POTSDAM. Die Corona-Pandemie hat das Leben von Kindern und Jugendlichen verändert. Viele haben kaum soziale Kontakte. Redebedürfnis ist häufig da, aber kein Ansprechpartner. Eine Kampagne soll helfen.
Ob Stress in der Familie, Vernachlässigung oder Misshandlung: Gerade in der Corona-Pandemie werden Kinder und Jugendliche oft nicht gehört, weil Ansprechpartner fehlen. Eine brandenburger Online-Kinderschutzkampagne soll ihnen Hilfe bieten. Die Ministerien für Jugend und Inneres haben die Kampagne am Dienstag gestartet. Unter dem Hashtag #wirhörendirzu sollen Betroffene landesweit Unterstützung finden können. Zudem wird mit der Aktion nach Angaben der Ministerien die Arbeit der kommunalen Jugendämter für den Kinderschutz gestärkt.
«Eine banale, kleine Not kann zu einer großen Not werden», sagte der Leiter der Fachstelle Kinderschutz, Hans Leitner. Seine Stelle hat die Online-Kampagne für die Kinder und Jugendlichen entwickelt. Angesprochen werden soll die Altersgruppe ab 12 Jahren. «Wenn Kinder sich öffnen, muss jemand zuhören», betonte Leitner. Kindliche Not könne von Trauer über Liebeskummer bis hin zu Misshandlung vielfältig sein. In der Kampagne hätten die regionalen Jugendämter jeweils eigene Videoclips produziert, mit denen sie Kinder und Jugendliche direkt ansprechen können. Zudem informierten sie über ihre Hilfe- und Unterstützungsangebote vor Ort, erläuterte der Experte.
«Die zentrale Botschaft an die Kinder und Jugendlichen heißt: Wir hören dir zu! Wir wollen, dass ihr in krisenhaften Situationen schnell Beratung und Hilfe bekommt und wisst, wo ihr im Notfall auch Schutz erhaltet», erklärte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) zum Start der Kampagne. Die Aktion richte sich auch an Erwachsene, die etwas dafür tun könnten, in dem sie gut hinschauten, ob es dem Kind in der Nachbarschaft gut gehe.
Mit der Schließung von Kitas und Schulen wurden Meldeketten unterbrochen
Innenminister Michael Stübgen (CDU) wies noch einmal darauf hin, dass Kinder zu den schwächsten Mitgliedern der Gesellschaft gehörten. Es müsse alles dafür getan werden, dass sie ohne Gewalt, Misshandlungen oder Vernachlässigung aufwachsen können, sagte Stübgen, der auch Vorsitzender des Landespräventionsrates ist.
Verlässliche Zahlen etwa zum Anstieg von häuslicher Gewalt oder Misshandlungsfällen hätten weder Kinderschutzeinrichtungen noch Krankenhäuser, sagte Leitner. Doch die Befürchtungen blieben, weil mit der Schließung von Kitas, Schulen und Jugendfreizeiteinrichtungen wegen Corona nicht nur Ansprechpartner, sondern auch Meldeketten zum Kinderschutz ersatzlos weggebrochen seien. Familiäre Krisen und Kindeswohlgefährdungen könnten mitunter erst später erkannt werden. dpa
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