Lehrerverbände bekennen sich zum Bildungsauftrag „Erziehung zur Weltoffenheit“

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BERLIN. Auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Deutschen Lehrerverbandes (DL) sind in Berlin Lehrkräfte, Bildungspolitiker, Wissenschaftler und Vertreter von Bildungsinstitutionen und Stiftungen zusammengekommen, um unter der Überschrift „Weltoffenheit und Interkulturalität – Aufgaben für die schulische Bildung“ über die besonderen Herausforderungen an Schulen in einer interkulturellen Gesellschaft zu diskutieren.  DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger hob dabei hervor: „Weltoffenheit und Interkulturalität sind überaus wichtige, zentrale Bildungsziele. Offenheit für andere Kulturen setzt aber voraus, dass man selbst über eine kulturelle Identität, einen wertegebundenen Standpunkt verfügt, von dem aus die Welt erschlossen werden kann.“

Zeigt sich besorgt angesichts des Lehrermangels: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Foto: Deutscher Philologenverband
„Offenheit für andere Kulturen setzt voraus, dass man selbst über eine kulturelle Identität, einen wertegebundenen Standpunkt verfügt“: Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands (und selbst Leiter eines bayerischen Gymnasiums). Foto: Deutscher Philologenverband

„Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben“  –  betonte die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Prof. Dr. Maria Böhmer mit Blick auf ein Alexander von Humboldt zugeschriebenes Zitat. Die frühere Staatsministerin und Integrationsbeauftragte erinnerte an die Millenniumsziele der Vereinten Nationen zur Bildung und den dazugehörigen Anspruch der UNESCO hin zu einer „Global Citizen Education“, die sie als Erziehung zur Weltoffenheit definierte.

Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien (CDU) ging auf landespolitische Perspektiven ein und betonte: „Gemeinsamkeit, Integration – das fängt mit der Kommunikation an, also der Sprache. Sprache ist der Schlüssel zu gesellschaftlicher Teilhabe – deshalb unterstützen wir Schulen bei einer sorgfältigen Sprachbildung. Ein wichtiger weiterer Baustein ist die bessere Integration der Eltern von Kindern mit Migrationshintergrund in das schulische Leben. Wir müssen deutlich sagen, dass Bildung und Erziehung gemeinsame Aufgabe von Eltern und Schule sind.“

Die Schriftstellerin Ulrike Draesner gab im Gespräch mit dem Moderator der Tagung, dem „Zeit“-Korrespondenten Thomas Kerstan, Einblick in ihre interkulturellen Erfahrungen: Die durchaus natürliche Angst, die in der Begegnung mit dem „Anderen“ entstehen kann, sei immer nur ein Anfangspunkt der Auseinandersetzung und sollte nie der Endpunkt der Kommunikation sein.

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„Klare Werteerziehung“

Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, unterstrich den Wert der Interkulturalität für den alltäglichen Unterricht: „Mehrperspektivität eint die wissenschaftspropädeutische und interkulturelle Bildung an der Schule: So wie wir im Geschichtsunterricht mit verschiedenen Quellen umgehen, so sollten wir unterschiedliche kulturelle Blickweisen im Unterricht wahrnehmen und vergleichen. Dies wollen wir in der Schule reflektiert tun.“ Jürgen Böhm, Vorsitzender des Verbands der Realschullehrer, stelllte fest: „Bildung muss weltoffen und interkulturell sein. Dazu gehören eine klare Werteerziehung, Demokratiebildung und differenzierte Bildungsangebote. Gerade Kindern mit Migrationshintergrund müssen vielfältige Bildungschancen eröffnet werden.“

Auch für die berufliche Bildung sind Vielsprachigkeit und Weltoffenheit von großer Bedeutung. DL-Vizepräsident Eugen Straubinger, Vorsitzender des BvLB betonte: „Weltoffenheit und Interkulturalität sind oft Teil der gelebten Werte an berufsbildenden Schulen. Die Schulen sind wie keine andere Schulform Chancengeber und Bildungseinrichtung für junge Menschen mit vielfältigen Stärken und Interessen und können auch Schwächen auffangen.“ Der DL-Vizepräsident und Co-Bundesvorsitzende des BvLB Joachim Maiß ergänzte: „Daher finden sich Aspekte wie Toleranz, Wertschätzung und Offenheit häufig in den Schulprogrammen berufsbildender Schulen. Investition in berufsbildende Schulen ist daher auch die Förderung von Weltoffenheit und Vielfalt.“

„Bildung und Erziehung sind die Schlüssel, um den Wandel durch Zuwanderung zu meistern. Unsere Lehrkräfte und Erzieher kennen die Herausforderungen, brauchen aber die Anerkennung und Unterstützung, um diese angemessen umzusetzen“, stellte Dr. Bernd Uwe Altmann von der Katholischen Erziehergemeinschaft KEG fest und mahnte: „Hier sind die Länder gefordert, endlich für die angemessenen Gelingensbedingungen zu sorgen.“ Unter allen Tagungsbeteiligten herrschte laut Pressemitteilung großer Konsens, dass die Erziehung zur Weltoffenheit eine ganz wichtige Querschnittsaufgabe von Bildung und Lehrplänen in allen Schularten und allen Bundesländern werden muss. Dass das den Schulen allerdings auch einen Perspektivwechsel abverlangt, machte Thomas Köhler von der Konrad-Adenauer-Stiftung deutlich: Man müsse weg von einer Defizitorientierung, hin zur Würdigung der Potenziale, die in interkultureller Kompetenz liegen. News4teachers

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