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Philologen: Schulträger können Gesundheitsschutz nicht gewährleisten

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HANNOVER. In einer Woche enden die Sommerferien in Niedersachsen, und es kommt zum Test: Wie gut sind die Schulen auf einen Regelbetrieb unter Corona-Bedingungen vorbereitet? Der Philologenverband stellt für die Vorbereitung ein schlechtes Zeugnis aus. Von einer sicheren Rückkehr zum Normalbetrieb könne unter den derzeitigen Umständen keine Rede sein, heißt es. Der Verband fordert einen Kristenstab unter Einbeziehung von Lehrern, Eltern und Schülern.

Reichen die Vorbereitungen aus, um den Gesundheitsschutz an Schulen zu gewährleisten? Lehrer sind skeptisch. Foto: Shutterstock

Das niedersächsische Kultusministerium geht für den Unterricht ab kommendem Donnerstag (27. August) von einem «eingeschränkten Regelbetrieb» aus. Es wird in voller Klassenstärke unterrichtet; es gilt kein Mindestabstand, dafür gibt es feste Lerngruppen; für Hygiene muss gesorgt sein.

Kurz vor dem Schulstart stelle sich die Frage, ob die Vorbereitungen für einen „eingeschränkten Regelbetrieb“ unter Corona-Bedingungen ausreichend seien „oder ob wir uns auf weitergehende Einschränkungen einstellen müssen“, fragt nun der Philologenverband. – und antwortet selbst: Von einer sicheren Rückkehr zu einem „normalen“ Schulbetrieb könne unter den gegebenen Umständen kurz vor dem Schulstart weiterhin keine Rede sein. Stark steigende Infektionszahlen in den Bundesländern und die Aussetzung von Lockerungen in Niedersachsen nährten Befürchtungen bei Eltern, Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften, dass die Hygieneauflagen verschärft werden müssen.

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“Wir fordern bestmöglichen Gesundheitsschutz für Schüler und Lehrer”

„Wir fordern den bestmöglichen Gesundheitsschutz für Schülerinnen und Schüler wie für Lehrkräfte, der mit dem Präsenzunterricht vereinbar ist. Es muss unser gemeinsames höchstes Ziel sein, die Gesundheit eines jeden Einzelnen zu schützen. Hygieneschutzmaßnahmen, die allgemein gelten, müssen erst recht in der Schule gelten”, betont der Verbandsvorsitzende Horst Audritz.

Bereits im Juni habe sich sein Verband nach ersten Erfahrungen mit den Schulöffnungen mit einem Schreiben an die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände Niedersach-sens gewandt – und von den Schulträgern die unverzügliche Beseitigung eklatanter Hygienemängel in den Schulen gefordert. Es sei deutlich geworden, dass viele Schulen die erforderlichen behördlichen Vorgaben zum Gesundheitsschutz nicht umsetzen konnten. „Erforderliche schulische Anlagen sind teilweise gar nicht oder nur höchst eingeschränkt nutzbar, sofern sie überhaupt vorhanden sind“, so Audritz. Vor allem müssten vor Ort Lösungen für die Einhaltung wirklich schützender Hygiene- und Abstandsregeln im Unterricht und außerhalb des Unterrichts umgesetzt werden. Besondere Probleme stellten dabei die ausreichende Belüftung der Unterrichtsräume wie die öffentliche Schülerbeförderung dar.

Dass die kommunalen Spitzenverbände bis heute nicht reagiert hätten, sei nicht nachvollziehbar. „Sofern die Schulträger hier nicht das umsetzen können, was erforderlich ist, ist das Land in der Pflicht, Abhilfe zu schaffen“, stellt Audritz fest. „Uns fehlen bisher nicht nur die Transparenz zum Stand der Schutzmaßnahmen, sondern ebenso gezielte Kontrollmechanismen seitens des Ministeriums, ob erlassene Vorgaben auch erfüllt werden.“

Einen weiteren Lockdown an den Schulen gilt es zu verhindern

Die Probleme der Corona-Krise lösten sich nicht von selbst. Es sei notwendig, dass sie mit allen Betroffenen angegangen werden. „Wir fordern daher für die Zeit der Pandemie einen ständigen Krisenstab bzw. ein ständiges Expertengremium unter Beteiligung von Eltern- und Schülervertretung und Lehrervertretung, das fortlaufend über neue Erkenntnisse informiert und zur Beratung bei Entscheidungen herangezogen wird“, so Audritz. „Transparenz und vertrauensbildende Maßnahmen sind gefragt, wenn ein weiterer Lockdown an den Schulen verhindert werden soll.“

Eine der zu diskutierenden Fragen: Maske im Unterricht oder nur auf den Schulfluren? In Nordrhein-Westfalen müssen Schülerinnen und Schüler selbst im Unterricht Mund und Nase bedecken. Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sieht das anders. «Es gibt nach meiner festen Überzeugung sehr seriöse Argumente gegen die Maske im Klassenzimmer», sagt er der «Neuen Osnabrücker Zeitung». An vielen Stellen sei man in der Schule darauf angewiesen, Mimik zu sehen.

«Nonverbale Kommunikation ist sehr wichtig in der Schule. Wie das mit Maske sinnvoll gehen soll, weiß ich nicht», argumentierte Tonne. «Bei sommerlichen Temperaturen fünf, sechs oder mehr Stunden mit Maske in einem Klassenraum zu sitzen und sich dabei auf den Unterricht zu konzentrieren ist – um das mal vorsichtig auszudrücken – eine große Herausforderung.» Er glaube, dass das Lernen mit Maske «schwierig bis unmöglich» sei. Unterricht mit Mund-Nasen-Schutz könne allenfalls eine «kurzfristige Notlösung» sein.

Schließung von Schulen ist als Option nicht vom Tisch

Die oppositionellen Grünen im Landtag sprachen von mangelnder Vorbereitung. Wenn der Kultusminister Masken im Unterricht verhindern wolle, müsse er Vorkehrungen für einen besseren Infektionsschutz an Schulen treffen, sagte Fraktionschefin Julia Willie Hamburg.

Schon vor den Sommerferien hatte das Kultusministerium neben dem Regelbetrieb auch zwei andere Szenarien durchdacht. Eins sieht vor, bei einem Anstieg der Infektionen wieder zu einer Mischung aus Unterricht in der Schule und zu Hause zurückzukehren. Die strengste Variante: Schließung von Schulen und Quarantäne. Minister Tonne hat sich während der Ferien mehrfach besorgt über die Zunahme von Covid-19-Fällen geäußert. News4teachers / mit Material der dpa

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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