Fairer verteilen? Von wegen. Söder pocht auf Bayerns Extrawurst bei der Ferienordnung: „Die Ferienzeiten bleiben!“  

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MÜNCHEN. Im Getöse um den Ausstieg Bayerns aus dem Nationalen Bildungsrat (News4teachers berichtete) ist ein Aspekt bislang weitgehend untergegangen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat nicht nur dem geplanten gemeinsamen Beratungsgremium von Bund und Ländern eine Absage erteilt, sondern auch einer Neuordnung der Sommerferien. Die war beim letzten KMK-Treffen auf die Tagesordnung gekommen. Bayern und Baden-Württemberg beanspruchen für sich seit je her eine Extrawurst bei den Ferienterminen – und bekommen sie auch. Das wollen einige Bundesländer nicht mehr hinnehmen.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gibt sich als Landesfürst – ohne Interesse an Abstimmung mit anderen Bundesländern. Foto:  Michael Lucan, Wikimedia Commons, Lizenz: CC-BY-SA 3.0

Söder erklärte am Sonntag wörtlich: „Das bayerische Abitur bleibt bayerisch, übrigens genauso, wie die Ferienzeiten bleiben. Wir wollen auch die nicht angleichen.“ „Angleichen“ will die in Wahrheit niemand – aber fairer abstimmen.  Einige Bundesländer möchten nicht mehr hinnehmen, dass Bayern und Baden-Württemberg sich nicht an der Rotation beteiligen. Bisher haben aus historischen Gründen nur Bayern und Baden-Württemberg jedes Jahr weitgehend im gleichen Zeitraum Sommerferien – nämlich spät, weil Ende Mai, Anfang Juni dort Pfingstferien sind. Bei den übrigen Ländern wechseln die Termine: So beginnen im kommenden Jahr die Sommerferien in Mecklenburg-Vorpommern bereits am 22. Juni und enden am 1. August, in Baden-Württemberg starten sie am 27. Juli und enden am 12. September.

Im vergangenen Jahr gab es erstmals Pfingstferien auch in NRW

So kritisierte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD), dass allein Baden-Württemberg und Bayern immer als letzte im August und September sechs Wochen Ferien haben. „Diese Sonderstellung der beiden südlichen Bundesländer ist nicht nachvollziehbar“, sagte er. Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, die bestehende Ferienordnung im Rahmen der Kultusministerkonferenz kippen zu wollen. 2018 hatte es einmalig Pfingstferien in Nordrhein-Westfalen gegeben, was auf breite Zustimmung bei Lehrern und Eltern gestoßen war. „Warum haben Bayern und Baden-Württemberg immer zum letztmöglichen Zeitpunkt Sommerferien?“, fragte Gebauer seinerzeit und fügte hinzu: „Hier meine ich, dass es zu neuen Regelungen kommen muss“. Diese durchzusetzen, sei aber „ein dickes Brett“.

2014 hatten die Kultusminister sich auf die bestehende Ferienordnung geeinigt – die gilt bis 2024, muss also bald neu fixiert werden. Beim jüngsten Treffen der Kultusminister war das Thema angesprochen worden, ohne dass es eine Einigung gegeben hätte.

Ein früher Sommerferienbeginn ist für die Schulen schwierig

Tatsächlich sind Pfingstferien plus später Sommerferienbeginn hoch attraktiv. Beide Zeiträume liegen weitgehend außerhalb der Hauptreisesaison von Mitte Juni bis Mitte August, sodass Familien günstiger reisen können. Darüber hinaus verspricht der Hochsommer besonders warme Ferientage. Auch pädagogisch gilt ein früher Sommerferienbeginn als schwierig: Die Unterrichtszeit zwischen Weihnachts- und Sommerferien fällt dann arg kurz aus. Die Prüfungsphasen nach Ostern müssen komprimiert werden – und das bedeutet: Lernstress für die Schüler, Korrekturstress für die Lehrer.

Damit es gerecht zugeht, werden die Termine der Sommerferien von den Kultusministern langfristig nach einem „rollierenden System“ festgelegt. Das heißt, mal starten die einen Länder früher in die Ferien, mal die anderen. So sollen möglichst alle Schüler, Eltern und Lehrer mal in den Genuss der Vorteile eines späteren Sommerferienbeginns kommen. Allerdings: Bayern und Baden-Württemberg beanspruchen für sich seit je her eine Extrawurst – und bekommen sie auch.

Die beiden südlichen Bundesländer machen traditionell im „rollierenden System“ der anderen 14 Länder nicht mit und bestehen auf den späten Ferientermin von Anfang August bis Mitte September. Früher begründeten sie das damit, dass viele Kinder bei der Ernte helfen müssten. Heute zieht das Argument nicht mehr. Mancher Schulminister sieht das Beharren seiner bayerischen oder baden-württembergischen Amtskollegen auf den späten – attraktiven – Termin deshalb mit Argwohn.

Die Absprachen sollen Superstaus vermeiden – und dem Tourismus helfen

Die Bundesländer stimmen sich bei der Ferienordnung ab, um Superstaus auf den Autobahnen zu vermeiden – und um den Bedürfnissen der Tourismusindustrie zu entsprechen. Eine gestreckte Feriensaison verspricht insgesamt eine bessere Bettenauslastung und damit mehr Umsatz. Für die verschiedenen Ferientermine soll insgesamt ein „Zeitraum von 90 Tagen weitmöglichst ausgeschöpft“ werden, so hat die KMK beschlossen. Der Spielraum für die Ferientermine erstreckt sich in der Regel vom 20. Juni bis zum 15. September. Das wechselt aber von Jahr zu Jahr. Fallen Ostern und Pfingsten spät ins Frühjahr, starten die ersten Länder auch erst später in die Sommerferien. News4teachers

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Ein Leser kommentiert auf der Facebook-Seite von News4teachers:

Der Kampf um die Ferienordnung: Bayern und Baden-Württemberg beharren auf ihrem Privileg später Sommerferien

 

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