Bildungsminister zum Schuljahresbeginn: „Mich interessiert kein Spardiktat“ (das ist mal ’ne Ansage)

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SAARBRÜCKEN. Saarlands Bildungsminister Ulrich Commerçon startet mit einem guten Gefühl ins neue Schuljahr. Er blickt zufrieden auf die Anmeldezahlen und eine Neuregelung beim herkunftssprachlichen Unterrichts – und überrascht mit einer bemerkenswerten Aussage.

„Bildung kostet, und Kinder müssen uns lieb und teuer sein“: Ulrich Commerçon. Foto: Ministerium für Bildung und Kultur, Saarland

Im Saarland werden zum neuen Schuljahr rund 90 350 Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Das sind 0,76 Prozent mehr als im letzten Jahr. Als Grund dafür nannte Bildungs- und Kulturminister Ulrich Commerçon (SPD) am Mittwoch die starken Geburtenjahrgänge der letzten Jahre, die verstärkte Zuwanderung von Familien mit jüngeren Kindern und die längere Verweildauer hin zu einem höheren Bildungsabschluss. Das Schuljahr beginnt an diesem Montag.

Der ursprünglich vereinbarte Abbau von Lehrerstellen bleibe bei den steigenden Schülerzahlen daher auch weiterhin ausgesetzt. «Mich interessiert an der Stelle kein Spardiktat», so Commerçon beim Sommergespräch mit Journalisten. «Bildung kostet, und Kinder müssen uns lieb und teuer sein.» Statt Stellen abzubauen, seien in den letzten Jahren rund 300 Lehrkräfte zusätzlich eingestellt worden. Gerade in Grundschulen – der einzige Bereich neben Förderschulen, in dem Lehrermangel herrsche – sei zuletzt erneut aufgestockt worden. Dennoch reiche die personelle Ausstattung immer noch nicht aus. Mit dem Finanzminister will Commerçon nach eigener Aussage daher weiter über den Stellenplan verhandeln.

Erleichtert zeigte sich der Minister, dass ab diesem Schuljahr der herkunftssprachliche Unterricht unter Aufsicht des Bildungsministeriums erteilt werde. Der bisher stattfindende Konsulatsunterricht in Türkisch und Italienisch wird durch ein staatliches Angebot ersetzt. Dabei entscheidet das Ministerium über Personal und Lerninhalte.

Das war bislang anders: «Das türkische Konsulat hatte uns Lehrer geschickt, die wir gar nicht mehr aussuchen durften und von denen wir nicht wussten, was sie gemacht haben», schilderte er. Zudem hätte man bei dem von der Türkei finanzierten Unterricht keine Chance gehabt, unangemeldet in den Unterricht zu gehen. «Es mag Zeiten gegeben haben, in denen das unproblematisch war», so Commerçon. «Ich glaube nicht, dass es das heute noch ist.»

Der herkunftssprachliche Unterricht findet ab September mit zwei Wochenstunden als freiwilliges Angebot am Nachmittag statt. Für Türkisch, Italienisch, Russisch und Arabisch soll es zunächst Schwerpunktstandorte geben. Der Unterricht wird dort von der Primarstufe bis zum Ende der Sekundarstufe I schulform- beziehungsweise jahrgangsübergreifend erteilt.

Als Erfolg bewertete es der Bildungsminister, dass erstmals jeder dritte saarländische Schüler ein Ganztagsangebot an einer allgemeinbildenden Schule wahrnehme. Besonders an den echten Ganztagsschulen sei die Nachfrage nach Plätzen weiter erneut deutlich gewachsen: um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Er sei nach wie vor sehr überzeugt, so Commerçon, dass der Ausbau des Ganztags «eine ganz wesentliche Antwort auf Bildungsgerechtigkeitsfragen» sei. «Alle Kinder müssen eine Chance zum Aufstieg haben – unabhängig von ihrer Herkunft, unabhängig von ihren Voraussetzungen», betonte Commerçon. dpa

 

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