Studie: Mütter mit Hauptschulabschluss lassen ihre Kinder länger fernsehen

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KÖLN. Wenn die Eltern lesen, lesen auch die Kinder. Wenn die Eltern auf Bildschirme starren, tun es ihnen die Kleinen gleich. Besonders in bildungsfernen Familien kommt es dadurch nach Einschätzung des Institut der deutschen Wirtschaft zu Problemen.

Kinder sollten nicht zuviel Fernsehen schauen.                                                     Foto: Marco Verch / flickr / CC BY 2.0

Fernseher, YouTube, Computerspiele: Besonders Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern verbringen viel Zeit vor Bildschirmen. «Zu viel Mediennutzung im jungen Alter kann sich aber für die Entwicklung ungünstig auswirken», sagte Familienpolitik-Experte Wido Geis vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln mit Blick auf Daten des Nationalen Bildungspanels. Sein Institut warnt vor krankhaftem Übergewicht, Augenbeschwerden, Schlafstörungen und aggressiverem Sozialverhalten bei übermäßigem Medienkonsum.

Fast drei von fünf Viertklässlern mit einer Mutter, die weder Ausbildung noch Berufsfachschule oder Studium absolviert hat, verbrachten der IW-Auswertung zufolge mehr als zwei Stunden am Tag vor Bildschirmen. Auf Kinder aller Mütter gemünzt waren es hingegen nur etwa zwei von fünf Jungen und Mädchen mit ähnlich hohem Medienkonsum. Am wenigsten schauten Viertklässler von Müttern mit Hochschulabschluss täglich auf Bildschirme – nur bei knapp drei von zehn waren es mehr als zwei Stunden.

Den Grund für die Diskrepanz sieht IW-Experte Geis darin, dass sich die Kinder an ihren Eltern orientierten. «Erwachsene aus bildungsfernen Haushalten konsumieren mehr TV», erklärte er. «Eltern aus bildungsnahen Haushalten besitzen deutlich mehr Bücher und lesen mehr.»

Trotzdem attestiert Geis den bildungsferneren Familien keine «Laissez-Faire»-Erziehung in allen Bereichen. Fast zwei von fünf Kinder mit Müttern ohne berufsqualifizierenden Bildungsabschluss sagten demnach, dass ihre Eltern Wert darauf legten, dass sie die Hausaufgaben immer zur selben Zeit machen. In Familien mit höher qualifizierten Müttern war das deutlich seltener die Regel. «Niedrigqualifizierte Mütter begleiten ihre Kinder häufiger bei den Hausaufgaben», erklärte Geis.

In den Schulen sollten die Kinder nach Einschätzung des IW digitale Kompetenzen erlernen. Andernfalls drohe besonders den Kindern aus bildungsfernen Haushalten, abgehängt zu werden und später am Arbeitsmarkt weniger Chancen zu haben. Computerspiele und Filme seien dabei aber nicht sinnvoll, es sei denn in einem geeigneten pädagogischen Rahmen. dpa

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xxx
5 Jahre zuvor

Die Formulierung des Artikels riecht schwer nach Besserstellung des Hauptschulabschlusses.
– Warum wird nur über Mütter mit Hauptschulabschluss geschrieben? Über die Väter wissen wir nichts, insbesondere nicht, welchen Abschluss und welcher Arbeit sie haben.
– Warum wird bildungsfern mit dem Hauptschulabschluss der Mutter vermischt? Über die Väter wissen wir nach wie vor nichts.
– „Fast drei von fünf Viertklässlern mit einer Mutter ohne berufsqualifizierenden Bildungsabschluss […] verbrachten der IW-Auswertung zufolge mehr als zwei Stunden am Tag vor Bildschirmen. […] Am wenigsten schauten Viertklässler von Müttern mit Hochschulabschluss täglich auf Bildschirme – nur bei knapp drei von zehn waren es mehr als zwei Stunden.“ Das widerspricht sich. Sind es 3 von 5 oder 3 von 10?
– Die Bezugsgrößen „3 von 5“ usw. sind ungünstig gewählt. Man hätte besser die tatsächlichen Prozente angeben können.
– „Fast zwei von fünf Kinder mit Müttern ohne berufsqualifizierenden Bildungsabschluss sagten demnach, dass ihre Eltern Wert darauf legten, dass sie die Hausaufgaben immer zur selben Zeit machen. In Familien mit höher qualifizierten Müttern war das deutlich seltener die Regel.“ Der Grund könnte sein, dass die Kinder aufgrund der Berufstätigkeit erstmal alleine zuhause sind. Wie das ab Klasse 5 aussieht, wird man sehen, weil die Mütter ihren Kindern dann nicht mehr helfen können. Allerdings ist „fast 2 von 5“ mit etwas über einem Drittel nicht wirklich viel.