BERLIN. Der Berliner Bundestagsabgeordnete Frank Steffel (CDU) soll seinen Doktortitel wegen Plagiats verlieren. Das teilte die Freie Universität Berlin (FU) dem Politiker mit. Steffel will die Entscheidung nicht akzeptieren, sondern juristisch dagegen vorgehen, wie er am Montag erklärte.
Die FU schrieb laut Steffel, ein vierköpfiges Gremium zur Überprüfung der Dissertation habe mehrheitlich entschieden, den Doktortitel «aufgrund von Fehlern in der Zitiertechnik zu entziehen».
Steffel bezeichnete die Entscheidung als überraschend, da das Rechtsamt der FU ihm am 27. April bestätigt habe, «dass ich in meiner Dissertation alle Übernahmen mit Referenzen belegt habe». Auch sein Doktorvater, der emeritierte Volkswirtschafts-Professor Dietrich Winterhager, habe klargestellt, dass er sich an die Regeln gehalten habe. Ein Gutachten sei zu dem gleichen Schluss gekommen. Steffel fügte hinzu, er rechne mit einer «langjährigen juristischen Auseinandersetzung». Den Titel will er vorerst nicht mehr führen.
Die Vorwürfe hatte Martin Heidingsfelder, Gründungsvater des Wikis VroniPlag, aufgebracht. Im November 2017 wies er die FU anhand von Stichproben aus Steffels Dissertation auf mögliche Mängel bei der Kennzeichnung von Zitaten hin.
Die Arbeit Steffels (52) befasste sich mit der Entwicklung der Unternehmer in den neuen Bundesländern nach der deutschen Einheit.
2001 war Steffel der Herausforderer des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) bei der Abgeordnetenhauswahl. Seit 2009 sitzt er im Bundestag. Ehrenamtlich ist Steffel Präsident des Handballvereins Füchse Berlin. Plagiatsvorwürfe brachten schon mehrfach Politiker in Bedrängnis: Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), Silvana Koch-Mehrin (FDP) und Annette Schavan (CDU) wurde der Doktortitel aberkannt. dpa
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Gibt es auch inhaltliche Mängel an dieser Doktorarbeit, oder ist nur seine “Zitiertechnik” fehlerhaft?
Darum geht es nicht. Facharbeiten, die sich als abgeschrieben herausstellen, werden unabhängig von der Qualität des Inhalts auch mit “ungenügend” bewertet.