KORNTAL-MÜNCHINGEN. In einer Kindertagesstätte bei Stuttgart ist der Fasching für dieses Jahr abgesagt worden. Die Begründung der Gemeinde löst bei Narren Kopfschütteln aus.
Keine Masken und rote Nasen, keine Cowboy-, Clown- oder Prinzessinkostüme: In einem evangelischen Kindergarten in Korntal-Münchingen (Kreis Ludwigsburg) fallen die närrischen Tage in diesem Jahr aus. Der Grund: Es gebe unterschiedliche Meinungen, wie sehr Fasching mit christlichen Werten vereinbar sei, teilte die örtliche Kirchengemeinde am Freitag mit. Verkleidung und närrische Stimmung werde es daher nicht geben.
Außerdem leide die Kita derzeit unter Personalnot. Die Kita-Leiterin sei in Reha, zwei Mitarbeiterinnen zudem krankgeschrieben, zitiert die «Bild»-Zeitung den zuständigen Pfarrer Martin Hirschmüller.
“So etwas gehört einfach zum Leben von Kindern dazu”
Die Narren sind natürlich wenig begeistert von der Entscheidung der Gemeinde: «Das ist nicht nachvollziehbar», sagt Thomas Klingenberg von der Karnevalsgesellschaft Möbelwagen, die den Stuttgarter Faschingsumzug veranstaltet. «Das ist eine schlichtweg dumme Entscheidung.» Auch andere Kostümfeste und Bräuche wie Halloween würden ja schließlich in Kindergärten gefeiert. «So etwas gehört einfach zum Leben dazu, erst recht zum Leben von Kindern.» Klingenberg betonte zugleich, ein Fall wie die Absage in Korntal-Münchingen sei eher die Ausnahme als die Regel.
Nach Angaben der evangelischen Landeskirche sind Kindergärten und andere Einrichtungen in der Entscheidung frei, ob und wie sie Karneval, Fasching und Fastnacht feiern. Allerdings bestätigte ein Sprecher, dass es durchaus umstritten sei, ob der Karneval zum Christentum passe. „In der Landeskirche gibt es in der Faschingsfrage unterschiedliche Haltungen.“ Eine Sprecherin des Kultusministeriums in Stuttgart betonte: «Die Kita-Träger entscheiden in eigener Verantwortung, welche Feste sie in ihren Einrichtungen feiern.» dpa
Wie „Bild“ und Söder gegen eine Kita hetzen, die vorurteilsfrei Karneval gefeiert hat
Die Personalnot wäre eine bessere Begründung gewesen.
Schlecht recherchiert!
Der besagte Kindergarten hat nicht Fasching abgeschafft und erst recht nicht das Verkleiden verboten. In dem Elternbrief heißt es ausdrücklich “Natürlich darf Ihr Kind sich gerne verkleiden”.
Was ist anders? Weil in diesem Jahr das Programm sehr voll ist, hat sich die Kindergartenleitung entschlossen, Prioritäten im Feiern zu setzen. Und hier wurde Fasching nicht als wichtigstes Fest gesehen. Das bedeutet, jedes Kind darf kommen, wie es will, aber es wird kein Programm dafür geben.
In Baden-Württemberg ist Fasching seit jeher umstritten, wie der Artikel gut darstellt. Was der Karnevalsverein dazu meckert, ist reine Lobbypolitik und würde nach Köln oder Mainz eher passen als nach Stuttgart.