George Smith – Chemie-Nobelpreis für einen ehemaligen Lehrer

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COLUMBIA. Das Nobelkomitee hat den US-Amerikaner nicht aus dem Bett geklingelt: Als er gegen fünf Uhr morgens den Anruf aus Stockholm erhielt, sei er bereits wach gewesen, erzählte der frischgebackene Chemie-Nobelpreisträger George Smith dem Nobelkomitee. «Wissen Sie, ältere Menschen haben manchmal Probleme zu schlafen. Ich bin bereits seit vier Uhr wach.» Zunächst habe er an einen Scherz gedacht, doch schnell sei klar geworden, dass der Anruf echt sei.

Die Ehrung trifft den am 10. März 1941 in Norwalk (Connecticut) geborenen Forscher drei Jahre nach Beginn seines offiziellen Ruhestands. An der University of Missouri in Columbia hatte er das sogenannte Phagen-Display entwickelt und es 1985 im Fachmagazin «Science» vorgestellt. Mit der Methode ist es möglich, bestimmte Viren zur Herstellung von Proteinen einzusetzen.

Was der Preis für ihn bedeute, könne er noch nicht fassen, sagte Smith, der mehr als 40 Jahren an der University of Missouri gelehrt und geforscht hatte. Seit seinem Ruhestand habe er zahlreiche Interessen entwickelt, er wisse noch nicht, wie die Auszeichnung sein Leben verändern werde. Nach seinem Bachelor in Biologie 1963 war Smith kurz Highschool-Lehrer und Labortechniker, erarbeitete sich dann aber 1970 an der Harvard University einen Doktortitel in Bakteriologie und Immunologie.

Smith teilt den Preis mit zwei Kollegen: Frances Arnold und Gregory Winter.

Frances Arnold – Von einer wilden Jugend zur Nobelpreisträgerin

Eigentlich wollte sie Diplomatin oder CEO eines multinationalen Unternehmens werden. Doch dann entschied sich die US-Wissenschaftlerin Frances Arnold, erneuerbare Energien zu erforschen, weil ein Chef-Posten zu viel Arbeit bedeutet hätte, sagte sie vor einigen Monaten. Jetzt ist sie Nobelpreisträgerin.

Damit hat die jetzige Inhaberin der Linus Pauling Professur des renommierten California Institute of Technology (Caltech) offenbar die richtige Entscheidung getroffen. Mit der Zuerkennung des Chemie-Nobelpreises kann sie einen weiteren Höhepunkt ihrer Karriere feiern. Dabei hatte die 62-Jährige noch vor gut einer Woche bei Twitter geschrieben, dass ihre Füße ziemlich klein für die Fußstapfen des ebenfalls mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichneten Pauling seien.

1979 absolvierte Arnold ihren Bachelor in Maschinenbau an der Princeton University, bevor sie 1985 ihren Doktortitel als Chemietechnikerin verliehen bekam. Dank ihrer Forschung können Chemikalien umweltfreundlicher hergestellt werden.

Die hoch dekorierte Professorin wurde bereits als erste Frau mit dem mit einer Million Euro dotierten Millennium-Technologiepreis (2016) und von Barack Obama mit der National Medal of Technology and Innovation (2013) ausgezeichnet. Die Medaille gilt als höchste Auszeichnung der US-Regierung für Wissenschaftler.

In ihrer Jugend habe sie einige wilde Highschool-Jahre erlebt und gegen den Vietnamkrieg demonstriert, sagte sie der «Los Angeles Times» 2011. Um gegen ihre Eltern zu rebellieren, sei sie mit 17 ausgezogen und habe sich die Miete durch Kellnern verdient. Zudem habe sie einige Jahre gegen Brustkrebs kämpfen müssen. In ihrer Freizeit wandere und reise sie gerne. Arnold ist mehrfache Mutter und war mit dem US-Wissenschaftler Andrew Lange bis zu seinem Tod 2010 verheiratet.

Nobelpreisträger Gregory Winter blieb Top-Uni Cambridge treu

Der dritte Chemie-Nobelpreisträger, der Brite Gregory Winter, ist Wissenschaftler, Erfinder und Unternehmer in einer Person. Seine wissenschaftliche Karriere gelang ihm fast ausschließlich an der englischen Top-Universität Cambridge: Dort studierte er nicht nur Naturwissenschaften, sondern forschte auch sehr erfolgreich zu Antikörpertherapien. Solche Behandlungen können zum Beispiel gegen Rheuma und Multiple Sklerose eingesetzt werden.

Noch bis zum nächsten Sommer leitet der 67-Jährige das Trinity College in Cambridge – die Einrichtung gilt als Schmiede für Nobelpreisträger. Das College hat mehr als 30 Persönlichkeiten hervorgebracht, die die hohe Auszeichnung erhielten – auch in anderen Bereichen wie Literatur und Frieden.

Seine größten Erfolge erzielte Winter, der 1951 in Leicester geboren wurde, an einem molekularbiologischen Labor in Cambridge. Er gründete außerdem mehrere Start-up-Unternehmen, die die von ihm entwickelten Technologien anwenden, darunter Bicycle Therapeutics im Jahr 2010. Für seine Leistungen ist der Forscher schon mehrfach geehrt worden, darunter mit dem Prinz-von-Asturien-Preis. In Großbritannien wurde er 2004 zum Ritter geschlagen. dpa

 

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