Entsetzen über Tod von fünf Kindern in Solingen – und viele Fragen

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SOLINGEN. Fünf Kinder sind tot, nur eines hat überlebt. Tatverdächtig: die 27 Jahre alte Mutter. Das Verbrechen von Solingen schockiert. Wie konnte das passieren, was war das Motiv? Viele Fragen sind noch offen. Auch die: Hat der monatelange Ausfall von Kita-Betreuung und Schule während der Corona-Krise eine Rolle gespielt?

Die Bestürzung über das Geschehen ist groß. Foto: Shuttestock

Der Fall der fünf getöteten Kinder aus Solingen hat weithin Bestürzung ausgelöst. Er mache «traurig, wütend und fassungslos zugleich», hieß es am Freitag in einer Reaktion von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD). Die Tat übersteige «unsere Vorstellungskraft von dem, was Menschen imstande sind zu tun». Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte in Düsseldorf, der Fall lasse «einen im Tagesgeschäft innehalten» und an die «wichtigen Dinge im Leben» denken. «Unsere Behörden werden jetzt alles tun, um diesen Vorgang aufzuklären.»

Die fünf Kinder – den Ermittlern zufolge drei Mädchen im Alter von 18 Monaten, zwei und drei Jahren sowie zwei Jungen im Alter von sechs und acht Jahren – waren am Donnerstag tot in einer Wohnung in Solingen entdeckt worden. Die 27-jährige Mutter steht im Verdacht, sie getötet zu haben. Anschließend soll sie sich im nahe gelegenen Düsseldorf vor einen Zug geworfen haben. Sie überlebte schwer verletzt.

Giffey: Wichtig zu erfahren, was hinter dieser Tat steht

Familienministerin Giffey erklärte: «Jetzt gilt es, die Ermittlungen der Polizei abzuwarten und zu prüfen, ob es Hinweise auf Probleme innerhalb der Familie gegeben hat. Hier sollten wir nicht vorschnell urteilen. Der Schutz von Kindern und Jugendlichen hat für mich als Familienministerin höchste Priorität. Es ist daher wichtig zu erfahren, was hinter dieser schrecklichen Tat steht.» Ihre Gedanken seien bei Familie und Freunden der Kinder und auch bei den Einsatzkräften, «die schreckliche Bilder verkraften müssen».

In der Nacht war vor dem Wohnhaus Stille eingekehrt. Bedrückte Menschen zündeten weitere Kerzen vor dem Eingang des Mehrfamilienhauses an. Dazu wurden Blumen und Teddybären als Zeichen der Trauer abgelegt. Am frühen Freitagmorgen waren kaum noch Menschen vor Ort. Die Polizei baute die Absperrungen um das Haus in Solingen-Hasseldelle zurück. Eine Mordkommission ermittelt. Die Todesursache der Kinder werde im Rahmen der Ermittlungen und einer Obduktion geklärt, teilte die Polizei mit.

Ein weiteres Kind, ein elf Jahre alter Junge, hatte die Mutter, die Deutsche ist, zunächst zum Hauptbahnhof in Düsseldorf begleitet. Dann fuhr das Kind alleine weiter zu einer Großmutter nach Mönchengladbach. «Er befindet sich im sicheren Familienumfeld», erklärte die Polizei.

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) war nach einem Besuch am Tatort sichtlich schockiert. «Heute ist ein Tag, an dem wir in Solingen sehr traurig sind, weil eine Tat geschehen ist, die uns tief ins Herz getroffen hat», sagte Kurzbach. Er wolle ein kurzes Gebet sprechen. Am Abend gab es eine Schweigeminute vor dem Haus.

Konnten mögliche Warnzeichen wegen Corona nicht rechtzeitig in Schule und Kita erkannt werden?

Der Fall deutet nach Ansicht des Kriminalexperten Axel Petermann auf Hilf- und Perspektivlosigkeit der Mutter hin. Mögliche Warnzeichen für die Tat seien zudem womöglich wegen der Coronavirus-Pandemie nicht rechtzeitig erkannt worden, sagte Petermann. So sei beispielsweise denkbar, dass durch das Ausfallen von Schulunterricht und Kindergartenbetreuung Mechanismen nicht greifen konnten, die sonst Hilfe oder Unterstützung ermöglicht hätten. dpa

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