Klimademos: Unternehmer bietet streikenden Schülern an, Anwaltskosten zu übernehmen

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HILDEN. Deutlich weniger Schüler als zuletzt haben am Freitag in Nordrhein-Westfalen für den Klimaschutz protestiert. Zugleich scheint die inhaltliche Diskussion über die Forderungen der Jugendlichen anzulaufen. Doch immer noch herrscht bei der Frage nach den Konsequenzen des Schulschwänzens Unklarheit. Der Vorstandsvorsitzende der Hildener Ökoworld AG befürwortet Schule schwänzen für den Klimaschutz und lehnt Zwangsmaßnahmen gegen Schüler ab. Schülern eines benachbarten Gymnasiums bietet er an, falls notwendig einen Teil der Anwaltskosten zu übernehmen.

„Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet.“ Solche Parolen sind zu sehen auf Plakaten, die Schüler auf den Freitagsdemos vor sich hertragen, um auf den Klimawandel hinzuweisen und die Politik aufzufordern, endlich konstruktiv aktiv zu werden. Die Demonstrationen sind umstritten, weil Tausende Schüler seit Wochen deshalb die Schulpflicht verletzen und den Unterricht schwänzen.

Mit Anwalt kann es schnell auch mal teuer werden. Foto: Cal Injury Lawyer / flickr (public domain)
Mit Anwalt kann es schnell teuer werden. Foto: Cal Injury Lawyer / flickr (public domain)

Alfred Platow, Vorstandsvorsitzender der Hildener Ökoworld AG, Vermitttler von ethisch-ökologischen Kapitalanlagen, kritisiert die Kritik, dass die Schulpflicht verletzt wird: „Die Botschaft der Fridays-for-Future-Demos darf nicht in der Debatte um die Schulpflicht untergehen. Politiker müssen die Kinder und Jugendlichen endlich ernst nehmen. Seit mehreren Wochen demonstrieren Schüler, Studierende und andere junge Menschen Freitag für Freitag gegen die drohende Klimakatastrophe. In Deutschland und anderen Ländern erinnern sie daran, dass keine der heutigen Generationen stärker von politischer Starre und ewiger Diskutiererei um den heißen Brei betroffen ist als ihre eigene.

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In Platows Umfeld erfordere es viel Mut, zur Demonstration zu gehen. Denn der Schulleiter des benachbarten Comenius-Gymnasiums in Düsseldorf-Oberkassel verfolge eine harte Haltung. Laut Aussagen von Eltern soll er etwa Schülern, die in der Unterrichtszeit auf die Straße gingen, damit gedroht haben, die schwänzenden Teilnehmer namentlich der Bezirksregierung Düsseldorf zu nennen, verbunden mit dem Hinweis, das Fernbleiben aus dem Unterricht könne auch eine Geldbuße nach sich ziehen.

„Ich halte die Drohung des Schulleiters für völlig unangemessen“, bezieht Platow eine klare Gegenposition. Das Ganze wirke so, als wolle der Schulleiter und Schüler abschrecken, ihr Demonstrationsrecht wahrzunehmen. Dass er der Bezirksregierung zusätzlich zur Anzahl der Fehlenden auch deren Namen melden will, sei einfach spießig und werde der Sache nicht gerecht. „Denn“, so Platow „Protest bedeutet Widerstand und nimmt dabei mitunter den Bruch von Regeln oder zumindest von Konventionen in Kauf.“ Die Ökoworld AG biete aus Solidarität und Betroffenheit an, sollte es dazu kommen, gerne einen Teil der Anwaltskosten zu übernehmen, wenn Betroffene für ihr Engagement gegen den Klimawandel und das damit verbundene Fernbleiben vom Unterricht Rechtsbeistand in Anspruch nehmen müssten.

Laut ARD-Deutschlandtrend waren Ende März 55 Prozent der Bundesbürger es richtig, wenn Schülerinnen und Schüler für die Fridays for Future-Demo freitags dem Unterricht fernbleiben. 42 Prozent der Befragten waren gegenteiliger Meinung. (zab, pm)

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