DÜSSELDORF. Der Städte- und Gemeindebund NRW will Eltern an den Kosten der Digitalisierung in den Schulen beteiligen. „Ich denke, ein so großes Zukunftsprojekt wie die Digitalisierung lässt sich nur stemmen, wenn alle einen Beitrag leisten: Kommunen, Land und Eltern“, sagte Hauptgeschäftsführer Bernd Jürgen Schneider dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am vergangenen Samstag. Bei den Lehrmitteln gebe es heute schon eine Beteiligung der Familien. „Die Laptops sollen die Bücher ja auf Dauer ersetzen. Dann wäre das lediglich eine Umverteilung der Kosten“, sagte Schneider der Zeitung.
Die Summe von einer Milliarde Euro, die Bund und Land in den Digitalausbau an den NRW-Schulen steckten, wirke gigantisch, reiche aber nur für einen Einstieg. „Die Bertelsmann-Stiftung hat errechnet, dass pro Schüler Folgekosten von rund 400 Euro entstehen. Das macht bei rund 2,5 Millionen Schülern in NRW eine Summe von einer Milliarde Euro – und zwar jährlich. Das ist ein gewaltiger Betrag, der nicht alleine von den Kommunen geschultert werden kann“, erklärte Schneider.
Mittel aus Digitalpakt fließen nur langsam
Der Digitalpakt soll Schulen mit digitaler Infrastruktur ausstatten – also mit WLAN-Netzen, Lernprogrammen aber auch geeigneten Geräten. Dafür wurden insgesamt fünf Milliarden Euro bereitgestellt. Seit Herbst des vergangenen Jahres können die Mittel online beantragt werden. Die Kommunen in NRW haben bislang allerdings nur einen sehr kleinen Anteil abgerufen. Bis zum 3. Juni sind rund 404 000 Euro von gut einer Milliarde Euro abgerufen worden, wie aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervorging. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat wiederholt deutlich gemacht, dass sie bei der Umsetzung des Pakts vor allem die Länder in der Pflicht sieht.
Der Deutsche Lehrerverband reagierte empört auf die Zahlen. Verbandspräsident Heinz-Peter Meidinger bezeichnete die Höhe der bewilligten Mittel als „beschämend“. Es gebe natürlich Erklärungen dafür und auch die Corona-Krise gehöre dazu. „Aber das entschuldigt es nicht.“ Meidinger befürchtet, dass die Schulen auch im Herbst nicht besser dastehen werden. dpa
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