Website-Icon News4teachers

Familienminister dämpft Hoffnungen darauf, dass Kitas bald wieder vollständig öffnen

Anzeige

DÜSSELDORF. Kitas und Spielplätze geschlossen, zu Hause ein Spagat zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung – je länger die Corona-Krise andauert, desto größer werden die Belastungen für Kinder und Eltern. Wann alle Kinder in die Kitas zurückkehren können, ist jedoch offen. NRW-Familienminister Joachim Stamp dämpfte nun die Erwartungen.

Die Kitas werden wohl noch lange nur im Notbetrieb laufen. Foto: Shutterstock

Auf der Bund-Länder-Telefonkonferenz in der vergangenen Woche wurden schrittweise Schulöffnungen ab dem 4. Mai vereinbart. Eine vergleichbare Perspektive für die Kitas gibt es bislang nicht. Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp (FDP) hat Hoffnungen auf eine baldige Wiedereröffnung der Kitas für alle Kinder gedämpft. Eine weitere schrittweise Öffnung über die Notbetreuung hinaus dürfe «nur mit Augenmaß und verantwortungsvoll» erfolgen, sagte Stamp am Donnerstag im Familienausschuss des Landtags. Es dürfe bei den Eltern nicht der Eindruck entstehen, dass die Kitas «in zwei bis drei Wochen wieder in Vollauslastung» gingen. «Das wird natürlich nicht passieren», betonte er. Es müsse weiterhin viel improvisiert werden.

Stamp hatte am Tag vor der Bund-Länder-Telefonkonferenz angekündigt, die Kitas für Kinder, die im kommenden Schuljahr in die Schule kommen, öffnen zu wollen – die NRW-Landesregierung war dann aber davon abgerückt.

Anzeige

Notbetreuung nun auch für alleinerziehende Berufstätige

Kommenden Montag werde allerdings die Notbetreuung auch auf Kinder von alleinerziehenden Berufstätigen ausgedehnt, so Stamp. NRW wolle bei der Öffnung einen «offensiven Weg gehen, sofern das irgendwie verantwortbar ist», und «Schritt für Schritt immer mehr Kinder wieder in die frühkindliche Bildung bringen», sagte er. Das sei aber auch eine Frage des Personals. Erzieher über 60 Jahre sollten nicht in den Kitas eingesetzt werden, da sie zur Corona-Risikogruppe gehörten. Es gebe für ältere Betreuer aber auch kein Arbeitsverbot. Sie könnten selbst entscheiden, ob sie in die Kitas kommen wollten. Dennoch würden wegen der Schutzmaßnahmen «unglaublich viele und erfahrene Kräfte» fehlen. Das stelle die Kitas vor «enorme Herausforderungen».

Eine Maskenpflicht für Kinder in Kindertageseinrichtungen lehnte Stamp kategorisch ab. Das Corona-Infektionsrisiko drohe beim Tragen von Masken bei den Kleinsten sogar erhöht zu werden. Denn Kinder tauschten die Masken auch gern einmal untereinander aus.

Giffey: Es können nicht alle Kitas bis zum Sommer einfach zu bleiben

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) forderte für die geplante Ausweitung der Kinder-Notbetreuung für weitere Elterngruppen ein bundeseinheitliches Vorgehen. Im Gespräch mit RTL/ntv schlug sie vor, dass «nicht nur systemrelevante Berufe mit reinkommen, sondern auch Kinder, deren Kindeswohl gefährdet ist, bei denen das Jugendamt empfiehlt, zusätzlich zu unterstützen». Auch die Zugangsregelung für die Notbetreuung, dass nur ein Elternteil einen systemrelevanten Beruf haben muss, müsse bundesweit einheitlich umgesetzt werden. «Wir müssen auch darüber reden, wie wir zu einer schrittweisen, zu einer stufenweisen Öffnung von Kitas und Schulen kommen können», sagte sie. «Es ist nicht so, dass das bis zum Sommer einfach alles zu bleiben kann.»

Kinderschutzbund warnt vor langer Kita-Schließung

Der Deutsche Kinderschutzbund warnte vor negativen Folgen einer langen Kita-Schließung, etwa bis ins nächste Kindergartenjahr hinein. «Dann ist dies auf Dauer für die Kinder schädlich», sagte der Präsident Heinz Hilgers der «Passauer Neuen Presse».

Warnungen vor einer weitgehenden Kita-Öffnung kommen dagegen von SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. «Eine generelle Öffnung der Kitas würde uns bei der Bekämpfung der Epidemie weit zurückwerfen», sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. «Dann müssten wir den ganzen Herbst dichtmachen.» Vernünftig und beherrschbar sei der Weg, die Notbetreuung in Kitas zu erweitern, damit mehr Menschen mit systemrelevanten Jobs wieder arbeiten könnten.

Am Montag hatte eine Arbeitsgruppe von Bund, Ländern und Experten über ein Konzept beraten, wie die Kinder-Tagesbetreuung schrittweise wieder in Gang kommen kann. Derzeit gibt es nur eine Notbetreuung für jüngere Kinder, der Zugang dazu ist meist vom Beruf der Eltern abhängig – und etwa möglich für medizinisches Personal und Feuerwehrleute. Bund und Länder hatten sich vergangene Woche im Grundsatz auf eine Ausweitung dieser Notbetreuung verständigt, eine von Giffey angestrebte bundesweite Regelung gab es aber nicht. News4teachers / mit Material der dpa

Können Kinder unter zehn das Coronavirus gar nicht übertragen? Studie läuft an

Anzeige
Die mobile Version verlassen