Mit erlebnispädagogischen Klassenfahrten zum besseren Unterrichtsklima – Erfahrungen einer Lehrerin

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DÜSSELDORF. Das Klassenklima hat entscheidenden Einfluss auf die Unterrichtsqualität und die Lernleistungen. Aus einer Klasse jedoch eine Gemeinschaft zu formen, stellt für Lehrkräfte eine immense Herausforderung dar – zumal immer auch Schülerinnen und Schüler dazu gehören, die schwerer einzugliedern sind. Dietlinde Brochhagen, Lehrerin am Gymnasium Odenthal, Nordrhein-Westfalen, hat schon viele Klassenfahrten im fünften und sechsten Jahrgang verantwortet. Sie schwört auf den regulierenden Einfluss der Erlebnispädagogik.

„Zeit, die Kinder auch mal anders kennenzulernen“: Wasserspaß bei einem Programm der Jugendherberge Xanten. Foto: DJH Rheinland

Klassenfahrten genießen ja den Ruf, dass sie dazu beitragen, die Klassengemeinschaft zu fördern. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Dietlinde Brochhagen: Das kann ich auf jeden Fall bestätigen. Einmal ist es gut, dass die Kinder auf Klassenfahrt viel Zeit miteinander an einem anderen Ort als in der Schule verbringen und einfach auch zusammen spielen können. Und dann hat man als Lehrkraft die Zeit, die Kinder zu beobachten, mal anders kennenzulernen und dadurch in Situationen, die in der Schule auftauchen, eventuell auch anders zu reagieren. Dazu trägt auch die Erlebnispädagogik bei: Die Kinder bekommen in einem anderen Zusammenhang als in der Schule eine Aufgabe, die sie nur gemeinsam lösen können. Sie übernehmen sehr viel Eigenverantwortung.

Dabei erfolgt die Bewertung nicht durch die Lehrkraft, sondern durch die Gruppe und dadurch, ob die Gruppe das Ziel erreicht hat oder nicht und wie sie mit sich zufrieden ist. Die Kinder gucken dann anders auf das, was sie tun, und das, was die Mitschüler tun. Wer hat uns weitergebracht? Und wer hat uns mehr behindert? Die Erlebnispädagogik bietet für jeden Herausforderungen und da zeigt sich bei manchen, die sonst laut sind und die Anführer geben, dass sie ein ganz kleines Herz haben, und die, die vielleicht sonst schon mal untergehen, vollbringen etwas, das die anderen staunen lässt. Das heißt, unter Umständen werden die Positionen in der Klasse noch einmal ein bisschen verändert.

Klassenfahrten: Die Kataloge 2020 sind da!

Die aktuellen Schulreisekataloge 2020 des gemeinnützigen DJH Rheinland liegen parat – mit pädagogisch hochwertigen Programmen zur Stärkung des Gemeinschaftserlebens (wie den „klasseKLASSE“-Angeboten  für 5. und 6. Klassen).

Die Kataloge bündeln die Angebote von 33 Jugendherbergen in den Regionen Niederrhein, Ruhrgebiet, Eifel und Bergisches Land sowie in den Städten Düsseldorf, Köln und Bonn. Ein umfassender Service, der von weiteren Zusatzangeboten wie Grillen, Getränke-Pauschale, Disco- oder Outdoor-Abend bis hin zur Vermittlung des Bustransfers reicht, erleichtert Lehrkräften die Organisation der Tour. Ein Service-Team hilft Lehrkräften bei allen Fragen. Die Klassenfahrt-Expertinnen des DJH Rheinland unterstützen Sie unter der Telefonnummer 0211 / 3026 3026 dabei, das passende Programm und die Jugendherberge mit freien Plätzen zu finden.

Hier können die Kataloge „FahrtFinder 2020“ (1. bis 6. Schuljahr), „KlasseAktiv 2020“ (ab 7. Klasse) und „Go-to-City 2020“ (Stadt- und Abschlussfahrten in die Metropolen am Rhein) bestellt oder direkt heruntergeladen werden: jh-klassenfahrt.de

Weitere Informationen: jh-klassenfahrt.de

Wenn die Kinder im Zuge der Erlebnispädagogik viel Eigenverantwortung übernehmen müssen, eignet sich dann eine solche Klassenfahrt auch, wenn man schwierige Schülerinnen und Schüler in der Klasse hat?

Brochhagen: Die eignet sich auf jeden Fall, im besten Falle werden diese Schüler in irgendeiner Form mehr in die Gruppe integriert. Wir nehmen immer wieder schwierige Schüler mit, das sind bei uns zum Beispiel diejenigen, die im Schulalltag konsequent die Regeln nicht einhalten.

Wie können diese denn während der Klassenfahrt besser in die Gruppe integriert werden?

Brochhagen: Darum kümmern sich die Teamer (die Referenten, Anm. d. Red.). Die beobachten die Kinder sehr genau und übergeben dann zum Beispiel jemandem, der immer das große Wort führt, eine besonders verantwortungsvolle Aufgabe, um den mal an seine Grenzen kommen zu lassen. Entweder er lernt daraus, diese Grenze zu respektieren und seine Aufgabe verantwortungsvoll zu übernehmen – das ist natürlich das Schönste –, oder er muss die Konsequenzen tragen. Beim Baumklettern zum Beispiel, wenn die Kinder sich gegenseitig sichern müssen und besonders Ich-bezogene Kinder nachlässig sind oder beim Klettern zu waghalsig, dann dürfen sie erst einmal nicht mehr klettern und müssen sich hinten anstellen. Dann spüren sie, dass sie nicht der Nabel der Welt sind.

Hilft dabei eventuell, dass die Korrektur vom Teamer, also quasi von außen kommt, und nicht von der bekannten Lehrkraft?

Brochhagen: Ja, auf jeden Fall – und sie kommt zum Teil auch von der Gruppe, wenn Mitschüler sagen: „Ey, jetzt ist aber mal gut.“ Zum Beispiel, wenn sie im Wald eine Murmelbahn bauen sollen, und einige Spezialisten unbedingt ihre Idee durchbringen wollen, dadurch aber was kaputt machen, was andere schon gebaut haben, das regelt dann die Gruppe unter sich. Als Lehrkraft muss man da lernen, sich zurückzunehmen und der Gruppe und dem einzelnen Kind mehr zuzutrauen.

Setzen sich die durch die Klassenfahrt angestoßenen Veränderungen denn automatisch auch im Schulalltag fort?

Brochhagen: Ich hatte mal eine ganz schwierige sechste Klasse, mit der ich nach der Klassenfahrt noch einmal einen Anschlusstermin für einen Projekttag mit den Teamern in der Schule hatte. Da haben wir dann auch teambildende Aufgaben bewältigt, um das Klassenklima noch weiter zu verbessern.

Mit welchem Effekt?

Brochhagen: Für die Klasse war das gut. Die richtig auffälligen Kinder – das waren so ein paar überhebliche und selbstverliebte Jungs – hat das zumindest äußerlich nicht beeindruckt, aber es hat ihr Image in der Klasse etwas korrigiert. Die anderen Kinder hatten gesehen, dass ihr Gehabe viel heiße Luft ist, und waren durch sie dann nicht mehr so beeinflussbar. Das ist was Wertvolles für die Klassengemeinschaft. Genauso wie wenn ein Kind sagt: „Ich traue mich nicht, den Baum hochzuklettern“ – und die Entscheidung dann von der Gruppe getragen wird, die zeigt: Das ist okay. Das ist auf jeden Fall auch ein Effekt der Erlebnispädagogik: mehr Empathie füreinander.

 

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