ZWICKAU. Es ist der Albtraum aller Eltern: Am Donnerstag hat ein Unbekannter in der Nähe von Zwickau versucht, eine 13-Jährige zu entführen. Das Geschehen war am Freitag das bestimmende Thema in der Oberschule.
Nach der Entführung eines Mädchens im Landkreis Zwickau, das flüchten konnte, suchen die Ermittlungen nach dem Täter. Mit der Hilfe des Mädchens sei ein Phantombild erstellt worden, das im Laufe des Nachmittags veröffentlicht werden solle, sagte ein Polizeisprecher am Freitag. Der Mann ist demnach zwischen 20 und 30 Jahren alt und schlank mit kurzen blonden Haaren. Bis zum Mittag seien 34 Hinweise zum Fahrzeug und zu dem Unbekannten eingegangen. Nach Beschreibungen der 13-Jährigen habe der weiße Kleintransporter des Mannes keine Fenster oder Aufschriften gehabt.
Das Mädchen war am Donnerstagmorgen gegen 6.30 Uhr an einer Straße in der Gemeinde Mülsen von einem unbekannten Mann gepackt und in das Auto gezerrt worden. Als der Wagen nach einigen Minuten hielt, wehrte sich das Mädchen mit Schlägen und Tritten und konnte fliehen. Der Mann sei weggefahren. Polizei und Kriminaltechniker ermitteln nach Angaben des Sprechers weiter vor Ort. Auch suche man weiter Zeugen des Vorfalls. Die Schule wurde am Freitag nicht gesondert gesichert.
Der Schulleiter wendete sich noch am Donnerstag mit einem Schreiben an die Eltern der rund 320 Oberschüler. Darin erklärte er mit kurzen Worten das Geschehen und rief dazu auf, in den nächsten Tagen besonders aufmerksam zu sein und die Kinder nach Möglichkeit den Schulweg nicht allein gehen zu lassen. «Das war eine ganz wichtige erste Maßnahme in einer solch besonderen Situation. Einen Grund, den Schulbetrieb auszusetzen, sehen wir aktuell aber nicht», sagte der Sprecher des zuständigen Regionalschulamts Zwickau, Arndt Schubert.
Vielmehr hätten die Lehrer ihren Schülern das Gespräch angeboten und das Geschehen thematisiert. Auch Schulpsychologen und ein Schulsozialarbeiter seien involviert. Prinzipiell seien Schulleitung und Lehrerkollegium durch präventive Maßnahmen für solche besonderen Vorkommnisse sensibilisiert. So gibt es laut Schubert etwa entsprechende Krisenpläne und Handlungsempfehlungen.
Ein Vater von zwei Töchtern schilderte die Stimmung an der Schule am Freitag als ruhig und sachlich. Natürlich sei die versuchte Entführung das bestimmende Thema unter den Kindern gewesen, sagte er der dpa. Manche hätten sich auch verängstigt gezeigt. Zudem seien viele Eltern dem Aufruf des Schulleiters gefolgt und hätten ihre Kinder anders als sonst mit dem Auto zur Schule gebracht, so der Mann aus Mülsen.
Der Fall weckt Erinnerungen an die Entführung der damals 13-jährigen Stephanie aus Dresden im Jahr 2006. Die Gymnasiastin war ebenfalls in ein Auto gezerrt worden. Erst nach fünfeinhalb Wochen konnte das Mädchen aus der Wohnung des Entführers befreit werden. Der Mann wurde dafür zu 15 Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Von Claudia Drescher, dpa
Mutmaßliche Entführung: Autofahrer gesteht “Mitnahme” eines Schülers (und bleibt auf freiem Fuß)