ISTANBUL. Nach Ansicht türkischer Regionalbehörden fehlt der 2008 gegründeten deutschen Botschaftsschule in Izmir die rechtliche Grundlage. Kurzerhand schlossen sie die Schule mit Beginn der Ferien am Donnerstag. Das Auswärtige Amt fordert nun eine Stellungnahme der türkischen Regierung.
Türkische Behörden haben nach offiziellen Angaben die deutsche Botschaftsschule in Izmir geschlossen. Schulleiter Dirk Philippi sagte am Samstag, eine Delegation der Bildungsbehörden aus der Großstadt Izmir und dem Schulstandort im Vorort Urla begleitet von rund einem Dutzend Polizisten habe die Schule am Donnerstag besucht und «schriftlich und mündlich erklärt», ihr fehle die «rechtliche Grundlage». Die Schule sei dann versiegelt worden. Den Unterricht stört die Maßnahme nicht – es sind Sommerferien. Die Delegation sei drei Stunden nach Ende der letzten Klasse gekommen, sagte Philippi.
Die Affäre könnte aber neue Spannungen zwischen Deutschland und der Türkei verursachen. Die gemeinnützige Schule ist laut Philippi offiziell als deutsche Auslandsschule anerkannt und «strukturell dem Generalkonsulat in Izmir zugeordnet». Laut der Webseite der Bundesregierung über deutsche Vertretungen in der Türkei handelt es sich um eine «Zweigstelle der Privatschule der Deutschen Botschaft in Ankara», die 2008 gegründet wurde.
Das Auswärtige Amt bestätigte die Schließung der Schule durch regionale Behörden des Erziehungsministeriums. Die türkische Regierung werde aufgefordert, umgehend die Gründe dafür darzulegen, hieß es in Berlin. Die deutschen Schulen in der Türkei seien ein wesentliches Element der kultur- und bildungspolitischen Beziehungen zwischen beiden Ländern. Die Botschaft in der Hauptstadt Ankara sei mit dem Fall befasst.
Im vergangenen Jahr hatte die Inhaftierung mehrerer Deutscher – darunter der Journalist Deniz Yücel und der Menschenrechtler Peter Steudtner – die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei schwer belastet. Beide sind mittlerweile frei und ausgereist. Gegen beide gibt es aber in Abwesenheit Gerichtsprozesse in der Türkei.
«Ich gehe felsenfest davon aus, dass es sich um eine vorübergehende Schließung handelt», sagte Philippi. Man arbeite rund um die Uhr daran zu verstehen, worum es gehe. «Die Entscheidung steht im Kontrast zu einer Genehmigung, die wir haben.» Die sei vom türkischen Außenministerium und besage, dass die Schule im westtürkischen Izmir als eine Zweigstelle der deutschen Botschaft in Ankara betrieben werde dürfe. «Es kann schlicht sein, dass den Bildungsbehörden nur Dokumente fehlen.» Es gebe einen regen Austausch «auf allen Ebenen», der ihn «sehr positiv» stimme, sagte Philippi.
Die Schule in Urla ist eine Gesamtschule. Den Angaben des Direktors zufolge sind in der Regel rund 180 Kinder im Alter zwischen zwei und 20 dort und im angeschlossenen Kindergarten angemeldet. Sie werden von rund 40 Mitarbeitern betreut. Das nächste Schuljahr beginnt am 27. August. (dpa)
Winkeladvokaten der Erdogan-Regierung entdecken plötzlich eine “fehlende rechtliche Grundlage”, nachdem vorher jahrelang alles in Ordnung war. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.