Modell belegt: Schulschwestern sind ein Erfolg – trotzdem müssen die allermeisten Schulen in Deutschland noch lange auf ihren Einsatz warten

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POTSDAM. Wenn der Bauch schmerzt, eine Schramme blutet oder es Ärger zu Hause gibt: Schulkrankenschwestern sind Vertrauenspersonen. Sie kleben ein Pflaster auf die Wunde, geben aber auch tröstenden Zuspruch. Ihre Hilfe wird auch von Lehrern, die durch den Einsatz entlastet werden, sehr geschätzt – wie ein Modellversuch in Brandenburg jetzt zeigt. Der soll im kommenden Jahr ausgeweitet werden. Aber nur um zehn weitere Kräfte. Die allermeisten Schulen in Deutschland müssen wohl noch lange auf einen Einsatz warten.

, Baldock, Hertfordshire, England, UK, 1944
In anderen Ländern – wie hier auf dem Foto aus Großbritannien von 1944 – gehören Schulschwestern seit Jahrzehnten zum Personal an Schulen. Foto: Imperial War Museum / Wikimedia Commons

Das Modellprojekt zu Schulkrankenschwestern soll in Brandenburg weiter laufen. «Bisherige Ergebnisse haben gezeigt, dass sich damit die Gesundheitsversorgung der Kinder verbessert», sagte Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Linke) am Donnerstag in Potsdam. Die Akzeptanz der Fachkräfte bei Schülern, Lehrern und Eltern sei sehr hoch. Sie werde sich im Landtag bei den Beratungen für den Doppelhaushalt für die Bereitstellung weiterer finanzieller Mittel einsetzen, sagte die Ministerin. Bislang gibt es 10 Krankenschwestern – offiziell heißen sie Schulgesundheitsfachkräfte – die an den 20 Modell-Schulen arbeiten. Künftig soll die Zahl um weitere zehn Kräfte aufgestockt werden.

Das zweijährige, im Februar 2017 gestartete Projekt kostet nach den Angaben etwa 1,4 Millionen Euro. Etwa 800.000 Euro steuert das Land bei, insgesamt rund 400 000 Euro kommen von der AOK Nordost und der Landes-Unfallkasse. Die restliche Summe tragen das Bildungsministerium und der AWO Bezirksverband Potsdam.

Schulkrankenschwestern sollen bei kleineren Verletzungen, Erkrankungen oder Sportunfällen schnell helfen und alles Notwendige organisieren, damit die Kinder behandelt werden. Als Vertrauenspersonen seien sie wichtige Anlaufpunkte, sagte Karawanskij. Sie trügen zur Entlastung an den Schulen bei. Zudem seien sie Ansprechpartner nicht nur für die Kinder, sondern auch für Eltern und Lehrer.

Messbarer Effekt wird erwartet

Die Schulkrankenschwestern beraten zudem in Gesundheitsfragen, etwa zu richtiger Ernährung oder ausreichender Bewegung. Für eine verlängerte Projektphase bis 2020 werde ein messbarer positiver Effekt auf den Bildungserfolg und die Gesundheit aller Beteiligten erwartet, sagte Stefanie Stoff-Ahnis, Mitglied der Geschäftsleitung der AOK Nordost. «Wir wollen den Kindern ein gesundes Aufwachsen ermöglichen», sagte sie.

International sind Schulkrankenschwestern seit Jahrzehnten Alltag in Skandinavien, Polen oder den USA. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE), der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fordern längst die Ausbildung und den zeitnahen, bedarfsgerechten und flächendeckenden Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften (News4teachers berichtete) – allerdings vergeblich. Deutschland beschränkt sich auf zwei Modellversuche,  den in Brandenburg und einen in Hessen. News4teachers / mit Material der dpa

Wann, wenn nicht jetzt? Gebt Lehrern endlich die Unterstützung, die sie brauchen!

 

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