BERLIN. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Stefanie Hubig (SPD), setzt sich für ein Ende der Abstandsregel an den Schulen ein. Durch die geltende 1,50-Meter-Regel sei Unterricht nur mit halben oder noch kleineren Klassen möglich – deshalb würden Räume und Personal knapp, sagte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin am Dienstag im RBB-Inforadio. «Und deshalb ist es für uns wichtig, von dieser Abstandsregel wegzukommen, damit wir wieder im normalen Klassenverband unterrichten können.» Die Kinder und Jugendlichen hätten ein Recht darauf, in die Schule zu kommen und miteinander zu lernen.
Ihre Experten hätten ihr gesagt, man könne es jetzt langsam verantworten, auf die Abstandsregel zu verzichten, erklärte Hubig. Wichtig seien Lüften, stabile Klassenverbände und ein Festhalten an den allgemeinen Hygieneregeln. Häufiges Händewaschen bleibe nötig. «Dann ist es verantwortbar, so wie auch in der Öffentlichkeit ja an vielen anderen Stellen.»
Hubig gegen anlasslose Tests bei Schülern und Lehrern
Lehrerverbände haben Bedenken geäußert und für den Regelbetrieb eine Maskenpflicht auch im Unterricht (Deutscher Lehrerverband) oder zumindest zwei Mal wöchentlich Reihentests für alle Schüler und Lehrer (Philologenverband) gefordert. Anlasslose Tests solle es aber nicht geben, so Hubig. „Wir wollen nicht, dass sich die Betroffenen in trügerischer Sicherheit wiegen.“ Masken seien für ältere Kinder und Jungendliche eine Möglichkeit. Bei Kitakindern und Erstklässlern seien Masken aber sehr schwierig, da sie auch das Erkennnen von Mimik verhinderten.
VBE-Bundesvorsitzender Udo Beckmann nennt den Verzicht auf Abstandsregeln im Klassenzimmer ein “Spiel mit dem Feuer” (News4teachers berichtet darüber). In eine ähnliche Kerbe schlägt VDR-Chef Jürgen Böhm: Wenn man die Abstandsregeln an den Schulen fallen lasse, müssten im Falle eines erhöhten Infektionsgeschehen sehr schnell und unkompliziert Maßnahmen für den Plan B klar kommuniziert sein, damit Unterricht trotz allem stattfinden könne. „Man muss die Erfahrungen der letzten Monate nutzen, um die Schüler im Wechsel regelmäßig und verlässlich im Präsenzunterricht zu beschulen“, so Böhm. Von einem normalen Unterrichtsbetrieb nach den Sommerferien geht er nicht aus (zu seinem vollständigen Statement geht’s hier).
Kultusminister wollen zum Normalbetrieb an den Schulen zurück
In mehreren Bundesländern kehren zumindest Grundschüler noch vor den Sommerferien bereits im Klassenverband ohne Abstandsregel zurück oder sind schon zurückgekehrt. Höhere Klassen und Grundschüler anderer Länder werden momentan noch geteilt und in einem rollierenden System unterrichtet, abwechselnd zu Hause und in der Schule. Die Kultusminister der Länder hatten vereinbart, so schnell wie möglich wieder zum Normalbetrieb an den Schulen zurückzukehren, wenn das Infektionsgeschehen das zulässt. Die meisten Länder gehen bis spätestens Mitte Juli in die Sommerferien. News4teachers / mit Material der dpa
Lehrerin klagt gegen Streichung der Abstandsregel – GEW unterstützt das Verfahren
