nicht daran das es nur um dem Kampf gegen illegale Jüdische Siedler geht die palästinensisches Land besetzen.
Schon der Prophet hat gegen solche Siedler – z.B. denen in Chaibar – mobilisiert.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Alreech

Ja natürlich: Die wollen nur spielen, wenn sie Israel von der Landkarte tilgen wollen und israelische Fahnen verbrennen. Wer das dann nicht richtig findet, der „hetzt“. Und der islamische Gottesstaat Iran unter Leitung der Mullahs ist Weltmeister im Hinrichten. Diese „Theologie“ brauchen wir ganz dringend als Bereicherung.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Alreech

@Alreech
Was Sie so schreiben hört sich meist wie Satire an. Entweder Sie verarsch…. uns oder Sie glauben wirklich diesen ideologisch-fundamentalistischen Müll wirklich.
Diese Konservativen werden durch diese archaische Ausrichtung weder individuell geprägt oder gar in ihrem Denken befreit, noch bereichern sie unsere Kultur.
Da alle sich einem gemeinsamen Verhaltenskodex mit den selben Riten freiwillig in unterwürfiger Selbstzerfleischung unterwerfen, werden diese Menschen zu Gefangenen einer selbstgewählten Ideologie, die bedingungslosen Gehorsam und Unterwerfung von jedem Individuum fordert.
Durch die ständig wiederholten Gebetsriten und das Herunterpalavern immer der selben Texte kommt es zu einer selbst gewählten Indoktrination und einseitigen Umpolung der Einzelnen in Verbindung mit den Anderen zu einem gemeinsamen Denkkörper. Für mich ist das Faschismus.
Und deshalb gehören diese Leute auch nicht in unsere Gesellschaft, weil sie alles daran setzen werden unsere Lebengrundordnung zu zersetzen.
Durch die einseitige Besetzung der Lehrstühle mit diesen archaisch indoktrinierten Menschen, etabliert man weiteren Sprengstoff in den gesellschaftlichen Konsens einer liberalen Gesellschaft. Jeder von uns hat die Möglichkeit sich ein eigenes Bild zu schaffen, indem er/sie /es mit diesen Menschen vorgeblich naiv in einen Dialog sich begibt. Als erstes versuchen diese einen für ihre Ideologie zu gewinnen und fordern einen auf dieses „von Gottes Hand“ geschriebense Buch zu lesen. Die weiteren Versuche der Missionierung verlaufen dann schrittweise mit der Einführung in diese geistige Denkweise.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Alreech hat nach meiner Erinnerung nie geantwortet, ist vielleicht ein (möglicherweise bezahlter) Islam-Funktionär, der nur eine bestimmte Propaganda hier ablassen soll, ohne zu argumentieren. Genau das, was anderen hier unterstellt wird. Als Satire würde das wohl keinen Sinn machen. Es fehlt auch jeglicher Humor.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Das würde auch erklären, warum diese Person nicht reagiert oder gar reagieren kann. Wer es verlernt hat selbstständig zu denken, der gerät in einer freien Welt in argen Stress. Ich sage bewusst der, weil Frauen in diesem System eine eher untergeordnete Rolle einnehmen.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Alreech

@Alreech
Sie schrieben inhaltlich, dass mit dem Flüchtlingsstrom viele konservative Moslems zu uns kämen, die uns bereichern würden. Alles würde bunter ,abwechslungsreicher und religiöser. Eine kulturelle ,deutsche Identität jenseits der Sprache wäre nicht erkennbar! Diese beiden Sätze beinhalten zugleich zwei Lügen.

Pikanterweise leiten sie aus dem Artikel 4 des Grundgesetzes ab, dass sie alle ihre Lebensgewohnheiten, Riten und Ordnungssystem auf unsere Gesellschaft übertragen und ausleben dürften, weil diese Bestandteil ihrer Religion sind. Dabei nehmen sie mit ihrer bunten Vielfalt billigend in Kauf, dass Sie die Freiheitsrechte des Einzelnen einschränken und einschränken, weil die ein Bestandteil ihrer Religion ist.
Diese beschränkt sich aber vorwiegend auf der Regulierung der Kleiderordnung, sowie der Essgewohnheiten und der Stellung nachgeordneten Stellung der Frau gegenüber dem Mann.
Bei Verstößen gegen ihre archaischen Riten, folgen drakonische Strafen , sowie bei einer Nichteinhaltung ihrer göttlich vorgegebenen Lebensgewohnheiten. Jedes Mitglied ihrer Gemeinden hat sich an die Riten und Lebensweisen mit einer nachgeordneten Stellung der Frau zu halten.
Der Begriff der Moral ist in ihrer Religion vollkommen anders definiert. Die Verstellung gegenüber Nichtmitgliedern, das heißt Lügen, ist grundsätzlich erlaubt, wenn ein Gewinn für die eigene Religion dabei herausspringt. Dieses Verhalten ist bei uns moralisch verboten.
Sie definieren das Individuum als Teil des Ganzen, dem es sich bedingungslos unterordnen muss.
Unser Grundgesetz betont die Rechte und die Freiheit des Einzelnen, ein vollkommen anderer und widersprüchlicher Ansatz zu ihren Verhaltensregeln und antiquierten Ansichten.
Wir garantieren dem Individuum die geistige Freiheit, ihr sprecht diesem die Freiheit ab.
Wo wird da unser Welt bunter. Liegt es an der Kleiderordnung, dass das Leben bunter wird, wie Sie schrieben.
Wir hatten die Reformation , die Aufklärung und über viele Umbrüche schließlich die Demokratie, mit der Freiheit des Einzelnen und seinen Grundrechten. Solange ihr euer Verhältnis zur Gewalt nicht geklärt habt, seid ihr keine echten Ansprechpartner, sondern nur Werkzeug eurer selbst gewählten Unterwerfung.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Alreech

@Alreech
Aus der zunehmenden Individualität des Einzelnen leiten Sie ab, dass es jenseits der deutschen Sprache keine einheitliche kulturelle Identität der Deutschen gibt. Sie wollen die Uniformität im Denken, Handeln , den Gewohnheiten und Verhalten. Das ist Faschismus.

Bernd
5 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass hier ein Moslem schreibt? Der Anonymus mit dem Alias „Alreech“ ist mit Gaga-Posts auf zahlreichen Seiten aktiv – hier als bekennender Katholik: https://nerdcore.de/2018/06/19/gegen-die-macht-der-internetgiganten/

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Die Erwähnung der kath. Kirche würde ich in diesem Fall eher als Ironie empfinden. Vorher wird der „starke Staat“ gelobt als Bollwerk gegen einen „enthemmten Kapitalismus“. Das klingt nicht nach echten bekennenden Katholiken. Der Papst dürfte das anders sehen. Alreech könnte aber einfach ein Spinner sein. Merkwürdig, dass die Redaktion dazu nichts sagt. Immerhin werden oben die anti-jüdischen Demonstrationen gerechtfertigt, bei denen dann israelische Fahnen verbrannt werden. Das könnte man als Hetze deuten oder auch als faschistische Methode.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Danke für den Hinweis Bernd.
Dennoch fördert eine derartige Post die Auseinandersetzung zwischen dem Geschriebenen und dem eigenen Hintergrundwissen.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Ignaz Wrobel

@Bernd
Ich habe im Netz recherchiert.
Alreech ist dort mehrfach mit Kommentaren bezüglich automatischer Waffen bei Amokläufen, deren Anwendung, sowie zum Thema Kinderehen durch Imame in der Türkei vertreten, die dort neuerdings als Standesbeamte fungieren können, mit der Möglichkeit der Polygamie für Männer und mit Minderjährigen Mädchen.
Alreech scheint männlich zu sein und stark in seinem moslemischen Hintergrund verwurzelt zu sein und so fallen seine Kommentaren entsprechend abfällig negativ aus, so weit diese sich auf unsere westlichen Normen, sowie deutsche Lehrer beziehen.
Ein echtes Früchtchen.

Bernd
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Oder er ist ein Agent Provocateur – also ein Rechter, der Muslimen irgendwelchen Quatsch in die Schuhe schieben will und dafür öffentliche Foren nutzt.

Ignaz Wrobel
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Es scheint ein Schüler zu sein. Mehr nicht.

xxx
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

So „Quatsch“ scheint zumindest das mit der Ehe ab 9 nicht zu sein:
https://rp-online.de/politik/ausland/tuerkei-diyanet-erklaert-heirat-von-neunjaehrigen-maedchen-fuer-zulaessig_aid-17721109
Damit Bernd nicht gleich wieder mit Islamophobie kommt: Diyanet hat lediglich geäußert, dass Mädchen laut islamischem Recht ab 9 verheiratet werden dürfen, nach geltendem Recht dürfen Frauen aber erst ab 18 heiraten, in Ausnahmefällen auch ab 16.
Aus diesem Grund halte ich Herrn Wrobels Kommentar für plausibler als Ihren.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

Wenn Sie dieses Argument weiterdenken, dann könnte es ja auch den einen oder anderen linken „Agent Provocateur“ geben, der sich hier mit „rechten“ Sprüchen hervortut, um bewusst Hass auf die AfD zu erzeugen.
Der Unterschied scheint nur zu sein: Solche Leute werden bzw. würden hier von der Redaktion gerügt, Alreech aber nicht.
Ich denke aber eher, Alreech hat unausgegorene Ideen im Kopf, eine Kombination von Sozialismus und Antineoliberalismus mit salafistischem Gedankengut. Würde nicht schlecht aufs Kalifat des IS passen.
Frage am Rande: Wird in unseren Schulen eigentlich salafistische Propaganda mehr oder weniger bekämpft als etwaige politisch „rechte“ Propaganda? Zu den Salafisten gibt es hier bei n4t nur weniges und — seltsamerweise! — oft ohne jeden Eintrag zur Diskussion. Das Thema scheint nicht beliebt zu sein. Einmal wurde die Diskussion sogar offiziell geschlossen.

Cavalieri
5 Jahre zuvor

Was die Steuergelder für parteinahe Stiftungen betrifft, die im Artikel als „verschwendet“ angesehen werden, wenn sie zugunsten der AfD ausgegeben werden, so sollte man sich mal die Homepage der Rosa-Luxemburg-Stiftung ansehen, für die ja das Analoge zugunsten der Linkspartei zutrifft. Da gibt kaum etwas zur Bildungspolitik, aber doch etliche klassenkämpferischen Töne, besonders zu fernen Ländern. So wird eine marxistische Internationale von unseren Steuergeldern zum Teil mitfinanziert. Die Heinrich-Böll-Stiftung der Grünen unterhält ein Gunda-Werner-Institut zu Gender-Themen mit einer Gender-Toolbox auf der Homepage. Original-Zitat:
„Entstanden ist die Gender-Toolbox als Produkt des europaweiten Qualifizierungsprojekts »Fit für Gender Mainstreaming – Gemeinsam lernen in Ost und West«, das Teams aus Deutschland, Tschechien, Polen und Österreich zu Gender-Multiplikatorinnen fortgebildet hat.“
So wird auch das im Partei-Interesse vom Steuerzahler finanziert.

Cavalieri
5 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Sorry: das bezog sich auf den Artikel „Lehrer denken sozialistisch“, wo es um die parteinahe Stiftung der AfD geht.